Redensart:"Ich erlaube mir..."
Immer wieder ließt man den Satz "Ich erlaube mir...."als Einleitung.
Ist dieser Satz nicht total sinnwidrig, oder sehe ich da was falsch.
Entweder ist etwas erlaubt, dann kann man es nicht nochmal extra erlauben,
oder etwas ist verboten, dann kann man es sich selbst eh nicht erlauben, sondern nur ein Dritter.
Kann es also sein, das diese gestelzte Einleitung den Schreiber outet als Wichtigtuer outet?
5 Antworten
Nicht zwingen, das ist so wie diese unmöglich Sätze:
"Wir möchten Ihnen mitteilen" "Ich möchte mich bedanken"
Diese Sätze sind sinnfrei und faktisch falsch, denn man möchte es nicht, man tut es ja, aber totzdem kommen sie im Alltag sehr oft vor und bedeuten nicht zwangsläufig, daß derjenige damit zum Ausruck bringen möchte, daß er sich nur bedankt, weil es die Höflichkeit erfordert und er es eigentlich gar nicht möchte, da er dies ja gerade noch einmal expilzit betont - was ein rhetorischer Kunstgriff sein kann.
Mit dem "Ich erlaube mir..." ist es ähnlich, allerdings hat diese Redewendung ihren Ursprung in einer Zeit, in der man oftmals erst Erlaubnis beötigte, um etwas gesellschaftlich anerkannt tun zu drüfen, so daß er nicht zwingend sinnfrei oder - widrig sein muß.
Heute verwendet man ihn auch, um anzuzeigen, daß man sich des Stil- oder Konventionsbruch, der gleich kommen wird, durchaus bewußt ist und man sich doch bei der unvermeidlich folgenden Debatte auf die Inhalte konzentrieren möge und nicht auf das Faktum jenes Bruchs.
Es gibt noch andere Möglichkeiten, diesen Satz durchaus sinnvoll als rhetorische Figur zu verwenden, aber das würde hier doch ein wenig den Rahmen sprengen, dazu gibt es ja bereits ausreichen (Fach-)Literatur, auf die ich mir an dieser Stelle erlaube zu verweisen.
Ein Heiratsantrag mit "ich möchte" würde mich persönlich in die Flucht schlagen, denn ich finde ein "ich möchte" keineswegs "weich", sondern empfinde es eher als egozentrisch, insbesondere in diesem Kontext.
Wenn schon Heiratsanträge, dann bitte mit "ich wünsche mir" oder "ich würde gerne" oder etwas in der Art.
Meist nimmt man diese Floskel, wenn es um etwas geht, dass du sonst eher nicht machst. -Aber diesmal erlaubst Du es Dir.
Manchmal benutzen auch Leute diese Einleitung, wenn sie gleich etwas sagen wollen, das ansonsten nicht ihrer Art entspricht. Vielleicht einmal seltenerweise etwas krasses oder derbes sagen wollen. Dann erlauben sie sich selbst einmal aus dem Rahmen zu fallen. Oder früher (als es noch Kavaliere der alten Schule gab) haben Männer zu einer Dame z. B. gesagt (als Frage formuliert): Darf ich mir erlauben Ihnen zu sagen wie schön sie heute wieder aussehen... etc. - kommt wie immer auf den Kontext an
ich denke mal, dass diese Einleitung einen Widerspruch des Zuhörers/Lesers dämpfen soll. Verkündet man also eine andere, unerwünschte Meinung zu einem Thema, bei dem man sicher ist auf Kritiker zu stoßen, ist die Einleitung "ich erlaube mir..." gar nicht mal so verkehrt. ...Aber so wie RaoulDuke89 es interpretiert ist es auch richtig... hat also mehrere Bedeutungen diese "Floskel" ;)
Der Satz hat dieselbe Bedeutung wie "Ich bin mal so frei". Wenn jemand sowas sagt, dann will er damit sagen, dass er es jetzt tut. "Ich erlaube es mir, dein essen zu essen" ist wie "Ich esse jetzt dein essen", nur in höflicher Form.
Die Redeweise "ich erlaube mir" klingt heute tatsächlich gestelzt und etwas veraltet. Man sollte sie besser vermeiden.
Dagegen die Redeweise "ich möchte" lehnst Du zu Unrecht ab. Viele Tipps-Geber sagen, man sollte im kaufmännischen Schriftverkehr oder in Bewerbungen das Wort "möchte" vermeiden, weil es zaghaft klingt. Das mag auch oft stimmen.
Aber direkt im menschlichen Gespräch finde ich "möchte" gut. Es läßt alles was man damit sagt, weicher und verbindlicher klingen. Und was wäre z.B. ein Liebesgeständnis oder ein Heiratsantrag ohne das Wort "möchte" :-)