Meine Mutter erlaubt mir nicht das ich die Schule Wechsel was kann ich machen?

2 Antworten

Erst mal solltest du für dich analysieren, warum du wechseln willst.

Nur wegen der Freundin?
Was magst du an deiner Schule nicht?
Hast du mal mit Lehrern gesprochen, wo deine Lücken sind, was du aufholen solltest und wie (Methode, Zeitplan)?

Das Argument deiner Mutter dürfte sein, dass man sich immer an das vorgegebene Leistungsniveau gewöhnt. Ist das in der Hauptschule niedriger, gewöhnt man sich daran, weniger machen zu müssen, weniger zu lernen, auf geringerem Niveau Aufgaben zu lösen. Man schöpft also ggf. sein Potenzial nicht aus und ist dann oft überfordert, wenn man den Realschulabschluss nachmacht. Ist man gleich auf der Realschule, wird das Niveau dagegen irgendwann ganz normal für einen. Ebenso auf dem Gymnasium - als Gymnasiast wäre das Realschulniveau wieder lächerlich gering.

Die andere Frage wäre, wie es dir in deiner Klasse geht, ob du auf eine andere Gesamtschule wechseln könntest, falls du dich in deiner Klasse mit niemandem verstehst.

Ich würde dir raten, so lange wie möglich auf der höchstmöglichen Schulform zu bleiben, es sei denn, es spräche etwas Gravierendes dagegen. Etwas Gravierendes wäre Mobbing oder das komplette Versagen in einem Fach ohne Aussicht, den Stoff aufholen zu können oder so viel Lernaufwand, dass keine Zeit für Freizeit bleibt.

Ich war in der 5. Klasse auf dem Gymnasium und musste zum Halbjahr auf die Realschule, weil ich nach einer Augen-OP in den Herbstferien bis Ende Januar nicht lesen konnte und somit in Englisch und Mathe den Anschluss verlor. (Meine Eltern waren aus konkreten Gründen gegen eine Wiederholung).

In der Realschule schaffte ich den Anschluss dann schnell, weil die Klasse vom Stoff her weit hinter der des Gymnasiums lag und alles viel kleinschritter erklärt und geübt wurde und sehr oft wiederholt wurde. Am Ende der 5. Klasse kam ich mir vor wie im Kindergarten. Ich blieb zwar in einigen Fächern sehr gut, aber verlernte völlig das Lernen und hatte oft das Gefühl, nicht wirklich vorwärts zu kommen. In der 9. Klasse, als einige Mitschüler engagiert für den Abschluss lernte, hatte ich die Haltung angenommen, dass Schule unwichtig wäre und ich eigentlich nichts machen müsste. Es war schwer, die Haltung dann wieder abzutrainieren.

So etwas könnte dir halt in der Hauptschule passieren.

Ich war dann später auf dem Fachgymnasium und habe dort quasi erst gelernt, richtig zu lernen, eigenständig zu denken und wurde in einigen Fächern viel besser als in der Realschule, weil ich endlich mal richtige Anforderungen bekam. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich vorher viel nur auswendig gelernt, aber nicht wirklich verstanden hatte. Bei uns in der Klasse hatten alle in den ersten Klausuren massive Probleme und einige Lehrer mussten uns erst mal zeigen, was da erwartet wurde und wie man dafür lernte. Das hätte man auf dem Gymnasium früher gelernt, also man wäre früher in diesen Lernmodus gekommen.

So etwas ist eine Gefahr, wenn man eine Schulstufe wählt, die eigentlich zu geringe Anforderungen für das eigene Potenzial stellt.

Das sollte dir bewusst sein. Es wird die Illusion von Wissen vermittelt, aber wenn das Niveau angehoben wird, merkt man, dass man doch vieles nicht so gut konnte, wie man glaubte.

Ich war in der Realschule Teil einer Gruppe von Schülern, die sehr an Chemie interessiert waren. Wir hatten ab der 9. Klasse Chemie als Schwerpunktfach und viele von uns wählten Profile oder Ausbildungen mit Schwerpunkt Chemie. Viele davon brachen diese Ausbildungen nach kurzer Zeit ab oder wechselten die Schule für einen anderen Schwerpunkt. Uns war vermittelt worden, dass wir gut in Chemie waren, aber wir wussten nicht, dass wir nur geringste Anforderungen in dem Fach hatten und eigentlich fast keine Grundlagen beherrschten.

So etwas ist die Gefahr, wenn man zu geringe Anforderungen in der Schule gestellt bekommt.

Darüber solltest du dir im Klaren sein!

Ich habe erst später verstanden, warum ich in der Realschule teilweise solche Probleme hatte. In der 9. Klasse sollten wir Aufsätze schreiben und dann den Text noch mal abschreiben mit Duden daneben. Mir kam das vor wie Schikane. Erst viel später habe ich verstanden, dass wir so sicherstellen sollten, dass alles richtig geschrieben war. Für mich ergab das keinen Sinn, da ich viel las und schrieb und eigentlich keine Probleme mit Rechtschreibung hatte.

So etwas hättest du evtl. in der Hauptschule gehäuft.

Da wäre halt für dich dieFrage, ob es nicht besser wäre, eine kurze Zeit Nachhilfe zu nehmen, Grundlagen aufzuholen und deine Freundin in der Freizeit zu sehen. Oder die Klasse oder die Schule zu wechseln, aber weiterhin auf einer Gesamtschule zu bleiben.

Uns wurde auf der Realschule oft gesagt "diese Aufgabe machen wir nicht, die ist für die Gymnasiasten". Ich hatte ständig das Gefühl, dass man uns nichts zutraute, uns für dumm hielt, das man uns Bildung auch vorenthielt, weil wir nicht gut genug dafür waren.

So eine Erfahrung möchte man vermeiden und das tut man, indem man auf der Schule ist, die man bewältigen kann, die einen aber auch herausfordert.

Die Herausforderung und das Bewältigen von Hürden ist später mal eine sehr wertvolle Erfahrung, man hat gelernt, was man alles schaffen kann.

Das kann man nicht, wenn man dauerhaft unterfordert wird.

Daher überlege bitte ganz genau, was du möchtest, was du brauchst und ob du wirklich auf der jetzigen Schule überfordert bist. Besprich das auch mit verschiedenen Lehrern!

Es ist keine Schande, auf eine Hauptschule zu gehen, aber es ist ein Nachteil, wenn man über längere Zeit unterfordert wird!

Mach möglichst hoch bei der Schulwahl. Wenn Du kannst, mach Abi!