No und ich fragen?

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No und ich von Delphine de Vigan

Lou ist hochbegabt und eine Einzelgängerin. Am liebsten beobachtet sie die Menschen um sich herum und stellt dabei gewagte Theorien auf, um das zu verstehen, was tagtäglich mit uns geschieht. Bis sie auf die achtzehnjährige No trifft, die mitten in Paris auf der Straße lebt. No mit den dreckigen Klamotten und dem müden Gesicht. No, die jeden Tag um ein Essen und einen Schlafplatz kämpfenmuss. No, deren Einsamkeit die Welt in Frage stellt. Und Lou stürzt sich in ihr neues Projekt: Sie will No retten - und sich und der Welt beweisen, dass sich alles ändern lässt ...

„Es gibt etwas lästiges im Leben, etwas, wogegen kein Kraut gewachsen ist: Man kann nicht mit Denken aufhören. Als Kind übte ich mich jeden Abend darin, ich lag im Bett und versuchte, absolute Leere herzustellen, einen nach dem anderen verscheuchte ich die Gedanken, noch bevor sie zu Worten gerinnen konnten, ich zog sie mit der Wurzel aus, vernichtete sie mit Stumpf und Stiel, aber ich stieß immer aufs selbe Problem: daran denken, mit Denken aufzuhören, ist immer noch denken. Und dagegen ist nichts zu machen.“ (Seite 136)

Lou ist 13 und die Kleinste aus der Klasse. Kein Wunder, denn sie hat bereits zwei Jahrgangsstufen übersprungen. Sie fühlt sich allein und sie ist es auch. Die Mädchen in ihrer Klasse haben schon ganz andere Interessen und zu Hause trauert die Mutter um Lous verstorbene Schwester. Nur Lukas bemüht sich um sie. Er ist mit Abstand der Älteste in der Klasse, schließlich hat er schon zwei Klassen wiederholen müssen.

Für Lou ist es ein Problem, vor der ganzen Klasse ein Referat zu halten. Als sie ihr Thema (obdachlose Mädchen) gefunden hat, lernt sie No kennen und freundet sich mit der 18jährigen an. Das Referat gelingt hervorragend, doch Lou kann No nicht berichten, weil die untergetaucht ist. Lou gibt nicht auf, findet sie schließlich und lernt sie immer besser kennen … Lukas wird zum engen Vertrauten und Lous Eltern verlieren zunehmend den Kontakt zur Tochter.

Das Buch hat einen jugendgerechten Spannungsbogen, der auch ältere Leser mitfiebern lässt. Wird es gelingen, No zu zähmen oder gerät Lou „unter die Räder“?

Die Autorin lässt uns tief in Lous Gedankenwelt eintauchen, in ihre Hilfsbereitschaft, ihre Illusionen, ihre Zweifel. „ Bücher haben Kapitel, um die einzelnen Phasen sauber zu trennen, um zu zeigen, dass die Zeit vergeht oder die Lage sich weiterentwickelt, und manchmal sogar Teile mit verheißungsvollen Titeln Begegnung, Hoffnung, Ende, sie sind wie Bilder. Doch im Leben gibt es gar nichts, keine Titel, keine Warntafeln Gefahr, häufiger Steinschlag oder drohende Desillusionierung. Im Leben ist man ganz allein in seinem Kostüm, und es ist eben Pech, wenn es ganz zerrissen ist.“ (Seite 191)

Fazit: ein gelungenes Jugendbuch, das auch Eltern nicht kalt lässt. 

Die 13-jährige Lou ist hochbegabt und hat zwei Klassen übersprungen – jetzt ist sie die kleinste und klügste Schülerin einer Klasse, in der alle anderen schon mitten in der Pubertät angekommen sind. Der Gedanke an ein Refarat über Obdachlosigkeit versetzt sie zunächst in Panik; aber dann beginnt sie, sich mit der 18jähringen No zu treffen und sie zu ihrem Leben auf der Straße zu befragen. Zwischen den beiden ungleichen Mädchen entspannt sich eine Freundschaft.

Lou ist eine ganz zauberhafte Heldin: Sie ist furchtbar klug und naiv, schwach und stark, behütet aufgewachsen und stammt doch aus einer von Trauer gezeichneten Familie. Wie ihr Freund Lucas sagt: Sie ist ganz klein und gleichzeitig ganz groß. Ein wenig habe ich mich an Greta Thunberg erinnert gefühlt. Sie findet sich nicht damit ab, dass No nicht zu helfen ist, und setzt alles daran, sie zu retten. Eine Weile sieht es sogar ganz gut aus, und auch No gibt alles, um sich ein neues Leben zu erobern – bis ihr endgültig der Boden unter den Füßen weggerissen wird.

Am Ende wird im Grunde klar, dass sie kaum je eine Chance hatte. Die Umstände ihrer Zeugung und Kindheit, die Gewalt, die ihr immer wieder von Männern angetan wird, zerstören sie und nehmen ihr alle Hoffnung, die die schlaue kleine Lou gesät hat.

Ein sehr trauriges Buch darüber, dass Freundschaft und Liebe nicht jeden retten können und sich auch nicht jeder selbst retten kann, das gleichzeitig sehr schön geschrieben ist und nur selten ins pathetische abrutscht. Das Ende fand ich sehr hoffnungslos; aber so ist es wohl realistischer.

Lou Bertignac ist 13 Jahre alt, hochbegabt und eine Einzelgängerin, sie ist wissbegierig und neugierig - vor allen Dingen aber ist sie einsam. Vor kurzem ist ihre Schwester gestorben, seitdem ist ihr Leben anstrengend und kompliziert geworden. Lou zieht sich zunehmend in sich selbst zurück.

Bis sie auf die 18-jährige No trifft, eine Obdachlose, die mitten in Paris auf der Straße lebt. Auch No ist einsam, aber vor allem ist sie hungrig, unsicher und müde. Ihre Situation ist aussichtslos, damit hat sie sich bereits abgefunden.

Doch Lou weigert sich, dies zu akzeptieren; sie kann sich nicht damit zufrieden geben, dass die Antwort auf viele ihrer Fragen ein lapidares "So ist es nun mal" sein soll. Sie sagt der Gesellschaft den Kampf an und fängt dabei bei sich zu Hause an. Schritt für Schritt schafft sie es, die Dinge zu verändern, und wird dabei unverhofft erwachsen.

"No und ich" ist sehr schön geschrieben, sprachlich schlicht und doch beinahe poetisch schön. Lou schaut mit einem herrlich unverfälschten Blick auf die Welt und zwingt den Leser kontinuierlich, seine eigene Bequemlichkeit in Frage zu stellen. Ich habe dieses Buch in einem Rutsch bis spät in die Nacht durchgelesen, weil ich mich einfach nicht dazu durchringen konnte, es zur Seite zu legen und Lou in ihrem Protest allein zu lassen.

Das perfekte Buch für jeden, der noch glauben möchte, dass es möglich ist die Welt zu verbessern!

Über das Thema „Hochbegabung“ haben die meisten Menschen schon mal irgendetwas gehört. Aber was das konkret für den Einzelnen bedeutet, wissen die wenigsten. Genie ist oft ein Klischee, das man mit Hochbegabten verbindet und von dem man ausgeht, dass solche Menschen wunderbar spielerisch durchs Leben tänzeln. Das kommt vor, muss aber so nicht sein.

INHALT:

Lou ist dreizehn und hat einen IQ von 160. Sie ist hochbegabt. Bereits zwei Schulklassen hat sie übersprungen und ist immer noch die Klassenbeste. Allerdings auch die Jüngste und Kleinste, von einem ihrer Klassenkameraden liebevoll „Krümel“ genannt. Einfach hat sie es nicht, weder in der Schule noch zu Hause. Als sie für ein Referat eine obdachlose junge Frau interviewt, beginnen sich die Dinge zu verselbständigen ...

MEINUNG:

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 13-jährige Lou. Sie ist wirklich sehr speziell, und ich habe es genossen, ihre Besonderheiten ausführlich kennenzulernen. Wie sie sich gedanklich zügelt, um ihren Emotionen Herr zu werden! Und ihre Art, die Dinge anzugehen und zu durchdenken, fand ich wirklich sehr spannend. Dem Leser sollte allerdings klar sein, dass Lou nur eine einzige von vielen möglichen Fassetten darstellt, wie Hochbegabte ticken und sich verhalten. Unter ihnen gibt es genauso viele verschiedene Varianten wie unter allen „normalen“ Menschen mit einem IQ von unter 130.

Aber das Thema Hochbegabung ist nur ein Aspekt des Buches, der der Geschichte vielleicht die Würze gibt, sie aber nicht ausmacht. Die eigentliche Handlung dreht sich um ein Mädchen, das die Welt retten will. Die Welt in Gestalt einer obdachlosen jungen Frau. Was sie dafür alles anstellt und in die Wege leitet, ist wirklich sehr berührend. Und im Nebeneffekt heilt sie auch noch ihre Eltern, wird von ihren Mitschülern angenommen und kommt mit sich selbst ein winziges bisschen besser klar.

Insgesamt hat das Buch eine durchweg positive Botschaft. Egal, wie die Situation aussieht, sie ist es wert, sich zu engagieren und etwas zum Guten zu verändern. Ob man das tatsächlich erreicht, ist dabei nicht ganz so wichtig. Hauptsache, man kommt ins Handeln.

WERTUNG:

Ich habe einen kleinen Moment gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden. Sobald ich mich auf Lou und ihre Welt eingelassen hatte, konnte ich die Geschichte nicht mehr weglegen, zu faszinierend sind die Figuren, die Story und die stille Dramaturgie. Das Buch ist wirklich eine Empfehlung wert und erhält von mir mein persönliches „Sehr gut“ und fünf von fünf Wertungspunkten.

Mein Fazit: Sensibles Porträt eines besonderen Mädchens. Sehr empfehlenswert.

In Paris lebt ein kleines Mädchen mit ihren Eltern. Die Eltern haben ein schweren Schicksalsschlag hinter sich, ihr zweites gewünschte Kind stirbt. Die Mutter fällt in schwerste Depression.

Das kleine Mädchen, Lou, ja sie ist sehr klein für ihr Alter, ist hochbegabt und lebt für sich. Auf einer ihren Touren im Bahnhof trifft sie auf No, ein achtzehnjährig obdachloses Mädchen. Lou fühlt sich verantwortlich, No zu helfen. Aber erst nachdem sie No interviewt für ein Referat an der Schule. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zerbrechliche Freundschaft. Lou kämpft dafür, dass es No besser geht, dass sie sich zurückgehörig fühlt in ihrer Familie. Denn Lou konnte ihre Eltern überreden, No bei sich wohnen zu lassen.

Aber es kommt anders. Trotz der Liebe, Geduld und Vertrauen kann Lou sie nicht halten. No bricht aus und fällt zurück.

Das Buch verströmt von Anfang bis Ende mit einem melancholischen Hauch. Man spürt die Verzweiflung von Lou, aber auch den Dank von No. Aber durch die schrecklich unausgesprochenen Erlebnisse kann No nicht zurück in das Leben, in dem Lou lebt.

Mir hat das Buch sehr gefallen und ich habe Lou sehr gut verstanden. Ich war auch auf No sauer, da sie sich keine Mühe gab, zurück zu kommen. Man spürt von Seite zu Seite Nos Nicht-Kampf, die Müdigkeit. Man kann so viel schreiben, aber du solltest das Buch selber lesen und deine Gedanken machen. Es sind meist nicht schöne, sondern traurige.

Das Buch ließ sich flockig locker lesen. Es wird aus Lous Sicht erzählt, was den Einblick ins Nos Leben schwer macht, da sich No nie Lou öffnet. Sie öffnet sich nur Lous Mutter, die aber nie mit anderen darüber redet. Für mich bleibt No ein halb beschriebenes Blatt. Es erleben viele Kinder schreckliches, trotzdem hatten sie den Mut weiter zu machen und nach vorne zu blicken.

Einfach lesen!

Reicht das erst einmal?