Warum ist das Bild im (optischen) Sucher einer DSLR nicht direkt von der Blende abhängig?

3 Antworten

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Hallo

die meisten SLR nach 1970 bzw nach M42 Anschluss arbeiten mit Offenblendmessung, das heisst die Blende wird erst beim auslösen geschlossen. Man kann aber bei "Oldtimerkameras" vor der Autodooffocuszeit den Ablendvorgang manuel einleiten um die Schärfentiefe/Schärfeverlauf genau zu betrachten. Aber die meisten Oldtimer SLR der Einstiegsklasse waren nach 1980 auch ohne Abblendtaste. Die Fotografengeneration der Ära kam noch von Sucherkameras und waren gewohnt bei Reportage ohne Schärfentiefenkontrolle zu arbeiten oder anderst gesagt diese Generation konnten Optiken noch "Auswendig" lernen (Imaginieren). Abblenden machten Profis ab Mittelformat bzw bei kritischen Aufträgen machte man erst ein Print Proof auf Sofortbild.

Und bis in die 80ern waren Zoomoptiken noch Parfocal und ohne Focusshift vor allem Profioptiken. (Ausnahme die Profi Hinterlinsenfocustypen von Canon aber damals war Canon bei Profis kaum verbreitet ausser im Reportagebereich)

Mattscheiben sind teuer weil dazu braucht man ein Pentaprisma (gross, schwer, teuer). Abblendtasten sind teuer ausser beim EOS System da ist es nur ein Elektro Taster. Das "lustige" bei Canon EOS gibt es seit denn 90ern Amateurkameras mit Pentamirror und superhelle "Mattscheible" plus Abblendtaste. Das zeigt nicht denn korrekten Tiefenschärfenverlauf für 1/1000 zulässigen Zerstreungskreis an sondern eher im Bereich 1/100tel (Aber besser als nix weil 99% der Käufer das eh nicht brauchten bzw gelegtlich gab es die Frage ob man die "Dunkeltaste" für Gegenlichtaufnahmen braucht)

Also einfach in Laden gehen eine EOS 1 mit EF 50/1.4 reichen lassen ein taugliches Ziel anvisieren und die Abblendtaste mit dem kleinem Finger drücken während man am Drehrad die Blende von 1.4 Richtung 16 bewegt. Und man sieht auch sofort das Problem von Mattscheiben und warum Profikameras Wechselmattscheiben brauchen.

Bei der 6D Serie sind die Abblendtasten aber ausserhalb meiner Fingerreichweite gewandert bzw in die Reichweite der linken Hand, weil digitale Kameras haben Bildrückschau bzw nach 2005 auch "Live View" und man kann sich die Abblendtaste auf eine andere Fn Taste legen

blubber361 
Fragesteller
 14.05.2023, 13:59

Danke für die ausführliche Antwort mit Ausblick zur Geschichte. Hab nebenbei fleißig gegoogelt und einiges gelernt ^^

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Wie funktioniert das und warum ändern, bei einer DSLR, unterschiedliche Einstellungen nix am Sucherbild?

Die Blende ist beiden normalen Objektiven, als Springblende konzipiert, das bedeutet, die eingestellte Blendenöffnung wird erst im Augenblick des Fotografierens tatsächlich realisiert, die Blende schließt sich auf den eingestellten Wert.

Bei sehr preiswerten Objektiven (z.B. Beroflex 500mm für 198€) ist das anders, dort verändert die Einstellung der Blende SOFORT die Blendenöffnung, man spricht von einer Arbeitsblende. Der massive Nachteil ist die sofortige Abdunklung des Motives, bei Blende 12, 16 oder noch kleiner ist nahezu nix mehr im Sucher erkennbar.

Die anderen Werte (Verschlusszeit und ISO-Wert) sind eh Werte, die keinen Einfluss auf das Sucherbild haben (bei einer DSLR).

blubber361 
Fragesteller
 14.05.2023, 14:13

Cool danke da hab ich wieder was gelernt. Die "Wundertüte" kannte ich auch noch nicht

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Egal was du einstellst, die Blende bleibt immer offen und geht erst zu, wenn das Foto gemacht wird. Das hat die Bewandnis, dass man für den Autofokus Sensor alles an Licht benötigt, was das Objektiv hergibt.

Deshalb gibts an Kameras auch einen Tiefenschärfe-Vorschau Knopf. Erst wenn du den drückst, bekommst du eine akkurate Repräsentation wie das fertige Bild aussieht (allerdings auch nicht die akkurate Helligkeit, denn ISO und Zeit haben ja darauf einen Einfluss).