Verhältnis zur eigenen Mutter?

2 Antworten

Lieber LucaGhost09,

als ich soeben Deine Ausführungen über Deine Mutter gelesen habe und dann auf Deine Frage gestoßen bin, ob wir verstehen, dass Du nun Hass und Antipathie gegen Deine Mutter empfindest, dachte ich spontan, dass es mir bestimmt ähnlich wie Dir gehen würde!

Wobei ich das Gefühl, das Du nun für Deine Mutter aufgrund Deiner schwerwiegenden Enttäuschung empfindest, als abgrundtiefes Dagegenhalten und als fundamentale Abblehnung des Verhaltens Deiner Mutter beschreiben möchte und nicht als Hass! Deine Ablehnung und Dein inneres Aufbegehren gegen Deine Mutter ist verständlicher Weise so groß, da sie, so sehe ich das, Dein Ur-Vertrauen in sie auf grundlegende Weise verletzt hat, ein ganz besonderes Vertrauen, das es nur zwischen Mutter und Kind gibt, das Du ihr von Geburt an geschenkt hast und das für Dich etwas fundamental Wichtiges ist.

Ich kann Dich sehr gut verstehen, Deine tiefe Enttäuschung über Deine Mutter ist dadurch entstanden, dass sie Dein Vertrauen gebrochen hat. Und das Schlimme daran ist, dass es nicht irgendein Freund war, von dem Du Dich zurückziehen könntest, sondern der Mensch, der Dir in Deinem Alter am nächsten steht: Deine Mutter!

Wichtig, lieber LucaGhost09 ist, dass Du Deine Gefühle zulässt und zu Ihnen stehst. Und sie auch nicht verdrängst, sondern versuchst, sie zu verarbeiten, indem Du über sie nachdenkst.

Allerdings denke ich auch, dass es für Dich und Deine zukünftige Entwicklung wichtig ist, zu versuchen, irgendwann - und ich sage bewusst: irgendwann! - mit Deiner Mutter zu sprechen und ihr Deine Gefühle und vor allem Deine Enttäuschung über ihr falsches Verhalten mitzuteilen und sie darüber in Kenntnis zu setzen. Normalerweise sollte ja eigentlich sie als Mutter auf Dich, ihren 14-jährigen Sohn, den sie belogen hat, zukommen. Vor allem, wenn sie sieht, dass Du Dich von ihr zurückgezogen hast. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie Dir gegenüber wohl ein viel zu schlechtes Gewissen haben wird, wenn sie nicht von sich aus, selbst und aus eigenem Antrieb, auf Dich zugeht, da sie wohl befürchten muss, von Dir zurückgewiesen zu werden. Und sich davor somsehr fürchtet, dass sie dann lieber den augenblicklichen Kontaktabbruch akzeptiert als eine haarsträubende Konfrontation, deren Grund sie selbst verschuldet hat.

Auch denke ich, dass es für Dich wichtig ist, wenigstens einen einzigen Menschen in Deinem Leben zu haben, mit dem Du über dieses einschneidende Erlebnis sprechen kannst. Und zwar ein Mensch, der Dich nicht gegen Deine Mutter aufhetzt, sondern einer, der Dich zu einer konstruktiven Lösung in Form von Verständigung durch ein Gespräch mit Deiner Mutter unterstützt und Dir zeigt, dass er Dich versteht und Dir Glück bringend zur Seite steht.

Ich wünsche Dir alles Gute! Suche Dir eine kleine Freude, die Dein Herz erheitert und wenn es nur das Betrachten einer schönen Blume ist oder das Zur-Handnehmen Deines alten Stofftiers aus Kindertagen oder einen Waldspaziergang! Es ist jetzt wichtig, dass Du nicht in Traurigkeit versinkst und den Glauben an Deine Mutter nicht vollkommen verlierst. Denn eines ist klar, wenn es ihr nicht so furchtbar schwergefallen wäre, Dir offen zu sagen, dass sie nie mehr zurückkommen wird, dann hätte sie das bestimmt getan. Ich kann mir vorstellen, dass auch sie deswegen darunter litt, Dir die Hoffnung auf eine Rückkehr nehmen zu müssen und Dir zu sagen, daß es kein Leben mehr wie früher für Dich, mit einer intakten Familie, geben wird. So wird Deine Mutter sicherlich mit sich selbst gekämpft haben und sich, auch wenn sie da schon einen neuen Partner hatte, mit sich gerungen haben, ob sie denn nun wirklich aus Eurer Familie aussteigen will und ein vollkommen neues Leben beginnen soll oder nicht.

Auch eine eheliche Beziehung ist nicht für die Ewigkeit geschlossen. Menschen entwickeln sich ein Leben lang weiter und wenn sich Ehepartner entgegengesetzt, ein jeder in eine andere Richtung, entwickeln, so wird die Partnerschaft nicht nur zur untragbaren Last, sondern zu einer psychischen Katastrophe - wenn nicht einer der Ehelleute die Reissleine zieht und sich trennt. Deine Mutter war letzten Endes für sich konsequent, indem sie sich von Deinem Vater getrennt hat und ihren Gefühlen gefolgt ist. Sie ist dem Ruf der Liebe gefolgt, einer neuen Liebe, von der sie sich Hoffnung und Zuversicht auf ein besseres Leben in Liebe und Harmonie mit ihrem neuen Partner versprach. Gegen die Macht der Liebe ist kein Kraut gewachsen. Du musst ja den neuen Partner Deiner Mutter nicht lieben, aber gebe Deiner Mutter die Möglichkeit, weil Du sie liebst, im Leben glücklich zu werden. Denn wenn sie mit Deinem Vater nicht unglücklich gewesen wäre, hätte sie ihn nicht verlassen!

Nimm Dir Zeit, lieber LucaGhost09! Und denke daran: Alles wird gut!

Alles Glück wünscht Dir: Regilindis!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich mag Menschen!

Hass ist es nicht, aber eine bittere Enttäuschung, für mich total nachvollziehbar. Wahrscheinlich hat sie es nicht besser gewusst, wie sie es euch erklären soll, deinem Vater gegenüber respektlos, sicher ging es ihr da auch um die Schuldfrage am Scheitern der Beziehung. Sei froh, das du dich mit der neuen Freundin deines Vaters so gut verstehst, das ist auch nicht überall so. Das du nicht mehr zu ihr gehst kann ich verstehen, du vertraust ihr nicht mehr. Aber sie ist und bleibt deine Mutter, ich denke das irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem ihr sachlich über diese Entwicklung reden könnt, ich glaube schon, das deine Mutter dich und deinen Bruder vermisst, aber es Gründe für die Trennung gab. Alles Gute für dich.