Privatschulen und deren Vorurteile?

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Also ich selbst war zufälligerweise auf einer Privatschule, die 50% vom Staat und 50% von der Kirche finanziert wurde. Die Schule ist das Seminar Maulbronn und bei uns herrschte dieser Sonderfall, weil diese Schule seit 500 Jahren existiert und in der Vergangenheit eine sog. "Kaderschmiede" des Landes Württemberg in kirchlichen Räumen  war.

Da gibt es viele Vorurteile, die ich natürlich auch alle schon zu hören bekommen habe.

1. Unsere Eltern sind alle reich.

2. Unsere Eltern wollen uns nur los werden, weil sie keine Zeit für uns haben - UND/ODER - Wir sind schwer erziehbar.

3. Wir sind alle Karriereschweine, die darauf abgerichtet werden erfolgreich und gewissenlos zu sein.

4. Wir sind von Haus aus arrogant.

5. Wir sind alle gut in der Schule.

Die Realität sieht natürlich anders aus. Klar gibt es auch Leute deren Eltern reich sind, die Gerüchte kommen ja nicht alle von ungefähr. Tatsächlich ist das aber die absolute Minderheit und wir kommen meistens (zu 80%) aus der Mittelschicht. Auch unser schulischer Abschluss war am Ende weit gestreut, da ist von 1,0 bis 3,0 alles dabei gewesen (auch wenn der Gesamtschnitt geringfügig besser ist, als der Landesschnitt). Am Ende meiner Interantszeit kann ich sagen, dass wir weitaus mehr Spaß hatten, als die anderen Gleichaltrigen, einfach, weil man seine Spießgesellen immer um sich hatte und wir einander nur selten müde wurden.

Meine Meinung ist, dass die öffentlichen Schulen so gut sein sollten, dass fast alle in die öffentliche Schule gehen können und wollen.

Voraussetzung dafür ist:

1) Dass die öffentlichen Schulen genug Geld haben, um ordentliche Gebäude, ordentlichen Unterricht und ein angenehmes Schulleben bieten zu können.

2) Dass es auch unter öffentlichen Schulen eine gewisse Diversität geben muss, damit jene Schüler, die nicht in das allgemeine Muster passen auch eine Schule finden können, die ihren Bedürfnissen gerecht wird. D.h. es muss eine gewisse Flexibilität bestehen, einen Schüler, der nicht in Schule A passt, in Schule B zu schicken.

3) Es dürfen nicht systematisch die besten Schüler durch Privatschulen aufgesogen werden, um Elite-Schulen zu bilden.

4) Es darf nicht systematisch Geld von den öffentichen Schulen abgezogen und in die privaten Schulen gepumpt werden.

Deshalb bin ich dafür, dass der Staat sich NICHT an der Finanzierung von Privatschulen beteiligt. 

Allerdings bin ich gegen ein strenges Territorialitätsprinzip bei öffentichen Schulen.

Öffentliche Schulen sollte auch besondere Lernformen wie Zweisprachigkeit, Immersion in Fremdsprache, oder auch Montessori-Pädagogik anbieten, und die Eltern/Schüler sollten frei sein, so eine Schule zu wählen. Kein Schüler sollte gezwungen werden, in eine (schlechte) Schule zu gehen, in die er nicht will...

Konfessionelle Privatschulen finde ich problematisch, besonders wenn sie von zwei Seiten - Staat und Kirche subventioniert werden, und noch Gebühren von den Eltern einziehen können. Das ist Verzerrung der Konkurrenz.