Wenn es immer jemanden auf der Welt gibt, der es schlimmer hat, gibt es dann nicht auch irgendjemanden der es am schlimmsten hat?
8 Antworten
Mathematisch gesehen müsste das so sein, sofern diese Einschätzung objektiv ist. Aber das Problem ist, dass die die Grade des "Schlechtergehens" äußerst subjektiven Kriterien unterliegen. So könnten die beiden Menschen, denen es am schlechtesten geht jeweils zu dem Schluss kommen dass es jeweils dem anderen etwas schlechter geht als ihnen. Doch auch hier kann man noch nicht objektivieren, denn ein objektiver Beobachter, dem es selbst nicht gut geht, könnte am Ende meinen dass es beiden eigentlich nicht schlecht geht. Die beiden haben nur eine schwere Lebensschuld auf sich geladen und verzweifeln daran, dass sie diese nie wieder abtragen können obwohl sie beide Krebs haben und daran sterben werden. Aber der Beobachter war immer gut und anständig und hat jetzt trotzdem Krebs und obendrein noch viel schlimmere Schmerzen als die beiden anderen.
Die Tragik eskaliert in einen Pool, in dem es unmöglich ist, solche Vergleiche anzustellen.
Der Spruch ist so zu verstehen, dass es zu 99,99999 % egal ist, was DU hast, es immer einen gibt, der es schlimmer hat, also DIR kann es nicht so schlecht gehen, dass es sich nicht einen findet, dem es schlimmer geht.
Insgesamt würde ich solche Sprüche nicht zu wörtlich nehmen, sondern versuchen, den Sinn dahinter zu erfassen.
Es wird halt bei uns viel auf hohem Niveau gejammert.
Dass der Spruch jemandem nicht hilft, dem gerade im Krankenhaus ein Bein abgenommen werden musste, ist schon klar. Dem wird es egal sein, wie vielen Menschen zwei Beine fehlen oder es anders schlechter geht. Da ist man berechtigter Weise ich-fokussiert.
Jemandem den Spruch an den Kopf zu werfen, der sich mit einmal die Woche Müll rausbringen überfordert fühlt, macht schon mehr Sinn.
Auch wenn es nicht richtig erscheint, vergleichen sich viele Menschen mit anderen. Wenn jemand ein Bein hat und die meisten anderen um ihn herum auch nur ein Bein hätten, würde er es besser ertragen können als wenn er ein Bein hat und alle anderen haben zwei Beine. Auch würde jemand nicht so schnell mut- und kraftlos sein, wenn er der einzige mit einem Bein wär und alle anderen keine Beine hätten.
Also diese idealistische Ichfixiertheit ist selten anzutreffen, bei der man alle Kraft aus sich selbst schöpft - und die, bei denen alles dran ist und läuft, zählen nicht.
(Dennoch bleibe ich dabei, dass es taktlos ist, so jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass es andere schlimmer haben. Er könnte sich nicht ernst genommen fühlen.)
heyy,
ich glaub das müsste (ganz ganz objektiv betrachtet) so sein. Da das aber immer individuell ist (also was man als schlimm bzw schlecht empfindet) sieht das fast jeder anders.
Schlecht gehen ist halt immer subjektiv. So gibt es Leute die keine Heizung und Warmwasser haben aber glücklich sind, andere wollen Selbstmord machen weil sie kein iPhone zum Geburtstag bekommen sondern nur ein Xiaomi.
Ja, aber was am Schlimmsten ist, lässt sich nicht genau messen. Viele halten Adolf Hitler für den Schlimmsten, weil er für den Mord an 6 Millionen unschuldigen Juden verantwortlich ist. Das finde ich auch.
Auch jemand hat es am Schlimmsten. Wer das hat, darüber sind die Menschen unterschiedlicher Meinung.