Was sind Kreuznotierungen & Arie + Rezitativ?

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Hallo Michi,

da kommen ja einige Fragen zusammen.

Das Rezitativ ist eine Form des Sprechgesanges, von der Sache her ähnlich dem viel älteren gregorianischen Gesang, im Ausdruck jedoch ganz anders: Der gregorianische Gesang trägt den Text weitestgehend ausdruckslos, das Rezitativ (ab der Barockzeit) deklamiert den Text. Ein typisches Rezitativ sieht bei Bach so aus:

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Relativ viel Text soll verarbeitet werden, es gibt also keine Text-Wiederholungen; der Rhythmus ist einfach, dem Sprachrhythmus nachempfunden; es gibt viele kurze Phrasen, die durch Pausen getrennt sind.

Die Arie ist melodiöser und empfindsamer: Die Gefühle einer Person (einer Figur der Oper oder des Oratoriums, nicht der des Sängers) werden ausgedrückt. Die Phrasen sind länger, alle musikalischen Parameter werden kunstvoller gestaltet - wie man sehen kann sowohl in der Singstimme als auch in den Begleitstimmen:

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Am leichtesten kann man die Satzformen mit einem Blick in die Partitur unterscheiden, denn zumeist sind sie mit 'Rezitativ' (Recitativo) oder 'Arie' (Aria) überschrieben. 😉

Entwicklung des Rezitativs

Wie die Ästhetik im allgemeinen hat sich mit den Musikepochen auch der Ausdruck des Rezitativs geändert. Vor allem wurde diese Art des Sprechgesanges ausdrucksstärker und bekam mit dem gesprochenen Wort ein zusätzliches Ausdrucksmittel - wobei hier nicht beliebig gesprochen werden darf, sondern nach der Vorgabe einer ungefähren Tonhöhe. Dies findet man erstmals bei Humperdinck in der Oper 'Königskinder'. Die Humperdicksche Notation wurde jedoch als so schwer lesbar kritisiert, weshalb er sie später wieder in herkömmliche Notenschrift umschrieb.

Bei Schönberg findet man ebenfalls dieses melodische Sprechen, verbunden mit dem scheinbaren Paradox, dass diese gesprochenen Passagen hinsichtlich der Tonhöhe äußerst präzise notiert werden. Dieses lässt sich dadurch auflösen, dass Schönberg konsequent eine Zwölftonreihe verwendet und diese ebenso konsequent durchgehend notiert.
Dies zur 'Kreuz-Notation' hier in diesem Retitativ.

LG
Arlecchino

 - (Musik, Musiktheorie, Oper)  - (Musik, Musiktheorie, Oper)

Das ist eine Notation für Sprechgesang, wo Tonhöhen nur ganz grob angegeben werden. Diese Art der Notation will lediglich den relativen Verlauf der Sprachmelodie illustrieren.

Siehe dazu auch die musikalische Gattung "Melodram".

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Melodram_(Musik)

Es handelt sich bei dieser Stelle also um einen "melodramatischen Abschnitt" innerhalb der Oper.

Normalerweise steht das für einen perkussiven Klang. Ich kenne das von der Gitarre, dass es eben wie ein Percussioninstrument gegen die Saite geslappt wird. Dann entsteht kein Tin sondern ein perkussiver Schlag. Im Klavier wird die Note (auch Ghost Note genannt) ganz normal gespielt. Es soll eher darauf hinweisen, dass die Note eher dem Rhytmus als der Melodie dienlich ist. Ist die Partitur für Gesang oder ein bestimmtes Instrument? I

ch gehe einfach mal von Gesang aus. Da haben wir es folgendermaßen. Typisch für ein Rezitativ, wie es in deinem Stück der Fall ist, ist der Sprechgesang. Dafür könnten hierbei die Kreuze als Notenköpfe stehen.