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Das Thema ist: Gefährdung des Gleichgewichts, der Stabilität und der Sicherheit (das Boot hat schon Schlagseite und die Personen drohen ins Wasser zu fallen, vielleicht sogar zu ertrinken) europäischer Staaten und ihrer Staatsoberhäupter (darunter viele Monarchen), die mit dem Deutschen Reich und seinem Kaiser zusammen von Ereignissen und Entwicklungen betroffen und in einer gemeinsamen Lage sind (in einem Boot sitzen), durch das Verhalten des jungen Kaisers Wilhelm II., der (1890) wie ein unartiger und unreifer Junge mutwillige Streiche begeht

Die männlichen Personen tragen Kronen und sind damit als Monarchen dargestellt. Ein Stück weit können Kleidung, Gesichtszüge und Bärte Anhaltspunkte sein.

Zu sehen sind:

  • Kaiser Wilhelm II. (an dem hoch gezwirbelten Schnurrbart gut zu erkennen)
  • Kaiser Franz-Joseph I. von Österreich-Ungarn (schon älter, hat grauweiße Haare)
  • Frankreich, damals eine Republik, personifiziert durch die französische Nationalfigur Marianne (die weibliche Person hinten im Boot trägt anscheinend eine Mütze mit einer Kokarde [kreisförmiges Abzeichen/Aufnäher], die farblich blau-weiß-rot zu denken ist)
  • König Umberto I. von Italien
  • Königin Maria Christina von Spanien (mit einem kleinem Kind mit Krone, ihrem Sohn Alfonso XIII., der an einem Daumen nuckelt, auf der Schulter)

Die Karikatur, von John Tenniel gezeichnet, ist in einer in London erscheinenden satirischen Zeitschrift erschienen: Punch, 10. Mai 1890

Die Bildunterschrift ist: L'enfant terrible! Chorus in the stern. "Don't go on like that - or you'll upset us all!" («Das schreckliche Kind! Chor im Heck. "Mach’ nicht derartig weiter – oder du wirst uns alle umwerfen!“»).

Von John Tenniel stammt auch die am 29. März 1890 in der Zeitschrift Punch erschienene Karikatur „Dropping the Pilot“ (eine gängige, aber ungenaue deutsche Wiedergabe ist „Der Lotse geht von Bord“), die sich auf Bismarcks Rücktritt bezieht. Es besteht eine Verbindung zwischen den Karikaturen, indem der junge Monarch jemanden entlassen hat, der auf die Richtung aufpassen und ihn ein Stück weit beaufsichtigen konnte.

Wilhelm II. ist als unartiger/ungezogener Junge dargestellt, der mit wilden Augen mutwillig herumhüpft und das Boot zum Schaukeln bringt. Wilhelm stellt sich aufgerichtet hin, höher als die anderen. Er gefährdet das Gleichgewicht. Das Boot hat Schlagseite zur einen Seite. Die anderen schauen besorgt, verblüfft und entsetzt.

Die jetzigen Tage nennen die anderen schlimmer als 1848. Während in der Gegenwart ein sozialistisches Meer die Küsten entlangfegt und internationale Anarchie droht, tollt Wilhelm mutwillig herum, tanzt auf der Ruderbank, wackelt und bringt das Boot ins Schwanken. Er könnte zu Fall kommen oder wahrscheinlicher das Fahrzeug zum Umkippen/Kentern bringen und ein Ertrinken aller verursachen.

Die anderen halten ihm vor, den sichersten Lotsen/Steuermann/Fahrzeugführer (pilot) entlassen zu haben, der Einwände gegen Wilhelms Streiche/Possen hatte, und nun mit verrückter Meuterei in den Mannschaftsrängen zu kokettieren. Dies bezieht sich offenbar auf Gedanken eines sozialen Kaisertums in den Anfangsjahren von Wilhelms Herrschaft. Diese werden als gefährliches Spiel eine unreifen Monarchen gedeutet, nicht ernsthaft durchdacht. Die Meuterei (Bestrebungen, die auf Sozialismus zielen) dann zu unterdrücken, wenn es ihm gefällt und alle seine Feinde zu zerschmettern (eine Äußerung über Zerschmettern hat Wilhelm in selbstherrlichem Imponiergehabe verkündet), ist ein gefährliches Spiel.

Wilhelm II. ist als Person dargestellt, übermütig und töricht, er kann aber zugleich auch als Repräsentant Deutschlands gesehen werden. Für dieses wollte er Weltpolitik betreiben. Die anderen sehen Wilhelm II. und die deutsche Politik als besorgniserregend, von ihnen geht die Gefahr von Instabilität und Störung des Gleichgewichts aus, was schlimme Folgen haben könnte.

Abbildungen:

https://punch.photoshelter.com/image/I0000v3th4U5Ky98