Was bewirkt die Kleinschreibung?
Hallo zusammen, ich habe gerade ein Gedicht gefunden: "Robinson" von Christa Reinig. Ich frage mich, was die Dichterin mit der Kleinschreibung im ganzen Gedicht bewirken möchte? Hier nochmal das Gedicht:
manchmal weint er wenn die worte
still in seiner kehle stehn
doch er lernt an seinem orte
schweigend mit sich umzugehn
5 und erfindet alte dinge
halb aus not und halb in spiel
splittert stein zur messerklinge
schnürt die axt an einen stiel
kratzt mit einer muschelkante
10 seinen namen in die wand und der allzu oft genannte wird ihm langsam unbekannt
Danke schon einmal im Voraus! LG Bina 01
2 Antworten
Vielleicht hat sie`s ins Handy getippt. Das geht es schneller, wenn man alles klein schreibt. :-D
Hast du die Möglichkeit herauszufinden, ob sie vielleicht alle Gedichte in dem Buch, in dem dieses Gedicht veröffentlicht wurde, klein geschrieben hat? Dann hieße das ja, dass die Kleinschreibung keine besondere Bedeutung für diesen Text hat. Wenn ich aber annehme, es ist nur in diesem Text so, dann würde ich sagen, dass mit der durchgehende Kleinschreibung und der fehlenden Interpunktion die Worte auf einen primitiven Stand zurückgeworfen werden. So wie auch der Protagonist des Gedichtes. Die konsequente Einhaltung des trochäischen Metrums überspielt diese Primitivität. Der Rhythmus ist ein uraltes Werkzeug, dass die modernen Formalien Großschreibung und Interpunktion überflüssig erscheinen lässt.
Ok, meine Schlussfolgerung zum Einstieg war nicht richtig. Selbst wenn es bei allen Texten so gemacht wird und das ein grundsätzliches Statement zur Sprache in der Lyrik ist, dann müsste man trotzdem prüfen, ob die Schreibweise eine spezielle Bedeutung/Wirkung für diesen Text hat.
Stimme im Prinzip zu, allerdings kann es auch sein, dass mit allen Gedichten etwas Besonderes gemeint ist (statt mit keinem), wenn sie es immer so macht (oder meintest du, keine besondere Bedeutung für diesen Text?).