Könnt ihr mir Gründe nennen für die Abgrenzungspolitik der DDR?

6 Antworten

Insgesamt ist es nicht fair, einen am Boden liegenden, noch spaeter alles Moegliche anzudichten.

Der Ausgangspunkt wird nicht beachtet. Die DDR konnte nicht anders, die Besatzungsmacht war nun mal die Sowjetunion und somit deren Politik voll ausgeliefert.

Als der Marshallplan in der BRD angeschoben wurde, da hat man in der Ostzone das zweite Schienengleis demontiert und abtrasportiert, und elliches mehr.

15 Milliarden $ Reparationen taten ihr uebriges. Somit war von vornherein ein Wirtschaftsgefaelle zwischen den beiden Staaten, das jeder Fuenfklaessler begreifen kann. Hier sich jetzt darueber breit auslassen entspricht mangelnden Respeckt fuer die trotzdem grossen Leistungen der DDR-Bevoelkerung.

Eine gesamtdeutsche Wehrmacht hatte gegen die SU einen Vernichtungskrieg angefangen und geführt, in dessen Folge dort 1.710 Städte, 70.000 Dörfer, 32.000 Industriebetriebe und 65.000 Kilometer Eisenbahnstrecke zerstört wurden. Damit hatte die SU wesentlich größere Schäden zu verzeichnen als die Westmächte und beharrte auf entsprechenden Reparationen.

Eigentlich war die Frage der Teilung bei der Potsdamer Konferenz schon vom Tisch, aber die USA schlugen vor, daß jede Besatzungsmacht ihre Reparationsansprüche aus der eigenen Besatzungszone befriedigt. Die Westzonen wollte man vor den berechtigten Forderungen der Sowjets schützen, um wenigstens einen Teil Deutschlands als Absatzmarkt und Handelspartner zu erhalten und lieferte dafür die SBZ ans Messer.

Da man Gebiete, die man wirtschaftlich derart ungleich behandelt, nicht politisch gleich behandeln kann, entschlossen sich die Westmächte - Zitat:

"mitten durch Deutschland eine Grenze zu ziehen und östlich von ihr alles von Rußland verwalten und unter das sowjetische System des Staatssozialismus stellen zu lassen"

http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0011_pot&object=context&l=de

In der Folge gingen alle Initiativen zur Deutschen Teilung von den Westmächten aus: Londoner Sechsmächtekonferenz unter Ausschluß der Sowjets, unangekündigte einseitige Währungsreform, Frankfurter Dokumente, einseitige Staatsgründung.

Unterdessen demontierten die Sowjets in der SBZ 2.000 bis 2.400 der wichtigsten Industriebetriebe und 10.800 km Eisenbahnstrecke. Anschließend verlagerten sie die Reparationen auf Entnahmen aus laufender Produktion - diese betrugen bis zu 48 % des BIP. Man ließ die SBZ so lange ausbluten, bis es am 17. Juni 1953 zum Aufstand kam. Unmittelbar nach dem 17. Juni wurden die Reparationen für beendet erklärt. Es waren die größten in der Geschichte überhaupt bekannten Reparation, sie betrugen 97-98 % der gesamtdeutschen Reparationen und im Vergleich zu den Westzonen pro Kopf das 130fache.

Die Brüder und Schwestern im Westen hingegen bekamen mit Marshallplan und Schuldenschnitt Würfelzucker in den Allerwertesten geblasen.

1951 boten die Sowjets mit den sogenannten Stalin-Noten einer Wiedervereinigung unter den Bedingungen von freien Wahlen und eine militärischen Blockfreiheit an (also Nautralität wie Österreich, Schweden, Schweiz usw. an). Die Stalin-Noten wurden vom Westen wider besseres Wissen abgelehnt,

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518748.html

1. weil dann wieder die Frage der Reparationen auf den Tisch gekommen wäre

2. weil eine hochgerüstete Systemgrenze der Rüstungsindustrie wesentlich mehr Umsätze bescherte als ein neutrales Deutschland, Adenauer war zudem von der Rüstungsindustrie bestochen (siehe Arte-Doku "Schwarze Kassen der CDU"

3. weil Adenauer bei gesamtdeutschen Wahlen aufgrund des SPD-affinen Ostens verloren hätte.

Wenn Du bis hierhin eine "Abgrenzungspolitik der DDR" erkennen kannst, dann laß es mich bitte wissen.

Einerseits aufgrund der rigiden Enteignungspolitik (Vergesellschaftung von Produktionsmitteln), vor allem aber auch wegen der deutlich schlechteren Wirtschaftslage aufgrund der extremen Reparationen verließen immer mehr Menschen den Osten. Zudem setzten sich massenweise NS-Belastete ab, weil der Verfolgungsdruck im Westen wesentlich geringer bis gar nicht vorhanden war. Dieses Brain-Drain war so existenziell, daß sich die DDR-Führung gezwungen sah, die Grenzen zu schließen. Ein weiterer Grund war der massenweise Mißbrauch der ostdeutschen Preispolitik im Grenzverkehr (preisgestützte Lebensmittel usw.).

Kurz vor dem Mauerbau sagte der Kennedy-Berater Senator J. William Fulbright in einem Interview:

"Ich verstehe nicht, weshalb die Ostdeutschen ihre Grenze nicht schon längst geschlossen haben; ich glaube, sie haben jedes Recht dazu."

Angesichts der vorgenannten historischen Tatsachen war Kennedys anschließende Bemerkung, er sei ein Berliner, an Scheinheiligkeit wohl nur schwer zu überbieten.

Die DDR hatte sich leider viel zu wenig von der BRD abgegrenzt, was ihr zum großen Schaden gereichte, nämlich einer unnötigen Verschuldung ihr gegenüber.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun

Der Westen war schlecht! Kapitalismus ist schlecht! Das wurde den Bürgern eingetrichtert, damit sie den Westen schlecht finden.

Weil Kommunismus bei offenen Grenzen de facto weder überlebens- noch konkurrenzfähig ist. ;)


Offiziell natürlich: Als Schutz vor den Vasallen der USA (also Westdeutschland) und als klare Trendlinie zwischen dem scheinbar guten Kommunismus und dem bösen Kapitalismus. 

Tunesier  05.10.2017, 04:11

Gemeint ist natürlich "Trennlinie"

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