Philo text?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gehen wir systematisch vor: Die Fragestellung könnte man so definieren: Im Leben sind wir immer wieder mit dem Problem konfrontiert, ob wir uns bei Sachverhalten, die wir nicht selber durchgearbeitet haben, auf die Auskunft eines anderen verlassen können.

Der Text bietet jetzt nicht den Hinweis, der mir selber als extrem bedeutend erscheint, dass ich mich als erstes frage: Wie kompetent ist der Mensch, der die Aussage tätigt, d.h. ist er auf diesem Gebiet ein Experte, der sich mit der Materie lange und selbstkritisch auseinandergesetzt hat (d.h. nicht etwa ideologieorientiert). Ferner: könnte dieser Mensch in dieser Situation ein Motiv haben, mir gegenüber eine falsche, oder zumindest unvollständige oder nur einseitig formulierte Aussage zu tätigen, weil er dadurch für sich bestimmte Vorteile erhoffen könnte.

Beckermann geht den allgemein üblichen Weg, indem er zunächst voraussetzt, dass der Antwortende in "guter Absicht" seine Aussage abgibt. Seine Kernthese ist jetzt, dass ich die Antwort nur dann für mich übernehmen kann, wenn ich erkenne, dass sie gut begründet ist. Eine gute Begründung muss z.B. enthalten: eigene selbst gemachte Erfahrungen; auf diesem Gebiet gemachte wissenschaftliche Studien; oder Resultat einer breiten Befragung von vielen kompetenten Leuten; oder Resultat von zahlreichen Messreihen unter kontrollierten Bedingungen; vielleicht auch zugrundeliegende bewährte Prinzipien, die zu funktionierenden Systemen geführt haben; und etliche weitere Argumente, die die Aussage als stimmig, glaubhaft und seriös erscheinen lassen.

Beckermanns Argumentationsgang ist dabei, dass es fast immer leichter ist die Qualität der Begründungen einer Aussage zu prüfen als sich zu fragen, ob man dem Sprecher einfach vertrauen sollte. Und der zuverlässigere Weg, um fremde Erfahrungen und fremdes Wissen für sich selbst zu übernehmen, sollte dabei der ökonomischere und sichere sein.

Letztlich fehlt im Text allerdings der Hinweis, dass der vorgeschlagene Weg der Prüfung der guten Begründungsstruktur einer Behauptung weit mehr Arbeitsaufwand und zudem persönliche Methodenkenntnis auf diesem Gebiet voraussetzt.

Glaubwürdigkeit, also Wahrscheinlichkeit sind wage Notlösungen bei der Wahrheitsfindung. Wissen ist die Speicherung von Wissen , mehr nicht. Die Überprüfung obliegt den Mitteln der Weisheit. Deshalb wird Klugheit und Intelligenz über - und Weisheit unterbewertet. Sind doch beide wie ein paar Schuhe.