Kann mir jemand eine kurze Formulierung und Erläuterung des "Prinzips der Nützlichkeit" von Jeremy Bentham sagen?
In meinem Arbeitsblatt steht:
Das Prinzip der Nützlichkeit ist die Grundlage des vorliegenden Werkes; es wird daher zweckemäßig sein, mit einer ausdrücklichen und bestimmen Erklärung dessen zu beginnen, was mit ihm gemeint ist. Unter dem Prinzip der Nützlichkeit ist jenes Prinzip zu verstehen, das schlechthin jede Handlung in dem Maß billigt oder missbilligt, wie ihr die Tendenz innezuwohnen scheint, das Glück der Gruppe, deren Interesse in Frage steht, zu vermehren oder zu vermindern, oder - das gleiche mit anderen Worten gesagt - diese Glück zu befördern oder zu verhindern. Ich sagte schlechthin jede Handlung, also nicht nur jede Handlung einer Privatperson, sondern auch jede Maßnahme der Regierung
Ich verstehe nicht genau was damit gemeint ist
2 Antworten
Nützlichkeit = Glücklichkeit.
Ich finde diese Gleichsetzung ziemlich daneben, man lebt doch nicht vom Glück allein, was ist z.B. mit der Verantwortung für nächste Generationen (Nachhaltigkeit)? Ein hemmungsloser Hedonismus macht sich keine Sorgen um noch nicht geborene Generationen. Diese Gleichsetzung definiert das Wort "Nützlichkeit" einfach um, so fehlen einem Kritiker die Worte.
Jeremy Bentham lebte am Ende der englischen Aufklärung, als diese bereits auch politisch zum Erfolg einer demokratischen Gesellschaft führte, was übrigens in Deutschland nie gelungen ist. Am Anfang der englischen Aufklärung mit Hobbes, Locke und dem Höhepunkt mit David Hume war die Bewegung der Aufklärung ein Aufbäumen freier Bürger gegen die Herrschaft von Feudalherren und Klerus. Mit Bentham war diese Bewegung schon auf der Siegerstraße und es ging nicht mehr darum, gegen eine "gottgewollte Ordnung" zu rebellieren sondern, selbst nicht religiös gebundene Grundlagen einer neuen Ordnung zu schaffen. Wenn nicht der Wille Gottes Richtschnur für eine neue Ordnung sein konnte, der war zu oft missbraucht worden, was dann. Bentham und später Mill sagen: Das Wohl aller im Ausgleich zum Wohl des Indiviuums. Es gibt ein spannungsvolles Verhältnis zwischen Individuen und Gesellschaft. Einerseits soll Gesellschaft Raum für das Glück des Individuums schaffen, andererseits kann Freiheit und Glück des Individuums nicht ohne individuelle Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und allgemeines Recht funktionieren. Welche Verhaltensregeln und Werte sind für beide dienlich (nützlich) und führen zu einem ausgeglichenen Wohl von Allgemeinheit und Individuum: Darüber denkt Jeremy Bentham nach.