Kein Problem mit Referaten aber mit Gesprächen?
Ich hatte noch nie ein Problem Referate zu halten.
Auch mündliche Prüfungen waren kein Problem.
Gespräche die eher fachlicher Natur sind gehen auch noch recht gut.
In normalen Gesprächen habe ich allerdings immer extreme Probleme.
Je belangloser die Gespräche sind desto mehr Probleme habe ich.
Welche Gründe könnte es geben?
1 Antwort
Das ist nicht so einfach erklärt. Du hast keine Schwierigkeiten mit der "Vertextung", sondern mit der Kontextualisierung bei Gesprächen.
Wenn es um fachliche Dinge geht, ist der Kontext des Gesprächs ganz fest vorgegeben. An fachlichen Dingen hangelt man sich entlang im Gespräch. Das ist sozusagen der "Commonground" der Gesprächspartner im Gespräch.
Bei Plaudereien und Belanglosen muss man in der Lage sein, interaktiv den "gemeinsamen Kontext" immer neu auszuloten und die Übergänge von Thema zu Thema "gleitend und unauffällig" hinzubekommen. Denn dieser ist beim Plaudern sehr viel dynamischer, als bei Fachgesprächen.
Auch das Turn-Taking (also die Sprecherwechsel und die Übergabephase, wo am Ende einer solchen Einheit potentiell der Gesprächspartner wechseln kann- und unbedingt sollte!) ist beim Plaudern sehr viel komplexer und dynamischer.
Die kognitiven Anforderungen bei den belanglosen Zwiegesprächen sind also sehr, sehr viel höher, als bei strikten und stringenten Fachgesprächen.
Hier spielt eben die soziale Komponente die hauptsächliche Rolle. Miteinander lachen, aber auch einen Eindruck von Vetraulichkeit und Empathie und von Seriosität werden damit vermittelt und pro Gesprächsteilnehmer bewertet. Damit demonstrierst Du sozusagen ein Abbild Deines Charakters und Deiner Art, Deiner Einstellungen und Deiner Intelektualität.
An ungezwungenen Zwiegesprächen erkennst Du mal, wie genial wir Menschen mit Sprache umgehen und dass die vermeintlich banalen Dinge in Wirklichkeit hochkomplex sind.