Notenlehre, Notenbalken, Winkel und Länge des Balkens

1 Antwort

Hallo Ronny, Der Winkel der Noten-Balken entscheidet sich nach der Figur der Noten. Ich habe Dir einige Beispiele als Grafik angehängt. Das Prinzip ist: die Notenhälse sollen niemals so kurz sein, dass keine Vorzeichen mehr unter die Balken passen. Die Balken folgen der groben Bewegung der Notenköpfe. (Beispiele 1) Die Auftrennung der Balken geht strikt nach Notenwerten. Das Hauptprinzip ist die rhythmische Übersicht im Takt. Also je nach Taktart verbalkt man Viertel oder Halbe, 3/8-Noten oder 3/4-Noten, 16tel-Noten oft zu viert, 8tel-Noten je nach Takt zu zweit, zu dritt, zu viert, zu sechst. Es gibt bei größeren Gruppen auch die Möglichkeit, z.B. 8 oder mehr 16tel-Noten zusammen zu fassen, den 2. Balken dabei aber zu unterbrechen. (Beispiele 2) Außerdem gibt es natürlich die Möglichkeit, unterschiedliche Notenwerte unter einen Balken zu bringen. (Beispiele 3) Gruß Friedemann

Notenbeispiele - (Musik, Visualisierung, Notenlehre)
RonnyCSharp 
Fragesteller
 26.08.2013, 11:23

Hallo,

vielen Dank für diese ausführliche Antwort =) Das Problem was ich noch habe, ich habe leider nur feste Notenwerte in der Mididatei. Keine Takte, Also nur ob es eine Viertel/Achtel und an welcher Stelle sie gespielt wird. Also die Zeitangabe. Kann ich anhand dieser Information irgendwie die Takte ablesen?

Auch noch eine Frage bezüglich des Balkenwinkels. Ich versuche gerade einen Algorithmus herzuleiten, ich möchte also den Anstieg der Balkenwinkelfunktion berechnen. Eine erste Idee wäre es, die Notengruppe (zb. vier Achtelnoten, mit Tastennummern zb 67, 67, 65, 67, (entspricht der Taste auf dem Klavier), den Durchschnitt bilden und die kleinste Note abziehen, also 66,75-65=1,65, das entspräche jetzt dem Balkenansieg. Bin aber noch unsicher ob das funktioniert.

Kann eigentlich nicht sein, fällt mir gerade auf, da der Balken in diesem Falle ja negativ sein muss. Hmm, hast du eine Idee?

Beste Grüße

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schmidtmechau  26.08.2013, 13:56
@RonnyCSharp

Hallo Ronny!

Zuerst zu den Balkenwinkeln: Vielleicht kannst Du Dich der Einfachheit halber einfach an die erste und letzte Note der Gruppe halten. Die Relation zwischen erster und letzter Note bestimmt also den Winkel. Du mußt allerdings noch dafür sorgen, dass auch Noten dazwischen noch Hälse haben, die lang genug sind, dann also die Hälse entsprechend verlängern. Noch etwas hatte ich vergessen: Du mußt natürlich zuallererst entscheiden, ob die Hälse nach unten oder nach oben gehen: Wenn die Mehrheit der Notenköpfe aus oder über der Mittellinie liegen, gehen die Hälse nach unten, wenn nicht nach oben. Für Deinen Algorithmus spielt dann natürlich noch der horizontale Abstand eine Rolle.

Dass in Deinem Beispiel der Balkenanstieg negativ ist, wundert nicht, weil er ja fallen müßte. Für Deinen Algorithmus funktioniert die Berechnung aber trotzdem nicht. Du müßtest folgende Schritte abarbeiten: 1. Frage: Hälse nach oben oder unten. Das kannst Du mit dem Durchschnitt Deiner Tasten-Nummern herausfinden. Im Violin-Schlüssel ist das h1 (die Mittellinie) Taste Nr. 51. Ist der Durchschnitt <= 51 - Hälse nach oben, ist er > 51 Hälse nach unten. 2. Frage: Parallel zur ersten und letzten Note geht der Balken. (Du kannst von einer Halslänge von etwa 1 Oktave ausgehen.) 3. Frage: Wie groß ist der Abstand des Balkens zu den Zwischennoten. Wenn er kleiner als eine Quart wird, den Balken entsprechend verschieben. (Diese Maße, die ich hier angeben habe - Oktave für die Halslänge und Quart für den Mindestabstand von Balken zur Note -, lassen sich evtl. variieren, das ist vor allem eine schriftästhetische Frage.)

Zu Deiner ersten Frage nach dem Takt: Das ist eine schwierige Frage! Normalerweise wird in der Musik der Takt vorgegeben. Grundsätzlich kann man fast jede Musik rhythmisch umdeuten, das ändert sie aber grundlegend. Wenn man keine Taktvorstellung von einem Musikstück hat, und anhand einer reinen Zeitwertedatei entscheiden will, muss man eine ganze Reihe beachten und überprüfen: 1. Frage Gibt es ein Hauptmetrum, oder einen Grundrhythmus, der sich z.B. in der tiefsten Lage abzeichnet (oft ist der Bass die rhythmisch einfachste und grundlegende Stimme). Eine weitere Rolle dabei spielt das Tempo. Man kann annehmen, dass sich die Zählmetren in einem Bereich von rund 40 bis 120 Schläge pro Sekunde bewegen. Wenn man ein solches regelmäßiges Metrum gefunden hat, kommt die 2. Frage: Kann man darin eine Periodik erkennen, z.B. Häufung von Tönen alle 2, 3 oder 4 ... Metren. Dann hat man vielleicht schon eine Vorstellung von einem Takt. Das sollte man dann aber 3. an den größeren Gestalten überprüfen. Sehr häufig findet man in der Musik eine Periodik von 4-8-12-16 Takten. Lassen sich hier Regelmäßigkeiten entdecken? Gibt es Einschnitte, Unterbrechungen usw. und entsprechen sie der vermuteten Taktart?

Das alles hängt aber auch sehr davon ab, in welchem Stil man sich bewegt. Im Jazz werden systematisch die Taktschwerpunkte verschoben, da muss man dann die Rhythmus-Gruppe von den anderen Instrumenten unterscheiden können. In der neuen Musik gibt es oft überhaupt keine Regelmäßigkeiten. Wo Takte geschrieben werden, sind es häufig reine Zählhilfen, die musikalisch gar nicht zu Tage treten können. Oder es gibt Taktwechsel, komplexe rhythmische Überlagerungen, usw. die eine einfache Analyse manchmal zunichte oder unmöglich machen, und die doch musikalisch sehr entscheidend sein können. Eine rhythmische Umdeutung kann dann den musikalischen Sinn völlig verändern.

Aber vielleicht kannst Du den Takt ja einfach hören? Welches sind die stärksten Betonungen (die "1" im Takt)?

Hoffe das alles hilft Dir weiter. Viele Grüße Friedemann

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