Kann mir jemand das Prinzip der umgekehrten Psychologie an einem Beispiel erklären?
Bitte Alltagsnah...
3 Antworten
Hallo Lilu,
"umgekehrte Psychologie" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck. Es gibt das Prinzip aber tatsächlich in der Psychologie. Dort spricht man von Reaktanz. Menschen haben den Drang, wenn ein Gut knapp ist, dieses umso mehr zu begehren. Das ist das Prinzip der Knappheit und man findet es häufig im Marketing. Ein besonderer Fall des Prinzips der Knappheit ist es, wenn jemandes Freiheit, eine eigene Meinung bilden zu dürfen, als knappes Gut empfunden wird. Diesen speziellen Fall von Knappheit nennen Psychologen dann Reaktanz. Manche Menschen neigen sehr stark zu Reaktanz, manche weniger und manche Menschen neigen eher dazu, sich sagen zu lassen, was sie zu tun haben. Wenn ein Mensch stark zu Reaktanz neigt, so tut er häufig genau das Gegenteil von dem, zu dem ihn andere dem Anschein nach(!) bringen wollen. Wenn dies also ein anderer ausnutzt und lässt es so scheinen, als wolle er denjenigen zu X bringen, dieser tut aus Reaktanz das Gegenteil, und das ist genau das was ersterer erreichen wollte, dann nennt man das "umgekehrte Psychologie".
Beispiel:
Die Mama eines Kindes will dieses dazu bringen, auch mal Brokkoli zu essen. Es sagt zu dem Kind: "Heute habe ich Reis und Möhren gekocht und ein bisschen Brokkoli. Du darfst dir aussuchen, was du möchtest, aber Brokkoli darfst du keinen nehmen, weil davon ist nicht so viel da und Papa isst so gerne Brokkoli, der kommt heute etwas später. Ich geh mal kurz auf's Klo" Das Kind denkt sich: "Was bildet die sich ein, mir zu sagen, was ich vom Essen aussuchen darf? Und warum sollte der Papa etwas nehmen dürfen, was ich nicht nehmen darf? Der werd ich's zeigen, während die auf dem Klo ist, nimm ich einfach heimlich etwas Brokkoli, vielleicht verpasse ich sonst etwas und es schmeckt total lecker." Die meisten dieser Gedanken werden beim Kind wohl unbewusst ablaufen, auch bei einem Erwachsenen ist es größtenteils unbewusst, aber das ist es, was dann dazu führt, dass derjenige genau das tut, was der andere wollte, wobei er aber scheinbar(!) das Gegenteil wollte.
Hi Lilu1990310,
das ist eine Manipulationstechnik, hier ein paar Beispiele:
eine Mutter möchte dass ihr Kind Gemüse isst, das kleine Kind lehnt ab. Die Mutter sagt beim nächsten Mal dass der Teller mit Gemüse nur für Erwachsene oder große Kinder ist und das Kind einfach noch viel zu klein für Gemüse sei. Das Kind wird neugierig und will dazugehören und isst jetzt was es vorher abgelehnt hat.
Ein Beispiel von mir privat: eine Freundin war unentschlossen mit den Urlaub zu fliegen, weil es dort vielleicht unsicher sei, es wurde viel diskutiert. Irgendwann sagte ich ok, du hast ja Recht, das ist einfach nichts für dich, weil du noch nicht soweit bist. Beim nächsten Mal klappt es vielleicht. Ich fliege dann mit XY. Sie hat sich dann ein Ticket besorgt und wollte unbedingt mitkommen, XY sollte nicht mitkommen.
LG
P.
Lustig, du hast ein ganz ähnliches Beispiel gewählt. Ja, so ist es noch besser, "Weil du noch zu klein bist!", der zieht immer ;)
Wenn jemand ein falsches Argument braucht und quasi die Rollen vertauscht.👍
Bspw. gabs hier mal jemanden, der hat sich von etwas getriggert gefühlt, was wir geschrieben haben.
Also hat er uns Dinge vorgeworfen, in die Ecke gestellt und beschuldigt (was ja schonmal aggressiver Angriff ist). Als wir ihn dann erzählt haben, dass es garnicht sein kann, dass er ja selbst seinen Bezug zu den Worten projeziert (Projektion ist auch ein Stichwort) und wir das Problem was er hat ja garnicht teilen.
Dann ging er in die, man kann sagen Verteidigung: Man du bist ja so agressiv, komm mal runter blablabla.
Dabei ist er ja aggressiv zu uns gekommen, wir nicht zu ihm. Aber wir haben ihn ehrlich gesagt was los ist und dann ist da auch so ein Komplex machmal, selbst wenn man es vielleicht gemerkt hat will man es nicht zugeben und braucht eben diese umgekehrte Psychologie: Du bist wie ich! Was ja eben genaue Projektion ist und eigentlich alles über sich verraten kann🤷♂️ Wir kennen ja nur Dinge die wir kennen...