Was ist der Unterschied zwischen der expressionistischen Malerei und der Abstrakten Kunst/ Malerei?
Ich habe oft noch große Probleme, wenn ich Gemälde vor mir habe, zu sagen, welches davon der expressionistischen Kunstrichtung und welches der Abstrakten Kunst zuzordnen wäre. Warum sehen Gemälde aus beiden Epochen sich so ähnlich?
"Sie verwendet die bildnerischen Gestaltungsmittel teils vom Gegenstand abstrahierend, teils völlig losgelöst von Natur und realen Gegenständen (gegenstandslose Kunst)." --> Trifft diese Beschreibung für die "Abstrakte Kunst" denn auch nicht irgendwie für den expressionistischen Kunststil zu?
2 Antworten
Also, weil es so spät geworden ist, ganz auf die Schnelle. Die expressionistische Kunst ist das Gegenstück des Impressionismus, der den reinen, optischen Lichteindruck realistisch einfangen wollte. Der Impressionismus verarbeitet also den Eindruck und will ihn zur Darstellung bringen. Der Expressionismus hat die umgekehrte Ambition, er will etwas Inneres ausdrücken. Expressionistische Bilder wollen also gar nicht etwas darstellen, was der Künstler vor sich sieht, sondern, was den Künstler bewegt, soll für den Betrachter nachempfindbar werden. Diese Kunst gleitet bereits in eine Art Zeichenhaftigkeit. Klee, Kandinski, Schmidt-Rottluf, manche ihrer Bilder und oft auch Holzschnitte wollen den starken Ausdruck darstellen als Zeichen ihrer inneren Bewegtheit. Als Mittel dienen ihnen dazu vereinfachte Formen, starke, oft verfremdete Farben (die lila Bäume z.B. bei Kirchner) und ins Formelhafte gerät das dann immer mehr bei Klee oder bei Kandinski, deren Bilder den Ausdruck nicht mehr über figürliche Formen suchen sondern über Farben und starke Formen. Das ist dann schon der Übergang ins Abstrakte. Andere Künstler haben über andere Wege in die Abstraktion gefunden: Picasso, Miro, und selbst der Impressionist Monet malt am Ende reine, farbige Lichtimpressionen. Ach ja, das Zitat trifft in der Tat sowohl auf den Expressionismus wie auf die Abstraktion zu. Beim Expressionismus ist die Absicht eindeutig: Er will innere Empfindungen zum Ausdruck bringen. Er will Stimmung schaffen.
Solche kunsthistorischen Stilbegriffe sind geistige Vereinfachungen, Kategorien und Abstraktionen, grobe Schubladen. Es existieren in konkreten Werken immer auch Mischformen. Am Einzelfall muss dann jeweils entschieden werden, ob eine Arbeit tendenziell eher in die eine oder die andere Schublade passt.