Sollte man wenn man 3h von seiner Uni entfernt wohnt einem Umzug erwägen?

2 Antworten

Wenn Du die Möglichkeit hast, dann nimm Dir lieber ein Zimmer vor Ort. Pendeln hat einen Haufen ärgerlicher Nachteile, man verpasst Dinge und lebt stressiger. Es ist auch schwerer wirklich Anschluss zu finden, von so Vorlesungsbekanntschaften mal abgesehen. Ich habe das eine Zeit lang gemacht und war dann so froh endlich am Studienort zu wohnen.

  • Vorlesungen: Eine Veranstaltung morgens, eine Nachmittags, ist unpraktisch, weil man irgendwo die Zeit verbringen musste. Klar ist UB immer eine gute Option, aber trotzdem ist es besser zwischendrin heimgehen zu können. Man ist eher bereit mal eine Veranstaltung sausen zu lassen und sich den Weg zu sparen. Noch blöder ist es, dass man dazu neigt Kurse nicht mehr nach Interesse zu wählen, sondern danach wie sie im Anschluss zu anderen Veranstaltungen liegen. Das ist einfach schade, gerade im Studium sollte man ja seinen Interessen folgen können.
  • Planung: Du musst alles planen um die Zeit vor Ort möglichst sinnvoll zu nutzen. Bücher ausleihen/ zurückbringen, Termine - alles ist mit Organisation verbunden. Dann hat man was daheim vergessen und alles verschiebt sich.
  • Abendveranstaltungen: Man kann nicht zu Vorträgen, Weihnachtsfeiern und sonstigen Veranstaltungen ohne sich Gedanken zu machen wie man danach wieder heimkommt. Man muss immer einen Blick bei der Uhr haben. Man überlegt sich sonst ständig wie lange die Party wohl noch lustig sein wird und ob es die zusätzliche Stunde lohnt bevor die nächste Heimfahrmöglichkeit besteht.
  • Zeitgewinn: unglaublich wieviel Lebenszeit man beim Pendeln verschwendet. Anfangs wusste ich kaum was anzufangen mit 3 Stunden zusätzlicher Zeit pro Tag. Rechne mal hoch wie viel Stunden pro Monat Du nur unterwegs wärst! Die Lebenszeit gibt Dir auch keiner wieder.
  • Du hast das Thema der Zugverspätungen/ -ausfälle. Es ist erstaunlich wie oft die eine Stunde nicht reicht. Und dann steht man an zugigen Bahnhöfen oder in unklimatisierten Bahnen.
  • Schau auch wie die Zugverbindung mit den typischen Vorlesungszeiten zusammenpasst. Ich saß auf Kohlen wenn der Professor mal 5 Minuten überzogen hat, weil das hieß zum Bahnhof rennen zu müssen um den Zug zu erwischen - und das hat oft nicht geklappt. Realistisch musst Du mehr Zeit rechnen, weil Deine Verbindung Dich selten zeitlich punktgenau abliefert, eventuell musst Du noch 30 Minuten irgendwo totschlagen. 
  • Spontanität: man kann nicht mal schnell irgendwas erledigen, jemanden treffen, kurz was unternehmen.
  • Abends weggehen: eigentlich konnte ich erst dann richtig am Studentenleben teilnehmen, zu den Studentenparties gehen, mal spontan einen Kaffeetrinken, Spieleabende mit Kommilitonen, Kino,.... Als Externer erlebt man das einfach nicht so wirklich. Oft haben sich Leute morgens in der Vorlesung abgesprochen abends irgendwo hinzugehen, sei es was trinken, einen Vortrag - was immer. Da war ich dann selten dabei, das bereue ich bis heute.
  • Kochen daheim: mitunter dem ewigen Mensaessen vorzuziehen.
  • Freunde finden ist als Externer noch schwerer, denn man ist ja bei vielen Sachen die unternommen werden aus Zeit- und Organisationsgründen nicht dabei. Man findet schon Anschluss, so ist es nicht, aber die soziale Komponente abseits von Vorlesungen und "größeren" Unternehmungen fällt weg.
  • Leute zu mir einladen und nicht nur immer auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen sein fand ich toll. Wenige werden bereit sein die lange Strecke zu Dir zu kommen.
  • Atmosphäre: viele Studentenstädte haben eine Atmosphäre, die man eigentlich nur wirklich mitbekommt wenn man dort lebt und seinen Alltag bestreitet. Läden, Schleichwege, Geheimtipps, entspannen am Wochenende,...

Sechs Stunden Fahrt pro Tag sind nichts.