Unterschied zwischen Nutzen und Nützlichkeit?

2 Antworten

Die Wörter „Nutzen“ und „Nützlichkeit“ sind Synonyme. Wenn „Nützlichkeit“ nicht ein Wort für das inhaltlich genau Gleiche oder für „etwas Nützliches“ ist, kann es das Nützlichsein bedeuten.

Nutzen ist der Vorteil/Gewinn/Ertrag, dem jemand aus der Anwendung eines Könnens oder den Gebrauch einer Sache zieht.

Die Nützlichkeit in der Bedeutung von das Nützlichsein ist eine Abstraktion. Es bezeichnet die Eigenschaft, nützlich zu sein, auch unabhängig von einem tatsächlich eingetretenen konkreten Nutzen für jemand in einer bestimmten Situation. Nützlichkeit heißt, geeignet/tauglich zu sein, einen Zweck zu erfüllen.

Nützlich ist ein mindestens zweiwertiger Begriff: Er ist nur sinnvoll in Bezug auf etwas (nützlich wozu?), hinzukommen kann außerdem ein Bezug auf jemanden (nützlich für wen?).

Das Nützliche ist insofern etwas Gutes, als es etwas Gutes in einer Mittel-Zweck-Beziehung ist. Das Nützliche kann nur durch ein Kriterium/einen Maßstab des Nutzens bestimmt werden.

Nutzen und Nützlichkeit nicht gleichsetzen können, bezieht sich im Wesentlichen auf englische Wörter.

Jack Nasher, Die Moral des Glücks : eine Einführung in den Utilitarismus. Berlin : Duncker & Humblot, 2009, S. 13:
„Der Utilitarismus ist eine ethische Position, die die Maximierung der allgemeinen Nützlichkeit (‚utility’) zum obersten Zweck allen Handelns erklärt. Der englische Begriff „utility“ ist dabei allerdings weiter zufassen als das deutsche Wort „Nützlichkeit“, worunter eher Zweckmäßigkeit verstanden wird.“

Jeremy Bentham, An Introduction to the Principles of Morals and Legislation (1787), 1, Kapitel, Abschnitt 2:

„By the principle of utility is meant that principle which approves or disapproves of every action whatsoever, according to the tendency which it appears to have to augment or diminish the happiness of the party whose interest is in question : or, what is the same thing in other words, to promote or to oppose happiness. I say of every action whatsoever, and therefore not only of every action of a private individual, but of every measure of government.”

„Mit dem Prinzip der Nützlichkeit ist das Prinzip gemeint, das jede Handlung in dem Maß gutheißt/billigt oder ablehnt/mißbilligt, wie sie die Tendenz zu haben scheint, das Glück der Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, deren Interesse in Frage steht/um deren Interesse es geht: oder, was dasselbe in anderen Wörtern ist, Glück zu fördern oder ihm entgegenzustehen. Ich sage jede Handlung, und daher nicht nur jede Handlung eines privaten Individuums, sondern jede Regierungsmaßnahme.“

Abschnitt 3:

„By utility is meant that property in any object, whereby it tends to produce benefit, advantage, pleasure, good, or happiness (all this in the present case comes to the same thing) or (what comes again to the same thing) to prevent the happening of mischief, pain, evil, or unhappiness to the party whose interest is considered: if that party be the community in general, then the happiness of the community: if a particular individual, then the then the happiness of that individual.”

„Mit Nützlichkeit ist die Eigenschaft in jedem Objekt gemeint, durch die es die Tendenz hat, Gewinn, Vorteil, Lust/Vergnügen/Freude oder Glück hervorzubringen (all dies läuft im gegenwärtigen Fall auf dieselbe Sache hinaus) oder (was wieder auf dieselbe Sache hinausläuft) oder das Geschehen von Unheil/Unglück/Schaden, Schmerz/Leid, Üblem/Schlimmen, oder Unglück der Gruppe zu verhindern, deren Interesse betrachtet/überlegt wird: wenn diese Gruppe die Gemeinschaft allgemein ist, dann das Glück der Gemeinschaft: wenn ein besonderes Individuum, dann das Glück dieses Individuums.“

Nicht gleichgesetzt werden können utility (Nützlichkeit, Nutzen, Nützliches) und benefit (Vorteil/Nutzen/Gewinn). utility läuft im wesentlichen auf happiness hinaus.

Nützlichkeit (utility) ist die allgemeine Eigenschaft des Nützlichseins. Außerdem wird sie inhaltlich als etwas sehr Umfassendes bestimmt, mit einer Aufzählung von Begriffen, die etwas Gutes ausdrücken. Feine Unterschiede der Begriffe spielen sachlich für Bentham dabei keine Rolle. Alles ist in irgendeiner Weise Nutzen bzw. etwas Angenehmes. Alles wird als unter dem Prinzip der Nützlichkeit inbegriffen verstanden.

John Stuart Mill, Utilitarianism (1861), 2. Kapitel:

“The creed which accepts as the foundation of morals, Utility, or the Greatest Happiness Principle, holds that actions are right in proportion as they tend to promote happiness, wrong as they tend to produce the reverse of happiness. By happiness is intended pleasure, and the absence of pain; by unhappiness, pain, and the privation of pleasure.”

Albrecht  31.10.2012, 05:59

John Stuart Mill, Der Utilitarismus. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Dieter Birnbacher. Durchgesehene Ausgabe. Stuttgart : Reclam, 1985 (Universal-Bibliothek ; Nr. 9821), S. 13:
„Die Auffassung, für die die Nützlichkeit oder das Prinzip des größten Glücks die Grundlage der Moral ist, besagt, daß Handlungen insoweit und in dem Maße moralisch richtig sind, als sie die Tendenz haben, Glück zu befördern, und insoweit moralisch falsch, als sie die Tendenz haben, das Gegenteil von Glück zu bewirken. Unter ›Glück‹ [happiness] ist dabei Lust (pleasure] und das Freisein von Unlust [pain], unter ›Unglück‹ [unhappiness] Unlust und das Fehlen von Lust verstanden.“

Der klassische Utilitarismus (beispielsweise von Jeremy Bentham und John Stuart Mill vertreten) enthält als Grundsätze:

a) Konsequentialismus: Beurteilung, was in ethischer Hinsicht gut ist, hängt von den Folgen einer Handlung ab

b) Nützlichkeitsprinzip

c) Eudaimonismus: Glück ist das höchste Lebensziel.

d) Hedonismus (der Nutzen wird als Glück bestimmt und dieses als Lust bzw. Freude, Annehmlichkeit, Gefälliges oder Ähnliches)

e) Universalität (ein Prinzip der Allgemeinheit): Alle sind zu berücksichtigen, das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl ist anzustreben.

Glück wird als ein Empfindungsglück verstanden. Maßstab in der Ethik ist die Menge dieses Glücks (Intensität ist dabei ein Gesichtspunkt aber nicht der einzige, es gibt andere wie z. B. Dauer). Damit ist ein quantitatives Kriterium aufgestellt.

Eine Handlung ist moralisch richtig, wenn sie das Glück fördert/vermehrt (die Tendenz dazu hat, also in diese Richtung geht) und falsch, wenn sie in der Summe ihrer Folgen Unglück hervorruft.

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"Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Bauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen- sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil" (Der Wohlstand der Nationen, 1776, 1. Buch, 2. Kapitel)

Nutzen ist Vorteil, der aus Eigenschaften des Menschen /Verhalten von dem gewonnen wird, der darüber verfügen darf. Wenn mir etwas nutzt, dann hilft mir weiter ohne dass ich dabei auf irgend was sich darauf bezieht meinerseits Im Nutzen ist mir der Gegenstand des Nützlichen in sich vollständig gleichgültig, weil unwesentlich