Kennt ihr das wenn Menschen Zuviel quasseln, also vorallem wenn man selber als Mann ein ruhiger Typ ist und andere Männer es gibt die reden wie ein Wasserfall?

2 Antworten

Deine Frage ist ein ziemliches Chaos, wenn ich das mal so sagen darf. Du bringst hier verschiedene Dinge durcheinander, die nicht (oder zumindest nicht zwangsläufig) miteinander zu tun haben. Ich werde daher versuchen, ein bisschen Systematik in das Ganze zu bringen.

  1. Zunächst einmal gibt Leute, die einfach viel und gerne reden. Auf englisch nennt man das "talkative" (gesprächig, redselig).
  2. Dann gibt es Leute, die schnell und gerne aus sich rauskommen. Der Volksmund nennt das oft "extravertiert", aber Extraversion ist eigentlich noch mal was anderes (Extraversion bedeutet, dass einem soziale Interaktionen Energie geben). Ich würde sagen, dass es Menschen gibt, die einfach eine relativ tiefe Hemmschwelle haben. Das Gegenteil davon ist Reserviertheit und Distanziertheit. Wenn man "outgoing" ist, also gerne auf andere (fremde!) Menschen zugeht, hat das aber nichts mit Punkt 1 zu tun. Es gibt da keine direkte Korrelation.
  3. Des Weiteren macht es einen riesigen Unterschied, ob man sehr gesprächig ist, weil man sich gerne mit anderen Menschen unterhält, oder ob man sich einfach selber gerne reden hört (sich unterhalten <-> dozieren). Zu guter Kommunikation gehört nämlich auch, dass man seinem Gegenüber gut zuhört und zum guten Zuhören gehört genuines Interesse für die andere Person.
  4. Es macht auch einen Unterschied, ob man viel redet aber trotzdem interessante Dinge sagt, oder ob man einfach viel Mist labert.
  5. Punkt 4 würde ich zudem noch unterteilen in Leute, die "attention sluts" (Aufmerksamkeitsschl*mpen) sind und Leute, die ihr eigenes Wissen oder ihre eigenen Fähigkeiten massiv überschätzen.

Hier nun einige Beispiele aus meinem Leben: Ich bin ein sehr gesprächiger Mann. Ich liebe es, stundenlange Diskussionen über Gott und die Welt zu führen und ich verliere mich auch gerne in irgendwelchen Hasenlöchern oder nerdigen Nichen. Ich bin gleichzeitig aber auch ziemlich schüchtern und etwas reserviert. Ich bin also nicht der Typ, der an der Supermarktkasse einen zwanglosen Smalltalk anfängt. Meine Redseligkeit offenbart sich erst, wenn man mich relativ gut kennt. Ich würde behaupten, dass ich kommunikationstechnisch sehr stark bin, da meine Mutter ihr Leben lang als Psychotherapeutin arbeitete. Als Kinder wurden uns früher all diese Regeln aus der Psychotherapie/Beziehungstherapie beigebracht, also wie man gut kommuniziert, wie man richtig zuhört, wie man einen Streit deeskaliert usw.. Und soweit ich es einschätzen kann, gebe ich grösstenteils Interessantes Zeug von mir. Jedenfalls gebe ich mir viel Mühe, das zu tun.

Mein Vater ist bei den letzten beiden Punkten ähnlich wie ich, aber bei den ersten beiden unterscheidet er sich etwas. Er ist nicht so gesprächig wie ich, dafür ist er extrem outgoing. Es fällt ihm also sehr leicht, neue Kontakte zu knüpfen. Er ist auch unglaublich gut in Smalltalk, was ich ehrlich gesagt nicht mag. Er hat deswegen auch sehr viele Bekannte. Er ist aber eher nicht der Typ, der viele, lange und tiefe Gespräch führt.

Mein Opa ist der Typ "Dozent". Der interessiert sich überhaupt nicht für sein Gegenüber und er ist ein absoluter mieser Zuhörer. Es geht ihm einfach nur darum, seine Meinungen und Storys loszuwerden (meistens sind es Geschichten, die er einem schon fünfzig Mal erzählt hat). Früher erzählte ich ihm manchmal Dinge über mich selber, aber ich merkte schnell, dass ihm diese Dinge völlig egal waren. Meistens unterbrach er mich dann nach ein paar Sätzen und lenkte das Gespräch wieder auf sich selbst und sein Leben. Mein Opa redet also auch sehr viel, aber es ist eine ganz andere Art von Reden als z.B. bei mir. Er redet nicht mit mir, sondern an mich ran. Es ist keine Diskussion, sondern man wird einfach zugetextet. Das kann sehr nervig sein.

Den letzten Punkt kenne ich von Typen, mit denen ich schon früher nie gut ausgekommen bin. Z.B. in der Schule gab es teilweise so Jungs, die ständig irgendwelche lächerlich-pompösen Storys über sich selber verbreiteten. Ich hab da immer sehr schnell durchgeblickt und verstanden, dass sie insgeheim einfach unsicher sind und nach Anerkennung suchen. Und ich habe mich immer schrecklich aufgeregt über all die Leute (besonders all die Mädchen), die auf diesen Schwachsinn reinfielen. Heutzutage habe ich mit solchen Typen zum Glück nicht mehr viel zu tun. Was ich hingegen ab und zu noch erlebe ist die zweite Unterkategorie von Punkt 4. Also Typen, die ihr eigenes Wissen oder ihre Fähigkeiten völlig überschätzen. Ich würde mal behaupten, dass viele von uns so einen Arbeitskollegen haben, der alles immer besser weiss und im Pausenraum grosskotzige Vorträge hält, die in Wirklichkeit nur inhaltsloses Blabla sind. Ich hatte mal einen Kollegen, der krampfhaft hochgestochen sprach. Ich habe kein Problem mit einer akademisch-intellektuellen Ausdrucksweise, aber bei dem Typ hat man halt sofort gemerkt, dass es völlig aufgesetzt und künstlich war. Das war nicht sein echter Duktus, sondern der hat einfach so geredet, weil er wahrscheinlich hoffte, dass ihn die Leute dann als extrem klug anschauen würden. Anfangs war das lustig. Ich hab ihn dann manchmal etwas geneckt, wenn ich merkte, dass er ein kompliziertes Wort benutzte, dessen Bedeutung er überhaupt nicht kannte. Irgendwann wars dann aber einfach nur noch zu Tode nervig.

Diese Menschen haben leider mit ihrem Verhalten Erfolg, weil sie dadurch die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Davon abgesehen hast du natürlich Recht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Der Alltag ist nervig und Effizienz das A und O