Wie lange ist es Grabschändung und ab wann Archäologie?
2 Antworten
Vermutlich meinst du Störung der Totenruhe. Die Ruhezeit variiert, beim Körpergrab kannst du von 20-30 Jahren ausgehen.
Archäologie ist es, sobald jemand mit entsprechender Ausbildung und denkmalschutzrechtlicher Erlaubnis eine Ausgrabung durchführt.
Archäologisch relevant = zum Bodendenkmal wird eine Bestattung... Tja, nun wird es kompliziert. Diese Frage ist vom jeweiligen Denkmalschutz des Landes bzw. Bundeslandes und dessen Umsetzung abhängig, und davon wird nur wenig einheitlich gehandhabt. Vorgeschichtliche Bestattungen sind da immer drin, meist auch mittelalterliche, immer häufiger frühneuzeitliche, wie beispielsweise Bestattungen aus dem 30jährigen Krieg. Als Faustregel kannst du davon ausgehen: Wenn der Friedhof aufgelassen wurde, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Bodendenkmal. Auf Friedhöfen, die noch in Verwendung sind, werden nur in Ausnahmefällen Grabungen durchgeführt.
Du meinst eher Störung der Totenruhe? Schändung ist was anderes und macht sicher kein Archäologe.
und ab wann Archäologie
Wenn eine Grabstätte gefunden wird, die erforscht werden will, heißt wenn weder Inhalt noch Alter bekannt sind.
Ich habe das entsprechend der Fragestellung sehr stark vereinfacht ausgedrückt, um den Fragesteller nicht zu überfordern. Ich habe einen Bachelor in alter Geschichte und klassischer Archäologie.
Trotzdem ist die Antwort leider nicht vereinfacht, sondern bestenfalls die halbe Wahrheit.
Ich weiß nicht, ob wir da jetzt Quartett spielen wollen mit Titeln, ich für meinen Teil habe einen Magister in Klassischer Archäologie, Alter Geschichte und Ur- und Frühgeschichte, habe über 16 Jahre Berufserfahrung als freiberufliche Archäologin und bin inzwischen in einer Stadtarchäologie tätig.
Nö. Archäologie ist erstmal die Lehre vom Alten, genauer gesagt die Wissenschaft menschlicher Hinterlassenschaften. Das zu untersuchende ist dann ein Bodendenkmal (auch dann, wenn es noch nicht als solches ausgewiesen ist.
Alter und Art des Befundes können dabei bekannt oder unbekannt sein, auch ein Wille zur Erforschung ist nicht zwingend nötig, da wir in aller Regel über jeden archäologischen Befund froh sind, der im Boden verbleiben kann, ohne zerstört zu werden. Der Denkmalerhalt steht hier in aller Regel über dem wissenschaftlichen Interesse, weshalb es in den meisten Ländern mehr Notgrabungen (also Maßnahmen im Rahmen eines Bauprojektes, die der Dokumentation vor der Zerstörung dienen) gibt als gezielte Forschungsgrabungen.