Sind Syrer Araber oder Phönizier?
2 Antworten
Die einzelnen Bevölkerungsgruppen definieren ihre ethnische Zugehörigkeit über ihre Muttersprache und Religionszugehörigkeit, wobei innerhalb der gemeinsamen Sprache religiöse Unterschiede eine quasi-ethnische Abgrenzung bewirken können. Um über das bestehende Zugehörigkeitsgefühl zu ethnischen Gruppen und Familienclans hinausgehend ein syrisches Nationalbewusstsein zu entwickeln, werden bei Volkszählungen zwar die Religionszugehörigkeit, aber nicht die Ethnien zahlenmäßig erfasst. Zu einer kulturellen und sozialen Gleichstellung der Kurden im Alltag hat dies nicht geführt.
Die Mehrheitsbevölkerung in Syrien bilden mit rund 50 % die Araber,[20] die sich mit der arabischsprachigen Bevölkerung der Nachbarländer kulturell als Gemeinschaft fühlen. Sie sind überwiegend Sunniten, in ihrer Minderheit Muslime anderer islamischer Glaubensrichtungen oder Christen.
Die zweitgrößte Volksgruppe mit eigener Sprache sind die Kurden. Im Jahr 1979 wurde ihr Anteil auf etwa 9 % der Gesamtbevölkerung geschätzt. Mittlerweile stellen die Kurden gemeinsam mit den Armeniern und Angehörigen anderer ethnischer Gruppen etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Syriens dar.[20] Viele Kurden kamen zwischen 1924 und 1938 aus der Türkei ins Land, als es dort zu mehreren Aufständen der Kurden gegen ihre politische und wirtschaftliche Diskriminierung kam, die vom türkischen Militär niedergeschlagen wurden. Ein kurdischer Siedlungsschwerpunkt liegt entlang der türkischen Grenze. Knapp die Hälfte der syrischen Kurden lebt in der Region Kurd Dagh nordwestlich von Aleppo. Sie stellen dort und in der nordöstlichen Provinz al-Hasaka die Mehrheit. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit in den ländlichen Bergregionen siedelten sich viele Kurden in den Großstädten Aleppo und Damaskus an. 10 bis 15 % der Kurden leben in Hayy al-Akrad, einem Stadtteil von Damaskus am Fuße des Dschabal Qāsiyūn.[21]
Die meisten Armenier kamen als Flüchtlinge zwischen 1925 und 1945 aus der Türkei nach Syrien. Sie leben zu etwa Dreiviertel in Aleppo und zu knapp 20 % in Damaskus. Die Übrigen verteilen sich auf die größeren Städte, besonders in der Dschazira-Region. Armenier gehören überwiegend der Armenischen Apostolischen Kirche an, andere sind armenisch-katholisch. Die meisten sind in Handel, Kleinindustrie und Handwerk wirtschaftlich erfolgreich.
Die meist sunnitischen Turkmenen waren traditionell halbnomadische Viehzüchter in der Dschazira und am unteren Euphrat sowie Ackerbauern um Aleppo. Sie haben sich weitgehend in der arabischen Gesellschaft assimiliert.
Tscherkessen, ebenfalls Sunniten, wurden Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Kaukasus vertrieben und siedelten sich in der Hauran-Region, besonders um Quneitra an, wo sie sich auf den Anbau von Getreide und daneben Viehzucht spezialisiert haben. Für das Jahr 1979 wurde ihre Zahl auf 55.000 geschätzt. Da viele von ihnen während der französischen Kolonialzeit in der französischen Armee gedient hatten, wurden sie lange Zeit von den Arabern argwöhnisch beobachtet.[22]
Die Aramäer und Assyrer gehören einer der christlichen Religionsgemeinschaften an, mehrheitlich der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Assyrer im engeren Sinn gehören zu den nestorianischen Christen. Liturgie- und Alltagssprache ist aramäisch, dessen regionaler Sprachzweig als syrisch bezeichnet wird. Sie leben vor allem in der Provinz al-Hasaka. Viele flohen 1933 bis 1936 vor der Verfolgung aus dem Irak und wurden von den Franzosen und mit Unterstützung des Völkerbundes in Tell Tamer (am Chabur, nordwestlich von al-Hasaka) angesiedelt. Bis in die 1970er Jahre hatten sie auf bewässertem Land in der Umgebung etwa 20 Dörfer gegründet. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage sind viele emigriert. Aramäer und Assyrer bezeichnen sich häufig selbst als Suryoye.
Zehntausende syrische Bürger besitzen auch die russische Staatsangehörigkeit. Da viele Russen in Syrien und viele Syrer in Russland leben, gibt es auch viele russisch-syrische Ehepaare. Zwischen Syrien und der Sowjetunion bzw. Russland sind die bilateralen Beziehungen seit den 1950er Jahren stark und die wirtschaftlichen Beziehungen stabil.[23][24]
Daneben gibt es etwa 476.000 (2002) palästinensische Flüchtlinge und seit dem Irakkrieg 200.000 (2009) Flüchtlinge aus dem Irak. Unter den Irakern sind viele Assyrer, von denen sich wiederum eine größere Zahl in Dscharamana niedergelassen hat.
Es kommt darauf an, was Du hier mit "sind" gemeint hast. Kulturell und sprachlich hat Mitscher45 bereits 1:1 den entsprechenden Abschnitt aus Wikipedia zu Syrien kopiert.
Genetisch ist die Lage so, dass wir hier eine deutliche Durchmischung vorliegen haben insbesondere zwischen einer Urbevölkerung ("Levantiner") und einer Einwanderung aus der arabischen Halbinsel. Dabei bleibt der genetische hinter der kulturellen Einfluss zurück.
Zu den Levantinern (bzw. dessen Nachfahren) gehören neben Syrern auch Libanesen, Jordanier und Palästinenser. Auch mit den Juden besteht eine hohe genetische Übereinstimmung - trotz starker religiöser, politischer und kultureller Unterschiede.
Über die mitochielle DNA kann ermittelt werden, dass es in Syrien eine stärkere europäische Komponente gibt als bei anderen "Levantinern".
Die nicht muslimischen Gemeinden haben einen sehr viel niedrigen Anteil arabischen Erbguts - schon früher galt: gleich und gleich gesellt sich gern. Daher sind die andersgläubigen Gemeinden auch genetisch im Schnitt recht isoliert.
Die Phönizische Kultur war levantisch - lange Zeit gingen viele davon aus, dass sie eingewandert waren aber neuere archäologische und genetische Untersuchungen zeigen, dass sie primär ein "Eigengewächs" sind. Auch die Verehrung des Hauptgottes Baal, der sich auch in vielen Namen wiederfindet, ist in der Levante verbreitet gewesen. Die Bezeichnung Phönizier stammt übrigens von den Seehandelt treibenden Völkern ab, die praktisch nur die Küstenrgion kannten. Die Israeliten kamen stärker in Kontakt mit der Landseite, auf deren Wege das Volk auch viel Handel treibt und nannten sie Kanaaniter. Das Wort stammt vom Wort für Händler. Es handelt sich jedoch um das gleiche Volk.
Damit lautet die kurze Antwort: Sowohl als auch. Sie haben sowohl ein arabisches als auch ein levantisches Erbe (und letzteres ist genetisch praktisch deckungsgleich mit einem phoenizischen Erbe).