Polyamorie und Kinder?

4 Antworten

Warum soll es nicht gehen?

Kinder sind da sehr tolerant. Schwierig wird es höchstens, wenn sie erst in der Pubertät damit konfrontiert werden - dann konfrontiert das Leben der Eltern plötzlich mit dem, was sie aus den gesellschaftlichen Konventionen gelernt haben.

Unser Ältester ist damals in einer großen Studenten-WG als Säugling und Kleinkind aufgewachsen - viele haben mal auf ihn aufgepasst, und dennoch hat er immer gewusst, wer seine leiblichen Eltern sind. Liebevolle soziale Kontakte im Kleinkindalter können doch nicht schaden. Später waren wir mit einer Familie eng befreundet, ich hatte auch ein Verhältnis mit der Frau (alle wussten davon - wir wussten damals (in den 80ern) nur noch nichts von Polyamory). Wir waren auch gemeinsam im Urlaub - und die andere Familie wurde jeweils einfach mit den Vornamen angesprochen, bei den eigenen Eltern blieb es aber doch bei Mama und Papa.

Nur Mut - für Kinder stellt das kein Problem dar. Höchstens "die Anderen" könnten für die Kinder ein Problem darstellen, wenn sie unverholen ihr Unverständnis für die Art zu lieben und zu leben der Eltern zum Ausdruck bringen. Aber auch nur, wenn sich die Eltern hier selbst unsicher zeigen. Je selbstverständlicher sie ihre Art leben, um so selbstverständlicher wird es auch für die Kinder, ggf. auch mehr als nur zwei "Eltern" zu haben :)

jerubi 
Fragesteller
 18.09.2012, 21:04

Vielen Dank für deine Antwort und ebenfalls Entschuldigung, dass ich so spät erst reagiere ...

Ich mache mir gar nicht so viele Sorgen, dass es für die Kinder zu schwierig sein könnte - den negativen Aspekten (evtl. schlechte Reaktionen der Außenwelt) stehen denke ich genug positive (keine abgekapselte Kleinfamilie, Reflektiertheit) gegenüber ... und es ist schön zu hören, dass es auch tatsächlich so ist.

Was mich noch interessiert: Was wäre gewesen, hättest du mit der Frau der anderen Familie ebenfalls Kinder gewollt? Bzw. kam die Frage auf? Habt ihr euch irgendwann dafür entschieden, mit nur einem Partner Kinder zu haben oder hat sich das einfach so ergeben?

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sorbas42  18.09.2012, 21:48
@jerubi

Naja, diese Frage stellte sich für uns nicht, weil wir mit der Familienplanung "abgeschlossen" hatten (jeder hatte 2 Kinder mit seinem ersten Partner - und mehr war nicht gewollt).

Allerdings ist es natürlich immer so: Je mehr Menschen miteinander so eine Beziehung bilden, um so größer sind auch die Möglichkeiten, wieder (teilweise) getrennte Wege zu gehen. Und wenn dann auch noch die biologischen Elternschaften vermischt sind (und nicht nur die sozialen), kann das bei einer Trennung schon zu größeren Problemen führen - sowohl bei den Kindern wie auch den Eltern. Wie gesagt: kann - muss aber nicht.

Ich denke mal, dass polyamore Menschen auch offen genug sind, hier miteinander eine Lösung zu finden und liebevoll auseinander zu gehen, wenn die Wege sich wieder trennen.

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Na zuerst solltet Ihr mal klären, ob Ihr "das Ehepaar" zusammen ein Kind zeugen wollt. Einer von Euch hat dann die Hauptaufgaben für das Kind u. einige Beziehungen werden dann anstrengend werden. Oder habt Ihr dann ein Kindermädchen rund um die Uhr. Im übrigen sind die anderen Beziehungspartner weder Onkel oder Tanten. Für ein Baby wäre es auch nicht gut, herumgereicht zu werden. Oder willst du es einfach der Natur überlassen, von wem du schwanger wirst? Das mußt du allerdings später dem Kind erklären. Genießt doch erst einmal die anderen Beziehungen u. denkt noch einmal darüber nach, wenn die weibliche Uhr tickt.

jerubi 
Fragesteller
 18.09.2012, 20:34

Erst einmal Entschuldigung, dass ich erst so spät reagiere - war die letzte Zeit verhindert. Und danke für die Antwort!

Wir wollen definitiv ein Kind zusammen - nicht auf der Stelle (aus anderen Gründen), aber zeitnah, das steht schon fest. Der Natur überlassen, von wem ich schwanger werde, werde ich sicher nicht - meine andere Beziehung ist ja auch noch recht frisch. Es kommen eben nur eine Menge Fragen auf, wie sich das mit Kindern regeln lässt, welche Konstellationen sich ergeben können usw. Deshalb wäre ich froh über andere Erfahrungsberichte :)

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Leider, so meine ich, gibt es da nicht so viele Erfahrungen. Die Frage ist, von welchem Partner willst du ein Kind und wie tolerant reagiert der andere! Du könntest dir auch von beiden Männern ein Kind wünschen, das meine ich nicht spöttisch. Wichtig wäre mir persönlich, daß ich sicher sein kann, daß jeder Partner dann mit Herz für das Kind da wäre. Ob die Beziehung dann zu sehr im Mittelpunkt steht? Meinst du die Bindung durch den "Kinderalltag zusammen"? Ich weiß, daß man zumindest 2 Menschen gleichzeitig lieben kann. Es ist, als ob einer den anderen ergänzt, wunderbar, aber im Laufe der Zeit auch imens anstrengend. Am Ende bleibt vielleicht einer für ganz oder gar keiner, oder ein ganz neuer. Was mit dem Kind geschieht, entscheidest du alleine. Die Gefühle des Kindes und der anderen Väter, Onkel, Tanten, kannst du aber nicht bestimmen. Falls du noch ziemlich jung bist, würde ich die Kinderfrage noch etwas hinten anstellen. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, daß ein Kind in so einem polyamoren Familienverband geborgen und glücklich aufwächst. Alles Gute wünsche ich euch.

jerubi 
Fragesteller
 25.10.2012, 22:39

Danke für deine aufmunternde Antwort! Wir haben jetzt nochmal alles besprochen und haben beschlossen, es ab jetzt zu versuchen mit dem Nachwuchs - so jung bin ich leider nicht mehr ;) ... ein paar andere Bedenken haben sich aufgelöst und es ist einfach jetzt die richtige Zeit. Wie die anderen Beziehungen sich dann entwickeln, wird man sehen, aber bisher sind sie aufgrund der Entscheidung zumindest noch nicht davongelaufen. Ich glaube, man muss einfach akzeptieren, dass sich das alles nicht berechnen lässt, und solange ich mir sicher bin, dass meine Ehe stabil ist und das Kind liebende Eltern (und Onkels und Tanten?) haben wird, ist die einzig wichtige Frage ja eigentlich auch geklärt. Danke nochmal für eure Unterstützung auf dem Weg der Entscheidungsfindung!

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Meine Poly-Partnerin (sie ist mit anderem Mann verheiratet) hat Kinder, und nachdem unsere Beziehung sich als dauerhaft herausgestellt hatte (seit 2003 , also inzwischen acht Jahre) haben sie und ihr Mann ihren damals im frühen Teenageralter befindlichen Jungs davon erzählt. Die mussten das eine Weile "verdauen", weil es damals (Ende 2005) noch eine sehr ungewöhnliche Art der Beziehung war.Aber die Eltern haben immer wieder mal mit ihnen drüber gesprochen, wie es ihnen damit geht, und schließlich kamen sie damit klar.

[+++ durch Support editiert +++]

jerubi 
Fragesteller
 18.09.2012, 20:47

Danke für die Antwort und auch Entschuldigung für die späte Reaktion! Der Link ist sehr interessant, danke - ich tue mich irgendwie recht schwer, im Internet etwas zum Thema zu finden.

Darf ich fragen, ob du die Kinder deiner Partnerin kennst, und in welchem Verhältnis ihr zueinander steht?

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