Warum sind Gorillas so stark geworden?

2 Antworten

Fehler kann die Evolution nicht machen, weil niemand richtig und falsch definiert. Es gibt lediglich Arten, die überleben und sich auf Dauer weiterentwickeln, und solche, die aussterben.

Unter den Evolutionsfaktoren darfst du die Konkurenz durch andere Arten und auch innerhalb einer Art nicht vergessen. Ein kleinerer Gorilla kann sich vielleicht gegen eine Horde Stummelaffen nicht durchsetzen und muss hungern. Oder er kriegt von einem Artgenossen eins übergebraten und ist aus der Nummer mit der Fortpflanzung raus.

Ich schrieb mit Absicht "vielleicht", weil man die wahren Gründe intensiv erforschen müsste. Es kommen ja noch andere dazu, ein großer Körper kann ein großes Gehirn ernähren und damit eine hohe Intelligenz ermöglichen. Auf der anderen Seite kommen Stummelaffen auch mit kleinen Körpern und Gehirnen zurecht. Es scheint also noch andere Faktoren zu geben, vielleicht die Lebensweise, bei Affen speziell das Gruppenverhalten. Gorillas bevorzugen ja eher das Modell Kleinfamilie, Silberrücken, 2 -3 Weibchen und ein paar Kinder. Alles Spekulationen also.

Gorillas (zwei Arten, Gorilla gorilla und Gorilla beringei) leben in Haremsgruppen. Ein dominantes Männchen (Silberrücken) hat das Paarungsvorrecht auf alle Weibchen seiner Gruppe. Immer wieder gibt es andere Männchen, die Weibchen aus seiner Gruppe in ihre eigene integrieren wollen oder ihm gar ganz den Platz als dominanten Silberrücken streitig machen wollen. Er muss "seine" Weibchen also vor Übergriffen durch andere Männchen schützen und seinen Harem vor anderen Männchen verteidigen können. Die Konkurrenz um die Weibchen hat so dazu geführt, dass Gorillamännchen so stark wurden. Eine analoge Entwicklung kann man z. B. auch an den ebenfalls Haremsgruppen bildenden See-Elefanten (Mirounga) sehen, die einen noch ausgeprägteren Geschlechtsdimorphismus aufweisen: Bullen der südlichen Art (Mirounga leonina) werden bis sechs Meter lang und vier Tonnen schwer, während Weibchen gerade einmal etwa zwei Meter lang und bis 800 kg schwer werden. In heftigen Kämpfen ringen See-Elefantenbullen wie Gorillamännchen miteinander um das Paarungsvorrecht bei den Weibchen und wer dabei physisch überlegen ist, geht in den meisten Fällen als Sieger hervor.

Außerdem muss ein Gorilla seine Gruppe auch vor Angriffen anderer Gorillas dahingehend verteidigen, dass es oft zu Revierkämpfen mit benachbarten Gruppen kommt, insbesondere, wenn ein Revier besonders begehrt ist, weil es z. B. eine besonders hohe Futterqualität aufweist. Die Primatologin Dian Fossey schilderte in ihrem Buch Gorillas im Nebel ausführlich solche Revierstreitigkeiten.

Auch gibt es natürlich andere Feinde, die potentiell gefährlich für einen Gorilla werden können, etwa Leoparden (Panthera leo).

Um auf Bäume zu klettern wäre ein geringeres Gewicht von Vorteil, weil es schneller ginge und die Äste nicht so leicht abbrechen.

Die enorme Größe der Gorillas hat noch einen weiteren Grund, der nichts mit Fortpflanzung oder Verteidigung zu tun hat. Gorillaweibchen sind zwar kleiner und leichter als die Männchen, für einen Affen aber trotzdem sehr groß und tatsächlich halten Gorillas sich überwiegend auf dem Boden auf - sie können aber dennoch sehr gut klettern.

Gorillas ernähren sich überwiegend von Grünpflanzen, also von Blättern, Bambus, Gräsern und Farnen am Boden (Dian Fossey gibt in ihrem bereits erwähnten Buch eine ausführliche Liste an Futterpflanzen wieder), anders als z. B. Schimpansen (Pan troglodytes) und Bonobos (Pan paniscus), die sich zwar auch überwiegend vegetarisch, aber eher von hochenergetischen Pflanzenteilen wie Früchten, Wurzeln und Knollen ernähren. Gorillas mit ihrer vergleichsweise energiearmen Nahrung müssen deshalb große Mengen an Nahrung aufnehmen können, um ihren Energiebedarf zu decken. Das geht nur, wenn sie entsprechend groß sind. Außerdem ist Blattnahrung schwer verdaulich. Den hohen Anteil an pflanzlicher Gerüstsubstanzen (Cellulose, Hemicellulose usw.) können sie nicht selbst verdauen. Sie benötigen dafür Mikroorganismen in ihrem Verdauungstrakt, welche die Gerüstsubstanzen vergären und in für die Gorillas nutzbare kurzkettige Fettsäuren (Acetat, Propionat, Butyrat) umwandeln. Für diese Tätigkeit brauchen die Mikroorganismen jedoch einen großen Reaktionsraum, eine große Gärkammer, wenn man so will, in der die perfekten Reaktionsbedingungen für ihren Stoffwechsel vorherrschen. Auch deshalb brauchen Gorillas einen großen Magen-Darmtrakt und der lässt sich eben nur in einem großen Tier unterbringen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig