Stimmt diese Interpretation des Faust?
„Faust steht für den Menschen schlechthin. Als solcher repräsentiert er einerseits das Ideal eines Menschen, andererseits auch seine ganz banale Durchschnittlichkeit”
Bitte mit Begründung. Danke!
2 Antworten
Dazu fällt mir eins der berühmten Zitate aus und von Faust ein:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen.
Man könnte argumentieren, dass der "Mensch schlechthin" diese zwei Triebe in sich kennt, hin- und hergerissen zwischen dem alltäglichen Leben und seinen Genüssen und Bedürfnissen, und seinem Streben nach Mehr, Höherem, z.B. in der Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, Religion, Idealen und Ideologien, der Wunsch nach Erkenntnis und Verstehen, nach Erfüllung und Glück.
In der Philosophie nennt man ersteres Immanenz, letzteres Transzendenz.
Zur Transzendenz könnte man auch Liebe, Freundschaft, Interesse für Geschichte oder Zukunftstechnologien, oder Klimaaktivismus zählen, also alles, was nicht der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung dient.
Zur Immanenz gehört auch seine Sterblichkeit und Vergänglichkeit, was letztlich sein Streben auf der persönlichen Ebene banalisiert.
Insofern repräsentiert Faust schon "das Ideal eines Menschen" (Transzendenz), aber auch "seine ganz banale Durchschnittlichkeit” (Immanenz) und steht in diesem Sinne "für den Menschen schlechthin".
Ich würde dem nicht zustimmen, Faust entspricht doch nicht dem Ideal des Menschen. Er ist überdurchschnittlich belesen, kann also nicht, in dem Sinn, mit dem Durchschnitt gleichgesetzt werden.
Ich würde aber zustimmen, wenn es um die das Menschen sein an sich geht. Da hat Faust ja die gleichen Triebe und Instinkte wie jeder anderes menschliche Lebewesen auch.
Für eine explizite Antwort wäre der Zusammenhang der Aussage relevant.