Verschaltungssystem Kleinhirn

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Eingangs- und Ausgangssysteme des Zerebellums:

Das Kleinhirn (Zerebellum) ist an Planung, Durchführung und Kontrolle von Bewegungen beteiligt. Es sorgt für die Koordination der Ziel- und Stützmotorik und für die Feinabstimmung von Bewegungen, indem es den präzisen räumlich-zeitlichen Einsatz von Muskeln und Muskelgruppen regelt. Ihm kommt beim motorischen Lernen, bei der Stabilisierung von Körperhaltung und Gleichgewicht und bei der Kontrolle von Augenbewegungen eine wichtige Rolle zu. Die Zytoarchitektonik der Kleinhirnrinde und das Verschaltungsprinzip der Afferenzen und Efferenzen sind in allen Abschnitten des Zerebellums gleichartig. Das Kleinhirn erhält afferente Information von allen Teilen des ZNS. Das Moosfasersystem ist das größere der beiden Eingangssysteme. Moosfasern sind Axone von Neuronen des Hirnstamms und des Rückenmarks. Sie vermitteln Information aus der Peripherie (spinozerebelläre und spinoretikulozerebelläre Trakte), aus verschiedenen Sinnessystemen (vestibulär, visuell, akustisch) und aus der Großhirnrinde (über pontine Kerne). Während der Bewegungsplanung und -durchführung werden sie aktiviert und erregen ihrerseits die Körnerzellen. Deren Axone steigen an die Kortexoberfläche des Kleinhirns auf, wo sie sich in mediolateral verlaufenden Kollateralen, die Parallelfasern, aufteilen. Diese durchqueren die flachen Dendritenscheiben vieler Hundert Purkinje-Zellen, an denen sie jeweils aktivierende Synapsen bilden. Das Moosfasersystem unterhält eine tonische Aktivierung der Purkinje-Zellen, die bei Bewegungen deutlich moduliert wird. Hemmende Interneurone des zerebellären Kortex (Stern-, Korb- und Golgizellen) steuern die Übertragung der Moosfaserinformation und prägen ihr räumliche und zeitliche Muster auf Das zweite zerebelläre Eingangssystem, das Kletterfasersystem, projiziert aus der unteren Olive direkt auf die proximalen Dendriten der Purkinje-Zellen. Die untere Olive erhält Zuflüsse vom Rückenmark (Tractus spinoolivaris), verschiedenen Sinnessystemen und vom Kortex. Die Kletterfasern winden sich wie Efeu um die Dendriten der Purkinje-Zellen und erregen diese mit niedriger Frequenz (1/s), allerdings jeweils mit einer kurzen hochfrequenten Salve. Das Kletterfasersystem arbeitet als Fehlererkennungssystem und misst den korrekten Ablauf der geplanten Bewegung. Sobald dieser gestört ist (zb. durch eine nicht vorhergesehene Last), nimmt die niedrige Aktivität des Kletterfasersystems erheblich zu. Daraufhin reduziert sich die Entladungsfrequenz des Moosfasersystems, als Folge verbessert sich die Bewegungsdurchführung. Parallel dazu geht die Aktivität des Kletterfasersystems langsam wieder auf den Ausgangswert zurück. Die Erhaltung und Anpassung alter und die Schaffung neuer Bewegungsstrategien (motorisches Lernen) ist eine der Hauptfunktionen des Kleinhirns.

Die Purkinje-Zellen als einzige Ausgangsstation des zerebellären Kortex sind hemmend, ihr Transmitter ist GABA. Sie hemmen direkt die Kleinhirnkerne, die wiederum zu definierten Gebieten projizieren. Da andererseits die Kleinhirnkerne über Kollateralen beider Eingangssysteme erregt werden verursachen die Purkinje-Zellen eine inhibitorische Modulation der Aktivität der Kleinhirnkerne. Die Projektion der Purkinje-Zellen folgt einem topographischen Prinzip. Die Zellen der lateralen Hemisphärenanteile sind mit dem Nucleus dentatus verschaltet, die der medialen Hemisphärenabschnitte mit dem Nucleus interpositus (Ncl. globosus und emboliformis), die des Vermis und des Lobus flocculonodularis mit dem Nucleus fastigii und dem Nucleus vestibularis lateralis. In Kleinhirnrinde und -kernen ist der Körper mehrfach somatotopisch repräsentiert. Weil die Myotome der "Homunkuli" entlang des Verlaufs der Parallelfasern angeordnet sind, könnte ein Parallelfaser-Strahl mit den nachgeschalteten Purkinje-Zellen und Kleinhirnkernen ein neuronales Ensemble bilden, das Bewegungen benachbarter Gelenke zeitlich und räumlich koordiniert.

BRODAL A (1981) Neurological anatomy in relation to clinical medicine, Oxford University Press, New York Oxford

Bild: * nach Ghez & Thach 2000*

Projektionswege des Kleinhirns - (Medizin, Anatomie, Neuroanatomie)

Ich weiß nur dass das Kleinhirn mit dem Pons, dem Thalamus und noch irgendwas durch die Pedunculi verbunden ist aber sie mal bei http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinhirn#Verschaltung. Das einzige was ich sonst noch machen kann ist dir aufzuschreiben wohin die Afferenzen und Efferenzen hingehen (aus einem Anatomiebuch k.A. ob dir das weiterhelfen würde)

Phytum 
Fragesteller
 25.02.2012, 16:31

Hallo, danke für deine Antwort. Auf dieser Seite war ich auch. Mich hat die schematische Darstellung verwirrt, soll heißen, ich konnte sie mir mit dem gelesenen Text nicht erklären. Das mit den afferenten und efferenten Bahnen verstehe ich, nur diese ganze Verschaltung (schematische Abbildung) ist für mich noch ein großes Rätsel.

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Drachen20  25.02.2012, 16:35
@Phytum

Das wundert mich nicht - ist ja ne bescheuerte Abbildung XD.... Naja ZNS ist jetzt nicht gerade mein Steckenpferd - kämpfe mich da selber grad durch : ( - aber ich glaub die Abbildung soll nur den Unterschied zwischen den Moosfasern und Kletterfasern darstellen (nehme ich jetzt mal an)

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Phytum 
Fragesteller
 25.02.2012, 16:38
@Drachen20

Achso :-) Okay, also ist das gar nicht so direkt auf die Verschaltung bezogen, sondern eher auf den Unterschied der Kletter- und Moosfasern. Gut, dann bin ich schon einen Schritt weiter und lass eben diese verwirrende Abbildung weg. Danke.

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