Welche Vor- und Nachteile hat ein wirtschaftliches Nullwachstum?

4 Antworten

Nullwachstum hat keine Vorteile für den Umweltschutz. So einfach kann man das nicht sagen. Es kommt auf die Sektoren an, die wachsen oder nicht wachsen. Wie sieht mit Dienstleistungen aus, steigt der Anteil für alternative Energien etc. Nur über aggregierte Daten lassen sich keine qualitativen Aussagen machen, da muss man schon genauer in die Statistik schauen.

Nullwachstum gibt es in der Natur, bei allen lebenden Organismen, überall auf der Welt und ist eine ganz natürliche Sache.

Dazu muß man sich ganz einfach mal einen Organismus in seinem Lebensverlauf anschauen. Nach dem Entstehen wächst der Organismus heran. Die Wachstumsrate liegt zunächst deutlich über dem reinen Reproduktionsanteil. Nach einigen Jahren schwächt sich das Wachstum ab und endet letztendlich im Nullwachstum.

Eine weitere Zunahme von Größe und Gewicht ist kaum noch feststellbar.

Beispiel Mensch: Bis ca. zum 19. Lebensjahr wächst der Körper heran und hört dann für den Rest der Lebenszeit auf zu wachsen. Natürlich ist immer noch ein Wachstum vorhanden, doch dieses Wachstum ist genau so groß, wie es die Erhaltung benötigt. Es wird jedes Jahr die gleiche Menge reproduziert.

Weder die jährliche (Wachstums-)Menge, noch die Gesamtmenge verändert sich. Sowohl äußerlich als auch bei bei der „Produktionsmenge“ liegt keine Änderung vor. Und genau das ist Nullwachstum.

Beispiel Wald: Ein Wald auf einer Fläche wächst bis zu einer bestimmten Größe und Menge heran. Ab dann ist durch das natürliche Absterben und Neuentstehen keine weitere Massenzunahme vorhanden. Mit anderen Worten: Im Bestand und Produktion ist Nullwachstum eingetreten. Erst mit Vergrößerung der Fläche oder mit günstigeren klimatischen Bedingungen kann ein Wachstum für eine kurze Zeit eintreten. Nullwachstum im wirtschaftlichen und politischem Umfeld

Mit dem Begriff Wachstum ist ausschließlich das Wachstum der realen jährlichen Leistungsmenge gemeint (befreit von Inflation und sonstigen Einflußgrößen).

Viele Leser von diesem Schreiben verwechseln das mit dem Bestand an Waren (auch der Autor kann sich von dieser Verwechslung bis 2004 nicht ausnehmen). Unter Nullwachstum wird dann der konstante Warenbestand von einem Jahr im Vergleich zum vorherigen Jahr verstanden. Mit anderen Worten: Es ist nichts hinzugekommen.

Doch das ist FALSCH.

Nicht die gleiche Höhe der Waren-, Güter und Dienstleistungsbestand ist mit Nullwachstum gemeint, sondern die jährliche Leistungsmenge einer Wirtschaft.

Wird in einem Jahr genauso viel geleistet wie im Jahr zuvor, dann liegt Nullwachstum vor. Der Bestand wächst deswegen trotzdem an. Der materielle Wohlstand wächst bei Nullwachstum.

Eine kurze Frage: Eine Stadt hat einen Bestand von 100.000 Gebäuden. Jedes Jahr werden 5.000 Gebäude neu errichtet. Wieviel % Wachstum ist das?

9 von 10 Personen antworten hier: Das sind 5% Wachstum.

Leider FALSCH. Das ist Nullwachstum !!!

Warum? Die jährliche Baumenge beläuft sich auf 5.000 Gebäude. Im vorletzten Jahr, im letzten Jahr, in diesem Jahr und im nächsten Jahr.

5.000 minus 5.000 = 0 !! Die jährliche Leistungsmenge hat sich nicht verändert.--> Nullwachstum (wirtschaftwissenschaftliche Bedeutung). Die Höhe des Bestands hat hier überhaupt keinen Einfluß.

Was bedeutet das für den Bestand? Der Bestand hat sich erhöht. Jedoch nicht um 5.000 Gebäude, sondern um etwas weniger. Hier ist zu berücksichtigen, daß ja ein Teil der Gebäude ersetzt wird (Abriss und Neubau oder Umbau mit Vollsanierung). Sind das 1.600, dann ist der Bestand von 100.000 um 3,4% gewachsen. Auch das ist natürlich abhängig von dem Gesamtbestand und der Menge der zu ersetzenden Gebäude. Die Reproduktionsrate beträgt 1,6%. Diese Rate wird als konstant angesetzt --> jedes Jahr müssen 1,6% vom Bestand ersetzt werden.

Beispiel: Mit den angegebenen Werten ist der Bestand nach 4 Jahren 113.277 Gebäude. Bauleistung im 4 Jahr: 5.000 Gebäude, davon 1.761 Gebäude Ersatz und Neubau von 3.239 Gebäude = 2,86%. Das Bestandswachstum, oder die Bestandsvermehrung, nimmt mit zunehmendem Bestand ab.

Der Bestand wächst, der materielle Wohlstand nimmt zu, und das obwohl wirtschaftliches Nullwachstum vorliegt.

Mh also das weniger Ressourcen- und Energie verbraucht werden, ist sicher ein positives Argument.

Allerdings sinkt bei einem Nullwachstum zumindest im sekundären Sektor die Beschäftigungsrate. Da (zumindest theoretisch) die Industrie ständig versucht zu automatisieren Austausch Mensch gegen Maschiene grob vereinfacht). D.h. bei Nullwachstum sinkt die Anzahl der Arbeitsplätze - und das wirkt sich negativ aus.

Unter nullwachstum verstehe ich, dass einzelne branchen noch wachsen, andere dagegen schrumpfen, so dass unterm strich das bruttoinlandsprodukt nicht weiter wächst.

Ein wichtiger vorteil ist die entschleunigung (die man zugleich auch als nachteil sehen kann, je nach standpunkt des betrachters). Die technische innovation würde insgesamt langsamer ablaufen, da kreditfinanzierte ausweitungen des marktes schwieriger werden (zinsen haben die dumme eigenschaft, ständig zu wachsen). Vorteil: Es gäbe weniger flopps, weniger überflüssiges würde produziert, das man schon ein jahr später wieder wegwirft; weniger schädliche irrwege des fortschritts; man könnte den technischen fortschritt besser auf die gesellschaftlichen bedürfnisse abstimmen; die menschen würden nicht mehr ständig durch neuerungen überfordert.

Nullwachstum führt keineswegs automatisch zu arbeitslosigkeit. Hingegen führt das wachstum, das wir normalerweise haben (und bis 2008 auch hatten), erwiesenermaßen zu einer hohen "sockel-arbeitslosigkeit" von etwa 3 Mio. in Deutschland. Würde man das nullwachstum (das ja durchaus ein wachstum in einzelnen branchen beinhaltet) mit einer arbeitszeitverkürzung kombinieren und mit einer ausweitung personalintensiver dienstleistungsbranchen, würde die arbeitslosigkeit sogar abnehmen.

Problem: Die riesigen profite einiger konzerne und vor allem im finanzsektor sind bei nullwachstum nicht möglich. Man könnte es also nur gegen diese mächtigen kreise durchsetzen.