Wie funktioniert eigentlich Gebärdensprache?

3 Antworten

Ich habe letztes Jahr einen Gebärdensprachkurs belegt, Gebärdensprache ist eine eigenständige Sprache, nicht zu vergleichen mit unserer Form der verbalen Mitteilung. Ich versuche es mal einfach auszudrücken, für jeden Buchstaben und für jede Zahl existiert ein Zeichen, das lernt man als erstes. Aber da es ewig dauern würde, daraus Sätze zu bilden, gibt es spezielle Zeichen für z.B. Frau, Mann, Haus, Stadt, Geld, Enkel, Chef usw. usw. Ich war wirklich willig, das zu lernen, aber es ist sehr schwer, sich das alles einzuprägen. Hier ein Link, wo ich mir beim Lernen Unterstützung geholt habe

https://www.google.de/search?q=geb%C3%A4rdensprache+you+tube&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=ekUCVpuIDYbwUJK8jIAB

Die bildhübsche Inderin macht das am besten vor. Die Lippenbewegungen müssen zum Teil sein, kombiniert mit der entsprechenden Handbewegung bilden sie das Wort bzw. zum Teil ganze kleine Sätze. Ich kann z.B. mit einer Handbewegung und entsprechender Mimik ausdrücken, dass ich sehr starke Bauchschmerzen habe.  Aus diesem Grund wirken Gehörlose auf uns etwas eigen, die Mimik ist sehr, sehr wichtig bei der Gebärdensprache. lg Lilo

LiselotteHerz  23.09.2015, 08:29

Noch eine Anmerkung zur Grammatik, die stellen ihre Sätze um. Das war für mich eine besondere Herausforderung, das ist nicht einfach eine direkte Übersetzung unserer Sprache, zum Teil werden Worte einfach ausgelassen, da nicht notwendig.

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Hallo,

es gibt in Deutschland zwei Arten von Gebärdensprache, nämlich LGB, lautsprachbegleitende Gebärden, die sich nach der Struktur der gesprochenen Sprache richtet, den gleichen Satzbau benutzt und auch Artikel verwendet. Die Gebärdensprache, derer sich Gehörlose bedienen und die man z.B. auch bei Phoenix sieht, wenn Nachrichten durch Gebärdendolmetscher übersetzt werden, ist die DGS, die Deutsche Gebärdensprache, die eine eigene Struktur besitzt. Artikel werden nicht benutzt, der Satzbau ist in der Regel adverbielle Bestimmung der Zeit, Subjekt, Objekt, Verb und eventuelles Fragewort.

Dekliniert und konjugiert wird nicht wie in der Lautsprache, es gibt aber Unterschiede zwischen Singular und Plural und bei Verben zusätzliche Gebärden für den zeitlichen Aspekt.

Im Unterschied zur gesprochenen Sprache spielt die Lage von Gegenständen oder Personen im Raum eine wichtige Rolle - so wird eine Deckenlampe anders gebärdet als eine Wandlampe. Außerdem gibt es Verben, die je nach den handelnden Personen anders gebärdet werden. Z.B. das Verb 'geben'. Wenn Du mir gibst, mache ich eine Handbewegung auf mich zu, gebe ich Dir, eine Handbewegung von mir weg. Ähnliches gibt es auch für die Verben fragen und antworten, besuchen usw., bei Verben also, die auch eine Richtung ausdrücken.

Dann gibt es noch eine Eigenart, die die gesprochene Sprache nicht kennt, nämlich den Aspekt. Eine Person, die geht, wird anders gebärdet, wenn es sich um den Gebärdenden selbst handelt, als wenn er eine andere Person meint. Das ist längst nicht dasselbe wie ich gehe, er/ sie/ es geht, weil es sich um unterschiedliche Gebärden handelt, während das Wort gehen in der gesprochenen Sprache zwar je nach Person verändert wird, aber nicht durch ein anderes ersetzt.

Außerdem gibt es noch die sogenannten Zahleninkorporation, die Verbindung der Zahlen 1 bis 10 mit bestimmten Substantiven wie Woche, Monat, Jahr, Euro, hundert, tausend usw. Dabei ist die Handform die der Zahl, etwa drei oder vier, die Bewegung wird aber von dem Wort genommen, mit dem das Zahlwort verbunden wird. Die Gebärde für Monat etwa ist eine Hand mit gestrecktem Zeigefinger, die sich von oben nach unten bewegt. Wenn ich jetzt Daumen, Zeige- und Mittelfinger ausstrecke und die Hand - Handrücken nach oben - von oben nach unten bewege, drücke ich damit den Zeitraum von drei Monaten aus.

Gebärden unterscheiden sich in bezug auf die Handform, die Handhaltung, die Bewegung, den Ort, an dem die Gebärde ausgeführt wird - etwa Kopf- oder Bauchhöhe - die Mimik und das Mundbild. So sind die Gebärden für 'mein' und 'habe' an sich gleich. Bei 'mein' aber bleibt der Mund geschlossen, bei 'habe' ist das Mundbild 'hab' zu erkennen.

Herzliche Grüße,

Willy

Quantom  29.12.2018, 21:12

Korrektur: LBG ist keine Art von Gebärdensprache!

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Hey,

Bin auf dem Berufskolleg für Gebärdensprache und habe dort Gebärdenunterricht DGSP schon etwas mehr als ein halbes Jahr. Nein Verben kann man nicht konjugieren und es gibt Artikel ja. Der Satzbau sieht folgendermaßen aus: Deutsch: Ich besuche morgen meine Oma! DGS : Morgen ich meine Oma besuchen! Du siehst also das das Verb immer am Ende steht und Zeiten am Anfang. Ach es gibt ja so vieles was anders ist das ich alles in diese Antwort nicht hinzufügen kann! Das Mundbild benutzt man weil es nicht für alle Wörter eine Gebärde gibt d.h vieles ist gleich. Wie soll man so also den unterscheid zwischen zwei verscheidenen Wörtern erkenn wenn anhand der Gebärde teilweise bis zu 3 Wörter in Frage kämen? Man bewegt seinen Mund also zu dem Wort was man gebärdet, somit verstehen die Gehörlosen welches dieser vielen wörter gemeint ist. Außerdem drückt die Mimik und Körpersprache also Gefühlsausdrücke seeehr viel aus und ist ein wichtiger Bestandteil

Lg