Was ist eure Lieblingsschacheröffnung und warum?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich eröffne mit 1. e4 und freue mich dann auf jede Erwiderung des Gegners. Die meiste Routine habe ich mit dem Läuferspiel. Das heißt aber nicht, dass ich andere Eröffnungen weniger gern spiele, wenn mein Gegner mich in andere Eröffnungen hineinzwingt. 

Ursprünglich spielte ich das Läuferspiel, weil ich den Ponziani-Aufbau mochte, dieser sich aber nicht verwirklichen lässt, wenn der Gegner Russisch spielen will. Ich löste das Problem durch Zugumstellung, sprich Läuferspiel statt Italienisch. Dieser Tage visiere ich nicht mehr den Ponziani-Aufbau an, sondern spiele das Läuferspiel vor allem, um mir die Option f2-f4 vorzubehalten. Zudem bietet das Läuferspiel viele andere Angriffsmöglichkeiten. 

Mit Schwarz begeistert mich seit Kurzem das Fajarowicz-Gambit. Da, wo andere Eröffnungen mit ihren Eröffnungsfallen aufhören, hat man beim Fajarowicz-Gambit in Sachen Fallen noch gar nicht richtig angefangen. Meistens tappen die Gegner nicht in die Fallen, sondern spielen etwas ganz anderes. Das heißt: Man kann mit wilden Stellungen rechnen – keine null-acht-fünfzehn-Muster. Genauigkeit und Elo-Performance (per Computeranalysen) fallen dabei ins Bodenlose. 1000 Punkte niedrigere Elo-Performance als das Niveau, auf dem man normalerweise spielt, sind keine Seltenheit – interessanterweise auch bei BOTs. So wurde Bots mit 1500 Elo plötzlich nur noch eine Elo-Performance von 500 bescheinigt, wenn sie gegen mich mit dem Fajarowics-Gambit konfrontiert waren. Schlimmer noch! Sogar die Engine scheint bei diesem Gambit ganz verwirrt. So ergab eine zweite Computeranalyse einer meiner Partien eine völlig andere Bewertung der Züge als die erste Analyse mit derselben Engine und mit denselben Einstellungen. Kurzum: Es ist keine Eröffnung vom Typ: „Hab ich alles schon mal gesehen“. Hier zeigt sich, wer wirklich besser Schach spielen kann – nicht, wer mehr Varianten auswendig gelernt hat. 

Conekc 
Fragesteller
 20.07.2023, 20:04

Das ist richtig cool.

Du sagtest ja, dass du dir die die Option F4 vorbehalten willst: Kommt es manchmal vor, dass du mit Weiß in eine typische Wiener-Gambit-Stellung wechselst?

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DetlefRuchatz  20.07.2023, 20:09
@Conekc

Wiener Gambit kenne ich nicht. Ich kenne nur die Wiener Partie. Zu solch einer Stellung kam es erst kürzlich auf Chess.com. Chess.com meinte in der Analyse, ich hätte meinen Gegner gnadenlos überspielt (oder so ähnlich). Was sind die Züge vom Wiener Gambit, falls es das gibt? Vielleicht spiele ich es ja auch hin und wieder, ohne dass ich mir dessen (des Namens) bewusst bin.

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Conekc 
Fragesteller
 20.07.2023, 20:21
@DetlefRuchatz

Das direkte Wiener Gambit ist es, nach e4, e5 und dann meistens Sc6, Sf6 oder Lc5, f4 zu spielen.

Im Falle von e4, e5; Sf6, f4 erlaubt das Schlagen des dargebotenen Bauerns Weiß den Zug e5, was den Springer zwingt, an seine Anfangsposition zurückzukehren. Ab da hat Weiß bereits einen extrem großen Vorteil.

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DetlefRuchatz  20.07.2023, 20:34
@Conekc

Danke für die Info. Nein, wenn ich das Läuferspiel spiele, komme ich nie in eine typische Wiener-Gambit-Stellung. Die Idee hinter diesem Gambit ist mir aber sehr bewusst. Ich verwirkliche sie (oder versuche es zumindest) normalerweise mit Schwarz im Roussow-Gambit, falls mein Gegner Italienisch spielt oder im Kevitz Gambit, falls der Gegner Spanisch spielt. Im Roussow-Gambit handelt es sich um genau dieselbe Idee, wie von dir beschrieben. Im Kevitz-Gambit geht es ebenfalls um diese Idee. Darüber hinaus zielt man aber auch darauf ab, irgendeine seiner eigenen Figuren, wie etwa Dame oder Turm, auf dem Feld d3 zu platzieren, bevor der Gegner dazu kam, seinen d-Bauern zu ziehen, und somit die Entwicklung des Dame-Flügels des Gegners lahmzulegen. Wenn dies gelingt – die Platzierung einer eigenen Figur auf dem Feld d3 direkt vor dem Bauern auf d2 des Gegners – ist die Partie praktisch gewonnen. Es ist, als ob der Gegner mit 2 Figuren weniger spielt, weil er sie einfach nicht ins Spiel bringen kann. 

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Conekc 
Fragesteller
 20.07.2023, 20:40
@DetlefRuchatz

Das ist dann definitiv etwas, was ich mir mal ansehen werde, es klingt sehr interessant!

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Ich persönlich spiele gerne Queens Gambit , oder London system... Allgemein viele eröffnungen mit d4 für weiss, aber auch e4 kommt vor :)

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen :)

An alle eine schöne Woche, Juri57123 🌿

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe früher fast nur 1.e4 gespielt, aber in den letzten Jahren habe ich (vor allem gegen Gegner aus dem eigenen Verein, die mich gut kennen) auch mitunter 1.d4 gespielt. Gegen e5 spiele ich neuerdings Königsgambit, gegen c5 spiele ich Sf3 - ich hab selber oft Sizilianisch mit Schwarz gespielt, daher spiele ich das mit Weiß auch.

Gegen c6 und e6 nehme ich neuerdings Seitenvarianten, da mir die Hauptvarianten dort nicht gefallen - vor allem gegen Französisch war ich nicht zufrieden mit den Hauptvarianten.

Gegen d5 (Skandinavisch) spiele ich auch eine Seitenvariante, man kann nach Lf5 oder Lg4 manchmal b4 spielen (schwarze Dame auf a5) und nach Dxb4 Tb1 mit der Möglichkeit Txb7.

skandi und sizilianische sind immer gut. Wobei ich bei der Skandinavischen meistens verliehre ;=)

Habt ihr eine Lieblingsschacheröffnung oder spielt ihr einfach irgendwas?

Italienisch bzw. französisch o. sizilianisch

Wie gut kennt ihr sie?

Ausreichend um die Eröffnung nicht grob zu versemmeln.

Warum mögt ihr sie derart gerne, was ermöglicht die Eröffnung, welche Ideen sind bei ihr wichtig?

Es ist nunmal die, sie ich immer spiele. Viel mehr steckt da auch nicht dahinter. Wozu sollte ich auch als Anfänger und Hobbyspieler ein riesiges Eröffnungsrepertoire haben.

Mein Rating: 1400(chess.com)/1800(lichess.org)