Warum hilft die Nato und Deutschland der Ukraine?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Leid der anderen geht einen an, weil man hofft, dass das eigene Leid auch andere angeht, wenn es einen selbst mal erwischt.

Warum hilft man fremden Menschen, die einen Unfall hatten und leistet Erste Hilfe?

Weil die kooperativen Systeme am Ende immer besser dastehen als die vermaledeiten Egoisten.

Weil Deutschland und die Nato nicht von der Ukraine gehasst, sondern geliebt wird. Lässt du deinen Freund im Stich in der Not?

Deutschland möchte natürlich den Frieden in Europa bewahren. So wie die meisten Menschen. Da macht es Sinn den Opfern und der Ukraine zu helfen. Man möchte ja schlimmeres verhindern. Wer weiß schon was Russland tun würde wenn sie die Ukraine einnehmen würden.

Zum aktuellen Ukrainekrieg.

(Wer das folgende schon mal gelesen hat, schaut gern mal zum Ende, wo ich paar Ergänzungen gemacht habe Zur Zeit Nr. 17 . Wichtig auch dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=m9R5UEVMJHE&t=5s . In diesem werden klare geopolitische Ansagen gemacht. So etwas gibt es jetzt in der Propagandaschlacht gegen Putin nicht mehr zu sehen.)

Vorbemerkung: Sympathisch ist keine Seite dieses Krieges. Russland wie dem Westen geht es nicht darum, dass zum Beispiel ein armer Hund in der Ost-Ukraine genug Geld für seine Heizung hat. Es geht dem Westen auch nur sehr bedingt darum, dass die Deutschen genug Geld für ihre (Gas-)Heizung haben. Es wird ja bereits darüber spekuliert, welch große Opfer die deutsche Bevölkerung zu bringen hat. Zur Zeit verspielt allerdings Putin seine letzten Sympathien – die übrigens ich selbst für ihn nie hatte, um das klarzustellen.

Nein, es geht um Weltmacht und ökonomischen Einfluss zur ökonomischen Benutzung der Weltregionen. Beiden Seiten. Wobei Russland in der Defensive ist. Seine knapp 100 Jahre lange enge Verflechtung mit der Ukraine innerhalb des aufgegebenen Staates Sowjetunion ist ihm genommen worden. Auch schon vorher mit den baltischen Ländern im Rahmen der Osterweiterung des Westens und sogar seines Militärbündnisses, der NATO. Dieses Wort wird immer leicht dahergesagt: Osterweiterung. Die Journalisten, die das in den Mund nehmen, haben ja nie einen Hehl daraus gemacht – es geht um Weltmacht. Von Deutschland aus gesehen speziell um eine Erweiterung des europäischen Einflussgebiets, auch teilweise gegen die USA. Noch einmal: Die zunehmende Armut der Ukrainer war nie Thema – oder wird höchstens als Bebilderung der Niedertracht des Feindes Putin genommen.

Zum grundsätzlichen Konflikt der beiden Feinde um das Stellvertreterland Ukraine gibt es hier Aufklärung: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/westlich-russischer-stellvertreterkrieg-ukraine

Die ganze aktuelle Eskalation ist offiziell von der Ukraine angezettelt worden mit dem Dekret Nr. 121/2021 vom 25. März 2021 von A. Jermak, Assistent des Präsidenten der Ukraine:

„Wiederherstellung der territorialen Integrität innerhalb der Staatsgrenzen“. Bestätigt vom Präsidenten der Ukraine, dem ehemaligen Komiker Selenskij.

https://www.ukrinform.de/rubric-polytics?page=45

Das Dekret haben sie jetzt von ihrer ukrainischen Seite gelöscht. Lustig.

Nach Armeechef Chomtschak ist in den ukrainischen Streitkräften „völlige Gefechtsbereitschaft hergestellt worden“ (de.rt.com, 1. April 2021.). Das ukrainische Militär hat dann Teile der Armee in Gefechtsbereitschaft versetzt. Es ist also eine Provokation der Ukraine. Aber gemäß der Interessenlage des Westens wird die Ukraine wie gewohnt ausschließlich als Opfer russischer Provokationen dargestellt.

Wie kommt aber Selenskij auf so was? Denn er weiß natürlich auch, dass im Falle eines Krieges anbetrachts der russischen Weltmacht von seiner Ukraine womöglich nicht viel übrig bleibt. Antwort: Er tritt eine Flucht nach vorne an. Zur derzeitigen Situation in der Ukraine: Die wirtschaftliche Lage ist chaotisch, der Staatsapparat erodiert. Keine der Versprechungen, die ihm seinerzeit eine politische Mehrheit im Land eingebracht haben – Friede im Osten, Reparatur der ökonomischen Schäden und flottes Wachstum – ist wahr geworden. Umgekehrt findet Wachstum nach wie vor nur bei den Schulden und der Zahl der Auswanderern aus der Ukraine statt, weil die westlichen Staaten unverdrossen auf „Reformen“ bestehen. Das heißt auf der Zerstörung aller alten wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland (ehemalige Sowjetunion), auf der Zerschlagung staatswirtschaftlicher Strukturen und zugleich auch noch auf dem Kampf gegen „Korruption“, der Eindämmung der Macht der „Oligarchen“, den wenigen Handgezählten, die sich an der Erbmasse des „realen Sozialismus“ bereichern konnten und deren Geschäft mehr oder weniger die nationale Wirtschaft ausmacht. Das Land ist und bleibt am Tropf des IWF. Der Staatsapparat, der sich von dieser ökonomischen Basis nicht finanzieren kann (ausbleibende Steuern), zerlegt sich zusehends.

Quellen: https://o94.at/programm/sendung/id/2040444

Zum Zustand der Ukraine: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/ukraine-den-zeiten-corona

Anmerkungen:

1) Das Ganze ist ein Beispiel für die weitestgehende Abhängigkeit des Bürgers von seiner Staatsmacht. Russland ist der größte Gaslieferant nach Deutschland und kann jederzeit „den Gashahn zudrehen.“ Was zumindest immense Preissteigerung bedeutet. Knapp die Hälfte der Deutschen wohnt mit Gasheizung. So fragen sich jetzt vor allem im Winter offen oder insgeheim auch manch Leserinnen und Leser hier bei gutefrage: „Was hab ich eigentlich mit der Ukraine zu tun? Kenne ich da jemanden? Kenne ich mich da aus? Vor allem: Was hab ich selber davon, wenn die Ukraine von Russland abgekoppelt wird? Letzte kurze Anmerkung: Die Rentner auf der jetzt wieder russischen Krim bekommen meines Wissens die russische Rente, die höher ist als die ukrainische.

2) Zitat von Scholz: „Erster Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“. Welch eine Verlogenheit nach der Bombardierung Serbiens im Kosovokrieg 1999 unter deutscher Mithilfe.

3) Man muss festhalten, dass die russische Seite in der Schreibpresse von der BILD bis zur Süddeutschen Zeitung nicht mehr vorkommt. Die vor einigen Jahren in der Süddeutschen noch geschmähten „Putin-Versteher“ sind ganz verschwunden. Wobei man ja eigentlich nichts gegen ein „Verstehen“ haben sollte... Von „Deutschland-Verstehern“, also Journalisten mit einer kritischen Einstellung zur deutschen Politik ist sowieso nichts zu sehen. Freiwilliger nationaler Schulterschluss in der Presse.

4) Reden Putins kann man immerhin auf dem Sender Phönix schauen. Diese enthalten die - mit ziemlicher Sicherheit anzunehmende - Lüge, dass in der Ukraine Atomwaffen seien. Des weiteren die Aussage, dass das Russische „Volk“ in Gefahr sei. Wenn die Abstraktion „Volk“ ins Spiel kommt, sollte man gern immer die gegenteilige Meinung einnehmen.

Interessant ist Putins Aussage, dass es nicht um die Besetzung der ganzen Ukraine, sondern nur um deren Entmilitarisierung geht. Es geht mithin wohl nur um den Donbass. Die anderen ehemaligen Sowjetstaaten würden für ihn wohl auch zu „teuer“. Die begrenzte Militäraktion wird auch von westlichen Militärexperten angenommen, so dass man hoffen darf, dass die Sache nach paar Tagen beendet ist. Also keine Toten mehr.

5) Die Strafaktionen des Westens werden natürlich fortbestehen und das Leben in Europa ungemütlicher und teurer machen. Solche Opfer werden von deutschen Politikern und Journalisten geradezu gefordert. Wie sich nunmehr größtenteils gezeigt hat, ist aufgrund – sicherlich auch der jahrelangen Kampagne gegen Putin – ein großer nationaler Schulterschluss entstanden. Forderung nach Waffen und militärischen Aktionen. Altbekannt aus vergangenen Zeiten. Es hat sich nichts Grundlegendes geändert – der Feind ist mal wieder ein Ungeheuer.

6) Putin hat seine Abschreckung mobil gemacht. Hier im Hamburger Hafen werden die Waffen für die Ukraine großenteils verladen. Die Münchner sollen sich aber auch nicht in Ruhe wägen, dort sitzen die großen Rüstungsproduzenten. Ich erinnere an meinen Absatz oben: Vielleicht fragt sich ja doch manch einer: „Was hab ich eigentlich mit der Ukraine zu tun?“

7) Auf den Demonstrationen halten aber Frauen Schilder hoch: „Waffen für die Ukraine!“ und „Aufrüstung jetzt!“ Wie weit ist es mit uns schon wieder gekommen?

8) 100 Milliarden für die Bundeswehr. Da denkt man doch mit bitterem Schmunzeln an die ganzen Absagen der letzten Jahrzehnte an soziale Anliegen: „Kein Geld in der Staatskasse.“ Dies wird es übrigens auch unbeirrt wieder heißen, wenn einer eine staatliche Unterstützung bei explodierenden Gaspreisen möchte. Ob dies den Frauen mit den Schildern auffallen wird?

9) „Das wird das Ende von Putin sein.“ - Bisher war der Brocken Russland noch zu groß, und es wurde nur an seinen Rändern genagt (Ukraine, Baltikum, Georgien). Jetzt geht er aber offenbar los, der große Versuch, Russland der westlichen Hemisphäre einzuverleiben. Denn man möchte offenbar keine zwei großen Gegner haben – der Hauptfeind heißt seit einiger Zeit China.

10) Das oben genannte Dekret von Jermak haben sie von ihrer ukrainischen Seite gelöscht. Das ist lustig. Man bekommt diese Seite aber noch bei Google, wenn man „Dekret 121/2021 Jermak“ eingibt.

11) Psychologische Volksbetreuung ist jetzt angesagt. Auf der Vorderseite des ehrwürdigen „Hamburger Abendblatts“ sieht man heute zwei verängstigte Frauen, die sich aneinanderschmiegen: „Was tun gegen die Angst?

Es gilt jetzt, die Moral im Volk hochzuhalten, denn persönliche Opfer sind angesagt. Auf der anderen Seite soll das verängstigte Volk aber weiter funktionieren und diszipliniert arbeiten gehen.

Es ist im (Vor-)Kriegsfall dann immer eine krude Mischung aus Hetze und Beschwichtigung. Natürlich also wieder Putin auf Seite 2 als Verrückter, Psychopath und Verbrecher. Der Feind ist immer ein Untermensch. Dann aber Beschwichtigung auf Seite 3 – plötzlich ist er doch klug: „Fachleute warnen vor Panik. (…) Für ihn gibt es nur noch eine Möglichkeit, die öffentliche Meinung und das Bewusstsein der Entscheidungsträger im Westen zu seinen Gunsten zu beeinflussen: Die Gefahr eines Atomkrieges an die Wand zu malen.“

Aber der Feind ist immer schon angeschlagen: „Putin wirkt verstört und hat den Bezug zur Realität verloren“. Also wir haben ihn doch schon halb im Sack: „Dies wird sein baldiges Ende sein“. (Dies heute mal kein Zitat aus dem HA). Aber gerade das angeschossene Raubtier ist immer besonders gefährlich: „Das kann das Risiko einer Fehlkalkulation erhöhen.“ Zum Schluss wieder Beschwichtigung: „Ich glaube nicht, dass ein Atomkrieg die Folge dieser Krise ist.“ (Hoppla, doch nur eine Krise !?). Aber dann doch irgendwie: „Wenn Atomwaffen existieren, dann gibt es leider natürlich immer diese kleine Möglichkeit“

„Die erste Verliererin eines Krieges ist immer die Wahrheit.“ Ich füge hinzu: Der Verstand.

12) Was bisher hier gefehlt hat, sorry, ist Putins übergeordnetes Interesse: Die Rettung des in die Defensive geratenen russischen Weltmachtanspruchs gegen die westlichen Weltmachtansprüche. Siehe seine Forderungen nach Beendigung der Nato-Osterweiterung.

13) Zur Klarstellung: Dieser Text ist kritisiert an zwei Stellen Putin. Er kritisiert aber auch die deutsche Haltung, und zwar an mehreren Punkten. Dies weil ich einfach mehr von der deutschen Seite mitbekomme. Ansonsten bemühe ich mich um nüchterne Sachlichkeit – die zur Zeit leider nicht en vogue ist.

Moralisch entrüstete bis wutschnaubende Verurteilungen Putins als Kommentar führen also hier zu nichts, jedenfalls zu keinem Erkenntnisgewinn.

14) Erfreulich ist das zunehmende Interesse in der Leserschaft hier an dem Ursprung des Ukraine-Konflikts. Es fand 2014 in Kiew ein rechtsfaschistischer Putsch statt, der teilweise auch von deutschen Politikern auf dem pulverdampfenden Maidan befeuert wurde (Steinmeier und Westerwelle). Die „Germans“ damals mal wieder „to the front“. Näheres dazu in https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/ukraine-europa-geht-an-grenzen-friedlichen-eroberung .

Hieraus erklärt sich auch Putins gegenwärtige Forderung nach „Entnazifizierung der Ukraine“.

15) Immer absehbar war aber schon der deutsche Widerspruch: Mit vorneweg in der Feindschaft gegen Putin und aber gleichzeitige große Abhängigkeit vom russischen Gas. Nun haben wir die Zwickmühle, und die Deutschen sind plötzlich die Bremser: Ausschluss aus dem Swift nur für „einige russische Banken“.

Tja, wenn Putin den Gashahn abdreht, weil er nicht mehr an das gezahlte Geld kommt, bedeutet das einen weiteren schweren Rückschlag Deutschlands in der internationalen Konkurrenz. Das wollen wir doch wiederum AUCH nicht ….

16) Aber „schnelle“ Waffenlieferungen an die Ukraine. Selenskij will ja „viele russische Opfer“ erzeugen. Also die Lieferungen für noch mehr russische Opfer. Widerlich.

17) Erstes Szenario: Selenskij gibt auf. Was würde sich dann für den armen Hund in der Ost-Ukraine ändern, der seine Heizkosten bezahlen muss? Was für den entsprechenden armen Hund in der West-Ukraine? Was für den Russen? Was für den deutschen armen Hund, der seine Gasrechnung bezahlen muss?

Zweites Szenario: Die Russen gehen wieder nach Hause. Nun bitte dieselben Fragen wie im ersten Szenario.

Aber Pazifismus ist schwer abgesagt zur Zeit.

Zum einen ist Mensch ein soziales Wesen. Zum anderen wäre es an dieser Stelle bestimmt zu kompliziert zu erklären.


Bitscha 
Fragesteller
 13.03.2022, 21:19

Was

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IchFrageWarum  13.03.2022, 21:20

Zum einen ist der Mensch ein soziales Wesen. Zum anderen wäre es an dieser Stelle bestimmt zu kompliziert zu erklären.

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