Undankbarkeit, oder Wahrheit?
Guten Abend zusammen, ich (64) arbeite seit fast 4 Jahren in einer anderen Stadt. Mein Mann ist seit vielen Jahren erwerbsunfähig. Vor 4 Jahren verstarb auch mein Vater, der mir zum Glück einiges hinterließ. Ansonsten hätte ich mir meine Auswärtstätigkeit gar nicht leisten können, da ich alleine alle Kosten trage. Nun hat mein Mann doch tatsächlich geäußert, dass all meine "Opfer" sowieso umsonst gewesen seien. Statt dessen hätte ich lieber mein Geld außer Landes bringen sollen und so tun, als ob ich mittellos wäre. Ich finde das unverschämt, nachdem ich nahezu meine gesamten Ersparnisse verbraucht habe, während er sich keine Gedanken machen musste. Was ist euer Eindruck?
4 Antworten
Hallo Betty,
ich kann Deinen Unmut und Fassungslosigkeit über die Äußerungen Deines Mannes sehr gut verstehen. Ich finde das auch recht unverschämt und gemein. Denn während er sich auf Deine Kosten ein feines Leben gemacht hat, hast Du den Staat und vor allem Dich selbst, nicht betrogen. Jetzt wo anscheinend die Rücklagen/Ersparnisse fast aufgebraucht sind, so wie es verstanden habe, ist es natürlich für ihn nicht mehr so schön und er muss sich nun auch Gedanken machen wie es weiter geht. Laß Dich davon nicht unterkriegen und entmutigen. Du scheinst eine starke Frau zu sein und solltest ihm die Stirn bieten und auch deutlich sagen, dass Dich seine Äußerungen verletzt haben.
Eben! Wenigstens du scheinst mich zu verstehen. Es geht nämlich hier um seine Undankbarkeit und die geringe Wertschätzung, die er mir entgegen bringt. Wer sagt mir denn, ob er noch bei mir bleibt, wenn mein letzter Cent verpulvert ist? Ich kenne jemanden, die dann "das Weite" gesucht hat und der andere war die Dumme. Ich habe durchaus berechtigte Befürchtungen. Aber die kann ich hier nicht alle aufzählen. Das würde den Rahmen sprengen.
Er macht sich offenbar keine Gedanken - das ist es ja! Er sagt, meine Schwarzseherei wachse ihm wie Blumenkohl aus den Ohren.
Ganz ehrlich, pfeif auf ihn! Sorry, aber verschwende nicht Deine Lebensqualität und Lebenszeit. Das hört sich jetzt echt hart an, aber ohne ihn bist Du besser dran. Entweder er zieht mit Dir an einem Strang und überlegt sich mit Dir zusammen wie es weiter gehen soll, oder aber er soll zu sehen wie er alleine zurechtkommt. OHNE DEINE FÜRSORGE UND DEINEM GELD! Was trägt er denn zu Eurem Leben bei? Er geht nicht arbeiten, da erwerbsunfähig. Kann passieren. Aber seine Rente wird er ja wohl nicht für sich alleine verprassen, oder?
Was trägt er denn zu Eurem Leben bei? Er geht nicht arbeiten, da erwerbsunfähig. Kann passieren.
Er kann nicht arbeiten. Was kann er denn dafür, erwerbsunfähig zu sein? Warst du schonmal erwerbsunfähig? Hast du einen blassen Schimmer davon, was es bedeutet, wenn sowas festgestellt wird?
Nein, Gott sei Dank nicht! Ich habe immer meinen Lebensunterhalt selbst bestritten und mich aus so mancher „Sch…“ selbst rausgezogen. ABER ich kenne genug Leute, die es mit Tricks geschafft haben erwerbsunfähig zu werden und in Frührente gegangen sind, da sie einfach keinen Bock hatten arbeiten zu gehen!
Ich finde das auch respektlos, auf mehreren Ebenen.
Grade nach vielen Jahren Ehe oder Beziehung hat man ja oft das Problem; dass man den Partner und das was er tut als selbstverständlich sieht.
Ich würde ihn offen sagen, dass dich das kränkt wenn er sowas sagt und dann die Begründungen dazu nennen denn es kann sein, dass er gar nicht wissen wird wo genau das Problem liegt.
Ich würde dies sachlich aber mit Nachdruck kommunizieren und am besten so schnell wie möglich, bevor man es runterschluckt und es irgendwann aus dem Kontext gerissen wieder auf den Tisch kommt wenn es mal komplett eskaliert, dies ist ja leider der häufigste Ablauf bei Problemen, mache dieses Fehler nicht und rede gleich :)
Ich lese das ganz anders. Dein Mann, nicht ohne Grund erwerbsunfähig, hat sich vermutlich 20x mehr Gedanken gemacht als du glaubst. Über Leben + Tod, die Gesellschaft, Sinn des Lebens usw.. dazu die Tatsache, dass er nicht in der Lage ist, in der Gesellschaft seinen eigenen Beitrag zu leisten, weil er es durch seine Erwerbsunfähigkeit schlicht nicht kann. Jetzt werdet ihr beide älter, geht bald in Rente, du hast dein Geld für euch beide aufgebraucht, er liegt dir dabei seit Jahren zur Last.. was ist das wohl für ein Gefühl?
Das mag sein, aber was kann ich dafür? Ich gehe in Rente, er ist erst 55. Und das, was er mal bekommt, kann man vergessen. Wenn er mich wirklich geliebt hätte/lieben würde, wäre er bei Zeiten gegangen und hätte nicht erwartet, dass ich mein gesamtes Erbe ausgebe.
Du kannst doch nicht ihm die Schuld für etwas rüberschieben, was du selbst so entschieden hast. Du bist eine erwachsene Frau und er hat dich vermutlich nicht gefesselt oder mit einem stumpfen Gegenstand bedroht, falls du dein Erbe nicht für ihn ausgeben solltest.
Ich mache ja auch nicht nur ihn alleine verantwortlich, aber zumindest hat er eine Teilschuld. Und einer von beiden hätte die Notbremse ziehen müssen. Aber erst alles zu genießen und dann sagen, alles sei sowieso Humbug gewesen, das ist unverschämt!
PS: Ich habe rein rechnerisch noch ca. 20 Jahre vor mir, wenn alles gut geht. Soll ich diese in einer Notunterkunft verbringen von den "Tafeln" lebend? Ist das deiner Meinung nach der gerechte Preis für meine "soziale Ader"? Oder sollte man besser sagen Dummheit?
Ich mache ja auch nicht nur ihn alleine verantwortlich, aber zumindest hat er eine Teilschuld.
Das sehe ich nicht, tut mir leid... wenn einer den anderen beschenkt, ist der Beschenkte nicht (zum Teil) Schuld, dass er das Geschenk nicht abgewiesen hat. Ich sehe die Verantwortung dafür komplett bei dir, sorry... wie gesagt, du bist erwachsen und wusstest vorher, was es dir bedeutet, dass zu gleichen Teilen zum Leben beigesteuert wird - und dass er erwerbsunfähig ist.
Ist das deiner Meinung nach der gerechte Preis für meine "soziale Ader"?
In der kompletten Ausgabe deines Erbes sehe ich keine soziale Ader. Menschen mit sozialer Ader geben nicht ihr komplettes Geld aus, bis sie niemandem mehr helfen können und ärgern sich dann über die Ausgabe...
Liebe hat was mit Gegenseitigkeit zu tun, zumindest kann man etwas Dankbarkeit erwarten und nicht obendrein noch Vorwürfe, wie dumm man gewesen ist.
Ich kann dir wirklich nur raten, dich deines Alters entsprechend zu verhalten - Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und deinen eigenen Weg zu machen. Und nicht die Schuld bei Erwerbsunfähigen zu suchen und Gründe gegen eine Trennung der Deutschen Rentenversicherung zuzuschreiben.
Ich schreibe niemandem etwas zu. Ich benenne lediglich Tatsachen. Und Verantwortung trage ich bereits seit mehr als 10 Jahren. Also erzähle du mir nichts davon! Du siehst offenbar alles nur einseitig aus dem Blickwinkel meines Mannes. Dir fehlt jedes Verständnis für jemanden, der vieles geopfert hat und wenig zurück bekommt. Es können nicht alle auf ewig Mutter Theresa spielen.
Und Verantwortung trage ich bereits seit mehr als 10 Jahren.
Das verstehe ich nicht. Du bist doch Ü60.. nicht 34.. wieso erst seit über 10 Jahren?
Dir fehlt jedes Verständnis für jemanden, der vieles geopfert hat und wenig zurück bekommt.
Nein, nicht pauschal! Aber wenn man etwas freiwillig opfert und hinterher großer Katzenjammer darüber entsteht, dass man es leider gegeben hat.. dann tun sich in der Tat einige Fragezeichen auf, was das Verständnis angeht. Für deine Opferrolle kann dein Mann nichts.
Es können nicht alle auf ewig Mutter Theresa spielen.
Du hast dich doch aber frei entschieden, genau das zu tun - wegen deiner Rentenpunkte.
Ansonsten hätte ich mir meine Auswärtstätigkeit gar nicht leisten können, da ich alleine alle Kosten trage.
Den Satz verstehe ich nicht. Normalerweise geht man doch einer Tätigkeit nach, damit sie etwas einbringt.
Ich bin Alleinverdienerin. Für beide Wohnungen zahle ich 1.300 EUR Mieten. Das bedeutet, dass mein Einkommen gerade mal ausreicht für die Mietzahlungen+Nebenkosten. Was darüber hinaus geht, bestreite ich von meinem Erbe. Immer noch besser, als Hartz4 zu beziehen.
Findest du es nicht mehr eine Verschwendung von Lebenszeit, wenn man nur noch spazieren geht und liest? Ich möchte noch was arbeiten.
Klingt, als wenn du glaubst, in dem Moment wo man Hartz 4 oder anderweitige aufstockende Sozialleistungen erhält, dürfte man nicht mehr arbeiten.
Nein. Ich finde, man sollte auch ohne Arbeit ein erfülltes Leben führen können. Es spricht ja auch nichts dagegen, einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen oder den einen oder anderen Minijob anzunehmen.
Aber eine Arbeit, für die man eigens eine zusätzliche Wohnung braucht und die unterm Strich nichts einbringt? Sorry, das finde ich nicht nachvollziehbar.
Wenn man noch genügend Sparvermögen hat, ist es Sozialbetrug trotzdem Hartz4 zu kassieren. Ein Minijob bringt mir nichts, da ich Alleinverdienerin bin. Ich bin ja nicht die Einzige, die aufgrund eines Jobs eine Zweitwohnung hat, wenn auch andere mehr verdienen. Weißt du überhaupt, wie es zugeht im Jobcenter? Ich habe das 1 Jahr mitgemacht. Wenn es sich irgendwie umgehen lässt, möchte ich da nie wieder hin. Und wieso bringt mein Job nichts ein? Ich kann damit immerhin 2 Wohnungen bezahlen.
Je nachdem, was man arbeitet, wird es einem wieder abgezogen. Das finde ich wenig motivierend.
Gibt es eigentlich irgendeine tatsächlich für dich umsetzbare Lebensvariante, mit der du zufrieden wärst? Unter Berücksichtigung der Kinder, die bereits in den Brunnen gefallen sind. Oder ist jede umsetzbare Möglichkeit nur ein einziges Jammertal?
Du kannst zwei Wohnungen bezahlen, von denen du eine überhaupt nur des Jobs wegen brauchst. Und die andere würde, wenn du H4 bezögest, eh vom Amt bezahlt. So wirklich verstehen tu ich die Motivation nicht, aber du willst es wohl so.
Gibt es denn in eurer Gegend keine Arbeit, die wenigstens die eine Wohnung finanzieren würde?
Es ist immer wieder dasselbe - und das richtet sich nicht gegen dich! Die meisten Menschen verstehen Null, wenn es um Hartz4 geht und um andere Sozialleistungen, die man ja angeblich so leicht erhält. Unsere Hauptwohnung würde eben NICHT auf Dauer vom Amt bezahlt. Die ist zu teuer. Bezahlbare Wohnungen gibt es aber für die meisten nicht. Hast du schon mal Reportagen dazu im Fernsehen gesehen? Jobs in unserer Gegend habe ich nicht bekommen. Unterschwellig wurde alles mit dem Alter begründet. Aber man muss ja vorsichtig sein. Sonst ist Diskriminierung.
Du bist nicht informiert. Man darf pro Person höchstens 5000 EUR Erspartes haben.
Nein du bist nicht informiert. Erspartes:
GrundfreibetragDer Grundfreibetrag in Höhe von 150 Euro je vollendetem Lebensjahr ist nicht zweckgebunden und steht jedem volljährigen Hartz IV Empfänger sowie dessen Partner in der Bedarfsgemeinschaft zu. Allerdings ist dieser Vermögensfreibetrag in der Höhe begrenzt, wobei sich die Grenze nach dem Geburtsjahr des ALG II Beziehers staffelt:
Personen mit Geburtsdatum
vor 01.01.1958: 9750€
nach 31.12.1957: 9900€
nach 31.12.1963: 10.050€
Das rettet ich auch nicht, da mein Vermögen bedeutend höher ist. Und das hat ja auch nichts mit den übrigen Nachteilen zu tun. Selbst wenn Hartz4 abgeschafft wird und ein sog. Bürgergeld kommt, wird der Unterschied nicht allzu hoch sein. Ich habe eine Cousine, die im Jobcenter arbeitet. Zumindest was unsere Region betrifft, kenne ich die Vorgehensweisen. Es haben in den letzten Jahren viele ihr Heim und ihre Einrichtungsgegenstände verloren.
Das rettet ich auch nicht, da mein Vermögen bedeutend höher ist.
Sagtest du nicht, es sei quasi aufgebraucht?
Zumindest was unsere Region betrifft, kenne ich die Vorgehensweisen. Es haben in den letzten Jahren viele ihr Heim und ihre Einrichtungsgegenstände verloren.
Wenn du trotz Hartz 4 einem Beschäftigungsverhältnis nachgehst, kannst du die Differenz zwischen angemessen teurem Wohnraum und zu teurem Wohnraum selbst zahlen. So einfach umziehen, weil deine Wohnung zu teuer ist, müsstest du als ALG2 Empfängerin sowieso nicht, da du Ü60 bist!
Ich fand keine Arbeit in meiner Region! Und was glaubst du, wie lange ich eine solche Differenz noch zahlen kann? Spätestens im Juni 2024 ist für mich Schluss. Das Bundesverfassungsgericht hat erst vor kurzem entschieden, dass hohes Alter und Schwerbehinderung NICHT vor einer Räumung schützen. Es gab neulich einen Fall von einer 45-jährigen, fast blinden Frau. Sie wurde geräumt und lebt jetzt in einem Caritas-Heim. Dort kann sie sich gar nicht orientieren. Soviel dazu!
Jemand, der nicht nur berufsunfähig ist sondern erwerbsunfähig, d. h. für jegliche Art von beruflicher Tätigkeit, und sei sie noch so leicht, ist von so starken gesundheitlichen Einschränkungen betroffen, dass er mit Sicherheit nicht behaupten kann, er hätte ein feines Leben.