Warum heisst England England bzw. Land der Angeln?

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Im Grunde waren es vier verschiedene Gruppen, die Sachsen und die Angeln (und Friesen und Jüten), die von Westdänemark und Norddeutschland übersiedelten (partiell, denn etliche blieben ja auch). Man sieht das in der folgenden Karte recht gut (das Thema ist zwar "Alamannen", aber England ist auch mit drauf).

https://de.wikipedia.org/wiki/Alamannen

Zu den "Britonen" gehörten nicht nur die Vorfahren der heutigen Waliser, sondern auch andere keltischsprachige Gruppen, die allmählich "anglisiert" wurden.

Die "angelsächsische" Sprache hatte ja beide Gruppen (eigentlich alle 4) als Ursprung, und erst im Laufe der Zeit entstand eine (einigermaßen) einheitliche Sprache (die auch Einflüsse nordgermanischer Sprachen hatte - man sieht das z.B. in der Variante Scots, da erkenne ich manchmal Wörter, die nordgermanisch klingen).

Allerdings: man sprach nicht von "Anglosaxon", sondern von
Ænglisc

obwohl die Sprache eher ein "Westsächsisch" war (Standard um 1000).

Ich denke, dies ist eher eine "pars pro toto" Bezeichnung, wie sie sehr häufig ist (wir sprechen von "Holländern", wenn wir Niederländer meinen, die Franzosen sprechen von "allemands", obwohl Alemannen nur ein Teil der "Deutschen" waren, die Finnen sprechen von "saksalaiset", obwohl die Sachsen nur ein Teil der "Deutschen" waren usw.).

Harlau 
Fragesteller
 03.04.2017, 01:33

"Pars pro toto" ist ein guter Ansatz. 

Allerdings sind Holland, Allemand und Saksalaiset Fremdbezeichnungen, während der Begriff "Englaland" eine Eigenbezeichnung aus dem neunten Jahrhundert ist.

Danke für deine Antwort!

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Nach weiteren Recherchen zu diesem Thema bin ich auf einer englischen Seite auf zwei überzeugende Antworten gestossen:

1. Die Sachsen hatten zwar den Südteil des heutigen England erobert, ihr Einfluss auf dem Festland im heutigen Deutschland blieb aber in Form des Stammesherzogtums Sachsen bestehen. Wenn man also vom Land der Sachsen sprach, dachte jeder an das ursprüngliche Siedlungsgebiet.

Die Angeln aber verloren jeden politischen Einfluss auf dem Festland und auch ihr Name hat sich nicht gehalten. Deshalb war jedem klar, dass Anglaland auf den Inseln und nicht auf dem Festland liegt, ein Vorteil gegenüber dem Namen Saxland. Anglaland wurde also zu einer rein geografischen Bezeichnung.

2. Die Königreiche Nordhumbrien, East Anglia und Mercia waren mehrheitlich anglisch geprägt und, gemessen an der Fläche, bedeutend grösser als die sächsischen Königreche Wessex Sussex und Essex. Nachdem die Macht der Dänischen Kriegsherren immer mehr abflachte, erstarkte Wessex. 

Aber der sächsische Alfred und seine Nachfolger standen vor einem Problem: Der Anteil der Sachsen in ihrem Machtbereich war kleiner als der der Angeln. Also griff man zu dem vermutlich schon gebräuchlichen geografischen Begriff Anglaland und formte ihn zu einem politischen um. Und aus Anglaland entstand mit der Zeit die vereinfachte Form England.