Wie ehrlich kann man zu Freunden sein?
Ich hab ein moralisches Dilemma und brauche dringend mehr Meinungen.
Eine enge Freundin von mir, die ich eigentlich sehr gerne habe, hat in ihrem Leben praktisch noch nie wirklich (hart) gearbeitet und ist schon zum zweiten Mal seit langer Zeit arbeitslos.
* Triggerwarnung an dieser Stelle für psychische Krankheiten *
Sie hatte eine schwere Jugend und einige Jahre Depressionen, was sie mitunter als Erklärung dafür nimmt, dass sie nichts tun "kann", was sie nicht wirklich will, also auf den Job bezogen, und dass beim Gedanken an alles andere Angst bekommt.
Schlimm, aber die Sache ist, dass eine andere Freundin und ich teils sehr ähnliche und genauso schlimme Erfahrungen gemacht und mussten mit den Folgen daraus umgehen. Aber wir haben dennoch immer gearbeitet und uns durchgekämpft, obwohl es uns wirklich schlecht ging.
Und da die Freundin, um die es geht, generell auch bei belanglosen Dingen zur Faulheit neigt (sie sagt selbst - nicht sie KANN nicht, sondern sie WILL nicht bzw hat keine Lust), glaube ich, dass sie nicht versteht, dass einem nicht alles zugeflogen kommt und dass man manchmal "in die Zitrone beißen" muss.
Ich nehme psychische Krankheiten sehr ernst, wie gesagt habe ich selbst meine Erfahrungen, aber bei ihr wirkt es wirklich...
Eigentlich geht mich dieser Teil ihres Lebens ja auch nichts an, aber es quält mich doch sehr, weil es irgendwie ungerecht ist. Wir mussten uns immer durchkämpfen und haben für eine gute Situation gearbeitet, sowohl in einem Job als auch an uns selbst. Ich hab wirklich versucht, es zu ignorieren, aber es kommt immer wieder hoch.
Meine Frage ist: soll ich mit ihr darüber sprechen? Ihr meine ehrliche Meinung sagen?
Die Freundschaft ist mir sehr wichtig, darum will ich sie nicht beenden bzw etwas tun, das sie beendet, aber das kann so auch nicht mehr weitergehen.
Bitte um eure Meinung!
4 Antworten
Menschen verarbeiten sowas anders als andere. Du weißt nicht wie es ihr genau geht, das weiß nur sie.
Keine Motivation zu haben kann natürlich auch Teil der Psychischen Erkrankung sein und dann hat man sozusagen keine Lust. Das ist nicht immer einfach nur Faulheit.
Und es ist auch nicht ungerecht, weil sie kann nichts dafür, dass ihr arbeitet. Nur weil ihr es schafft muss sie es ja nicht schaffen. Außerdem beziehst du dich damit auf euch und sie ist im Hintergrund.
Sprich mit ihr darüber, sag ihr nicht, dass du es ungerecht findest sondern biete lieber deine Hilfe oder die Hilfe einer Professionellen Person an.
Du bist eine wahre Freundin wenn du dir schon Gedanken machst. Wahre Freunde sagen die Wahrheit um die andere Person zu schützen. Wenn sie dann sauer auf dich ist,ist das nicht deine Schuld und du hast das gute gemacht. Öffne ihr lieber die Augen sie wird entweder sehr dankbar oder wenn nicht jetzt in Zukunft bereuen nicht auf dich gehört zu haben.
aber es quält mich doch sehr, weil es irgendwie ungerecht ist.
Der Punkt ist doch, dass es Dich quält. Es geht also gar nicht um Deine Freundin, sondern um das von Dir empfundene Gefühl von Ungerechtigkeit. Vor dem Hintergrund, dass Deine Freundin eine scheinbar diagnostizierte psychische Erkrankung hat, finde ich Dein Ansinnen schon ziemlich egozentrisch.
Und da die Freundin, um die es geht, generell auch bei belanglosen Dingen zur Faulheit neigt
Und? Du schreibst ja selbst:
Eigentlich geht mich dieser Teil ihres Lebens ja auch nichts an
Kein Aber.
Es ist Dein Thema, das Du da gerade an Deiner Freundin bearbeiten willst. Und genau da solltest Du mal genauer hinsehen.
Wieso ungerecht? Jeder sucht sich sein Leben aus. Deine Freundin verpasst, indem sie ihre Ängste in den Mittelpunkt rückt, viel von den Erfahrungen, die ihr in euren Jobs macht. Ihr Leben ist vielleicht oberflächlich bequemer – wenn auch finanziell prekär (Ausser sie hat jemanden, der sie mit Geld versorgt). Aber sie verpasst auch unendlich viel an Entwicklung und Erfahrungen, die ihr in euren Jobs macht. Solche Erfahrungen geben auch mehr Selbstbewusstsein. Zuhause hängen ist zwar bequem – aber auch unendlich langweilig. Deshalb schaut auf euch selbst und nehmt sie einfach so, wie sie ist. Aber lasst euch nicht ausnutzen.