Wer ist U-Bahn Fahrer/in bei der BVG und kann mir seine Erfahrungen schildern?

2 Antworten

Wenn das Nachfolgende hoffentlich weiterhilft, dann bitte nicht mein "Honorar" ( https://www.gutefrage.net/faqund hier "Inhalte bewerten") vergessen.

Arbeitgeber DB: Leider nicht gesagt, ob für dich ICE, Regionalexpress oder S-Bahn relevant wäre. Grundsätzlich sei zur DB gesagt - Originalteilzitat "Wikipedia: Die Deutsche Bahn AG ist ein bundeseigener Mobilitäts- und Transportkonzern mit dem Kerngeschäft Eisenbahn. Das Unternehmen ist als Aktiengesellschaft organisiert und befindet sich vollständig im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Im Klartext: trotz Eigentum der Bundesrepublik Deutschland ein privatwirtschaftliches Unternehmen was lt. meiner Auffassung "krisenfeste Arbeitspätze" trotz zum Beispiel mit unbefristeten Arbeitsvertrag nicht unbedingt garantiert.

Auch bei vielen Kfz-Haftpflichtversicherungen wirken sich Beschäftigungen im öffentlichen Dienst lt. eigener Erfahrung günstiger auf Versicherungsbeiträge aus. Auch bevorzugen viele Vermieter (kommunal oder privat) Beschäftigte des öffentlichen Dienstes als mögliche Wohnungsbewerber.

Arbeitgeber BVG: Anstalt öffentlichen Rechts. Im Klartext öffentlicher Dienst. Lässt man sich nichts Wesentliches zuschulden kommen, kann man hier alt werden und sich weiter entwickeln.

U-Bahn-Zugfahrer: Soweit dir noch nicht bekannt:

Es gibt gesonderte Zugfahrberechtigungen für das Klein-oder Großprofil. Hat man zum Beispiel die Zufahrberechtigung Großprofil darf man damit KEINE Züge des Kleinprofils fahren und umgekehrt.

Klein-und Großprofil unterscheiden sich u.a. hinsichtlich der Stromschienenabtastung des Zuges, Breite des Wagenkastens, Polarität der Fahrstromversorgung, die maximal höchstzulässige Streckengeschwindigkeit und relevante Stromschienenlücken für Züge.

Viele Beschäftigte bei der BT (BerlinTransport =BVG-Tochterfirma) haben Klein-und Großprofilberechtigungen. Es gibt jedoch keinerlei geldwerte Vorteile wenn man BEIDE Berechtigungen hat.

Persönliche Empfehlung: Wenn wohnortmäßig günstig gelegen, sich für das Kleinprofil "starkmachen". Dies beinhaltet zwar höheren Ausbildungsaufwand (gegenwärtig 5 verschiedene Zuggattungen zu lernen und zu beherrschen, beim Großprofil weniger).

Das Kleinprofil jedoch ist betreffs der Kollegen "familiärer" als das Großprofil. Auch sind die U1-U4 bis jetzt nicht derart kriminell belastet wie zum Beispiel die U8 (Großprofil), wo selbst Bahnhofsreiniger teils nur in Begleitung von Sicherheitsleuten ihrer Arbeit nachgehen können.

Wie zufrieden sind die U-Bahnfahrer mit ihrem Job?

Daß damit jede Menge Verantwortung für Mensch und Material verbunden ist, dürfte bekannt sein. Wünschenswert wären u.a. bessere Kehrzeiten auf den Endbahnhöfen (teils nur 4min wenn alles gut geht) und bessere Übergangszeiten von einem Dienst zum anderen.

Insbesondere während der "Springerwoche" (rd. 1x im Monat) fallen die Dienstübergänge von einem zum anderen Dienst mit rd. 11 Stunden zwischen zwei Diensten oft sehr kurz aus. Wobei die 11 Stunden jedoch arbeitsrechtlich zulässig sind.

Läuft jedoch alles rund und ohne Störungen, macht der Job sogar Spaß.

Weiterqualifizierungsmöglichkeiten Sind reichlich vorhanden. Sei es nach rd. 2 Jahren Zugfahrertätigkeit,

. die Weiterbildung zum Zugprüfer (repariert u.a.kleine Schäden vor Ort, stellt Zugverbände lt. Kuppelplan zusammen etc..)

. die Weiterbildung zum Weichensteller

. die Weiterbildung zum Bahnhofsmanager (dieser betreut alle Bahnhöfe in seinem Verantwortungsbereich u.a. in Hinsicht auf Verkehrssicherheit, Abwehr von Brandlasten etc..) eingreifen bei Betriebsstörungen-und Vorkommnissen

. die Ausbildung in der U-Bahnleitstelle (dafür sucht man gegenwärtig Mitarbeiter)

um nur EINIGE von vielen Weiterbildung-und Aufstiegsmöglichkeiten zu nennen.

Ausbildungsverlauf zum Zugfahrer in Kurzform:

Gliedert sich in Grundausbildung (mit schriftlicher Zwischenprüfung), DVU (Dienstvorschrift U-Bahn) dto. mit schriftlicher Zwischenprüfung und Zugtechnikausbildung. Bei Zugtechnikabschluß schriftliche Prüfung, praktische Prüfung und sogenannte Freifahrt (Fahrprüfung mit Fahrgastzug)

Gesamtdauer rd. 6-7 Monate. Hier bekommt man sogar schon Gehaltszahlungen.

Grundausbildung: u.a. Aufbau und Struktur der BVG und des U-Bahnfahrdienstes, die wichtigsten Tarifstufen-und Gebiete, Umsteigemöglichkeiten, Bezeichnung der Gleise, Bahnsteige, Bahnhofszugänge etc..Normalerweise Ausbildungsort U-Bahnbetriebsschule Alt Moabit 85 U-Bahnhof Turmstr.

DVU: u.a. U-Bahnfahrdienstvorschriften, Verhalten bei Zugstörungen, Notfallmanagement, Fahr-und Rangiersignale. Normalerweise Ausbildungsort Alt-Moabit 85 U-Bahnhof Turmstr.

Zugtechnik: (gewissermaßen im Schwierigkeitsgrad die Königsklasse) u.a. Technischer Aufbau und Funktionen eines U-Bahnzuges. Was macht man bei Zugstörungen? Das Ganze gliedert sich in Theorie und praktischen Übungen am „lebenden Objekt“.

Normalerweise Ausbildungsorte: Kleinprofil U-Bahnhof Olympiastadion Ausbildungsstätte Marchandelweg, Großprofil Betriebswerkstatt Britz-Süd.

Bitte KEINESFALLS jegliche Ausbildungspunkte unterschätzen sondern immer GEWISSENHAFT lernen. Anderenfalls ist die jeweilige Bruchlandung garantiert! Bei gewissenhaften Lernen jedoch ist der Prüfungserfolg zu 99% sicher.

Ist man erfolgreicher Ausbildung „in Amt und Würden“:

Kann es leider ein paar Monate dauern, bis man einer sogenannten Zuggruppe zugeordnet wird. Solange läuft man als „Springer“ wo jeden Tag woanders die Dienstaufnahme/Dienstübergabe erfolgt.

Am besten sofort nach erfolgreicher Ausbildung beim Dienstzuteiler oder Gruppenleiter sich für eine bestimmte Zuggruppe bewerben. Eine Zuggruppe umfasst kurz gefasst einen Bereich, indem man selbstständig zu Dienstbeginn auf einem zugehörigen Endbahnhof einen Zug früh einsetzt, bzw. zum Dienstschluß abends einen Zug aussetzt (abstellen, gegen Abrollen mit Federspeicherbremse sichern und ausschalten) Im übrigen erfolgt die Ablösung zu Dienstbeginn/Dienstschluß auf einem zentral gelegenen Bahnhof.

Theorie und Praxis: Wie fast überall woanders auch hier gewaltige Unterschiede. Flapsig gesagt: DIE Zugschäden welche in der Ausbildung behandelt wurden, treten in der täglichen Dienstpraxis selten auf. Vielmehr gibt’s hier DIE Schäden/Störungen von denen bestenfalls am Ausbildungsrand etwas gesagt wurde.

Mir selbst ist ein U-Bahnzugfahrer bekannt, welcher die Schäden/Störungen geradezu magisch anzieht (ein Karma oder Fluch?)

Was er jedoch als Vor-und Nachteil zugleich sieht: Nachteil: Die ohnehin größtenteils knappe Kehrzeit am Endbahnhof ist dahin. Vorteil: Er hat schon soviele Schäden/Störungen gehabt (und wird wohl noch haben) daß er im Fall der Fälle nicht „wie ein Schwein vorm Uhrwerk steht“ sondern weiss wo er gezielt eingreifen kann/muss, um den Zug mit Fahrgästen zumindest bis zum Endbahnhof „durchzuschleppen“. Ist jedoch der Schaden/Störung lt. DVU zu gravierend, muss auf dem nächsten Bahnhof entleert und der leere Zug bis zum Endbahnhof mit Zugprüfer gefahren werden.

Mehr Details dazu gerne auf entsprechende Anfrage Anderenfalls wird diese Antwort um einiges länger als bei Gutefrage üblich

Bliner  10.10.2023, 10:14

Auch wenn die Antwort schon etwas her ist, wie hoch ist denn der Lernaufwand in der Freizeit so, wie viel Zeit geht da ungefähr drauf und wie viel Input ist die gesamte Ausbildung eigentlich, kommt man an seine Grenzen? Und mit wie vielen Teilnehmern i.d.R. macht man die Ausbildung ?

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Hallo ich mache aktuell die FiF Ausbildung ( Fachkraft im Fahrbetrieb) . Der Lernaufwand ist schon sehr hoch und in der Zugtechnik muss man schon sehr aufmerksam sein und am besten nie fehlen, sonst verpasst man zu viel. Aber es macht Spaß und wenn man sich an Regeln hält kann man dort alt werden. Es sind ca. 5 bis 9 Teilnehmer durchschnittlich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung