Themenspecial 20. Juli 2023
Internationaler Schachtag
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Wie kann ich mich meine Spielstärke noch weiter verbessern?

2 Antworten

Für eine konstante Leistung hilft letztlich gutes Training und dabei ist es wichtig, dass man nicht nur spielt, sondern vor allem regelmäßig, kontinuierlich trainiert. Wenn die Leistungsunterschiede aber doch so stark auseinandergehen, kann es sich lohnen zu beobachten, unter welchen Bedingungen starke Leistungen abgerufen werden und unter welchen Bedingungen eher schlechtere Leistungen zustande kommen und dann hier kontinuierlich gute Bedingungen für einen selbst auch in der Vorbereitung auf Turnierpartien zu Schaffen.

Zum chessence-Training können wir selber direkt keine Empfehlung abgeben, es gibt aber genügend Schachfreunde, die gute Erfahrungen damit gemacht haben.

Zum Training selbst haben wir unseren Sportdirektor Kevin Högy gefragt, der folgendes empfiehlt:

Zum eigenständigen Training würde ich empfehlen, sich nicht allzu sehr mit Eröffnungstheorie zu beschäftigen. Gerade viele Bücher und Videos versprechen schnelle Erfolge, sind aber oftmals für eine nachhaltige schachliche Entwicklung eher weniger förderlich. Viel besser ist Taktik- und Endspieltraining. Taktik kann man über Onlineplattformen (lichess/chess.com) trainieren, aber es gibt auch sehr sehr gute Bücher für alle Levels, angefangen von der Stappenmethode (Muss!) hin zu The Woodpecker Method (sehr empfehlenswert!) bis hin zu kniffligeren Taktiksammlungen (Perfect your Chess). Ein absolutes Muss im Bereich Endspiele ist insbesondere im Amateurniveau (U2300) das Durcharbeiten von „Silmans Endspielkurs“ und/oder „100 Endspiele, die Sie kennen müssen“.

Wenn man eine Vorliebe für Eröffnungen hat und sich unbedingt damit beschäftigen will, rate ich eindringlichst von Büchern/Videokursen ab, die halbseidene Eröffnungen empfehlen. Eine Trickvariante mag für einen Überraschungspunkt gut sein, langfristig lernt man hiervon aber nichts. Hier gilt ganz klar: Von Hauptvarianten lernt man am meisten – immerhin sind sie nicht umsonst Hauptvarianten, weil sie (für beide Seiten) spielbar sind, Pläne und Ideen sind bestens ausgearbeitet. So lernt man auch viel darüber, wie man die entstehenden Mittelspiele korrekt handhabt. Eröffnungen müssen natürlich immer zur Person passen, aber in einer idealen Welt würde ich empfehlen, mit Weiß und Schwarz Spanisch zu spielen, weil es die komplexeste klassische Eröffnung ist. Wer zum Beispiel mit Schwarz sich für die Saitzev-Variante als sein Hauptrepertoire entscheidet, lernt automatisch je nachdem, für welchen Hauptpfad Weiß sich entscheidet, das Spielen von sizilianischen (d6+e5), königsindischen, symmetrischen und benoniartigen Bauernstrukturen. Nicht umsonst gilt Spanisch als die Königin der Eröffnungen. Wer Spanisch spielen kann, kann Schach spielen. Gleiches gilt auf ähnliche Weise für den ganzen Komplex des klassischen Damengambits (1.d4 d5 2.c4 e6). Auch hier lernt man unsagbar viel, was einem für die weitere schachliche Entwicklung helfen wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Einer der weltweit größten Schachverbände.

Die Antwort vom DSB ist schon richtig gut. Hier noch mein Senf dazu:

Wow @Deutscher Schachbund ... das ist sehr reflektiert und gut begründet - gerade mit den vielzahligen Spaniern oder noch variantenreicheren Damen-(Indern).

Gerade dieses Eröffnungs- oder gar Fallen-Gepauke mag wirklich kurzfristige Erfolge versprechen. Sobald du dich aber auf ein höheres Niveau begibst, werden dich deine Gegner auch kennen und sich vorbereiten.

Viel wichtiger ist hier, gerade im niedrigen 2000er-Bereich wirklich die Motive und Ziele, die sich aus verschiedenen Eröffnungen ergeben, zunächst zu verstehen und dann auch auf dem Brett umsetzen zu können. Oftmals hast du hier auch schon taktische Elemente, die hin und wieder sogar schematisch umsetzbar sind (Grundlinienmatt, ersticktes Matt um nur die einfachen zu nennen).

Die Abspiele, die sich aus dem spanischen sind schon herausfordernd - aus den geschlossenen Eröffnungen mit 1. d4 und den angenommenen oder abgelehnten Damengambitvariationen oder den Indischen Systemen möchte ich hier gar nicht erwähnen.

Mit anderen Worten: Eröffnungspauken hilft wenig, wenn du nicht die Ideen hinter einer Eröffnung, die weitere Fortführung ins Mittel- oder gar Endspiel erkennen kannst. Auf der anderen Seite hilft dir genau dieses Wissen über die Grundlagen einer Eröffnung (ohne Zugfolgen zu lernen) schon weiter, wenn du die taktischen und strategischen Momente einer Eröffnung verstanden hast.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – lange Jahre Vereinsspieler mit DWZ um 2000