Was denkt ihr über den Film Wide Eyes Shut?

3 Antworten

Eyes Wide Shut (?) ist für mich nicht der stärkste Film von Kubrick. Er hat die für Kubrick übliche solide Kameraarbeit und visuelle Durchschlagskraft. Der Regisseur war gelernter Photograph und verstand wirklich etwas von seinem Handwerk.

Gesellschaftlich halte ich den Film für überbewertet. Natürlich wurde die maskierte Gesellschaft durch diese Corona Sache erst kürzlich auf die Spitze getrieben, was einen Film in dem eine sexualisierte Maskerade überall anzutreffen ist etwas unterstreicht. Allerdings ist die sexuelle Entwicklung und Erschließung der Frau hierzulande abgeschlossen. Im prüden Amerika war das damals noch nicht so. Selbst heute kann man da über Sex nicht mal richtig reden und man muss vielleicht sogar ein Doppelleben führen. Aber in Europa nicht. Ich halte den Film deshalb für sexuell unterentwickelt. Ob nun korrupte Politiker und Unternehmer sich demnach hintenrum Treffen und wilde, rituelle Sex- und Kokspartys schmeißen, wofür Nutten sich opfern müssen, sei dahingestellt. Irgendwo wird es so was schon geben. Aber das wirkt wie ein Klischee. Und Klischees sind einem guten Film nicht unbedingt sonderlich dienlich. In Deutschland kann man so-was in jedem Swingerclub für 30 Euro Eintritt haben... Das macht den Film insgesamt etwas billig.

Man kann vermuten Kubrick sei sich dessen bewusst gewesen und hätte deshalb trug-schlüssige Schauspieler ausgesucht, die damals in einer Hollywood Klischee-Ehe lebten. Das Casting des Films war auf konzeptionelle Reinheit ausgerichtet und man entschied sich insgesamt für Schauspieler, die alle etwas Dreck am Hals hatten aber vorne-herum eine saubere Maske tragen. Einen Mangel an kompromissloser Durchführung konnte man dem Regisseur in solchen Zusammenhängen nie vorwerfen. Aber dieser aufgesetzte Fatalismus, der als Kubriks Vermächtnis dargestellt wurde, hat definitiv Schwächen. Der Film steht nicht für sich selbst sondern erzeugt Verweise über Verweise. Legt Maske über Maske. Wirkt dadurch unnötig kryptisch. Also ein Film der sich als Film negiert. Für einen Filmregisseur ist das ein vernichtender Ansatz. Er sah sich wohl als Vollender des Filmes an sich und gleichzeitig als dessen Zerstörer.

Ist ganz OK, aber macht mir unangenehme Gefühle.

Ich hatte den geschaut, als ich in einer Partnerschaft lebte und da gab es mir so ein Hilflosigkeitsgefühl mit Eiversucht und scheu vor der Perversion.

"Stelle dir vor dein*e Partner*in geht heimlich in solche Veranstaltungen, wo nur das Fleischliche zählt."

Du meinst Eyes Wide Shut von Kubrick? Der hat mir recht gut gefallen. Bedenkt man, dass ich eigentlich kein Freund modernisierter Literaturverfilmungen bin, zumal die psychologische Tiefe der Vorlage natürlich nicht erreicht wird. Aber davon ab ist das ein sehr intensiv inszenierter Film. (Dass Kubrick nach dem Dreh das Zeitliche gesegnet hat, dürfte Zufall gewesen sein.....)

lg up