ist das eine gute Gedichtanalyse?
Wir haben zurzeit das Thema politische Lyrik im Deutschunterricht und es geht um die DDR zeit. Wir schreiben morgen die Klausur und ich habe mir überlegt eine Analyse zum Gedicht "die Mauer" von Reiner Kunze zuschreiben. kann jemanden das bitte korrigieren und mir eine Feedback geben. Wirklich vielen Dank im Voraus!
Das vorliegendes Gedicht mit dem Titel "die mauer" ist von dem Autor Reiner Kunze in dem Jahr 1990 verfasst. Es thematisiert die Hilflosigkeit und Gefühle der Menschen vor und nach dem Mauerfall.
Meiner Meinung nach thematisiert der Autor besonders noch die Konsequenzen , die der Aufbau der Mauer auf den Leute im Westen und Osten hatte .
Das Gedicht lässt sich inhaltlich insgesamt in drei Teile aufteilen. In dem ersten Teil (Vers 1-3) geht es darum , dass als die Leute die Mauer aufbauten gar nicht wussten , dass sie so groß und mächtig wird. Weiterhin im zweiten Teil (Vers 4-8) fingen die Leute an sich an die Mauer zu gewöhnen und sahen sie nicht als eine Grenze sondern als ein Schutz vor der Realität. Im dritten Teil (Vers 9-10) wird dann die Gegenwart nach dem Mauerfall beschrieben. Es wird auch geschrieben, dass die Leute dann vor die Realität und Wirklichkeit stehen ( Vgl. V. 9) und nicht mehr eine Ausrede haben keine kontakt mit der Leute der anderen Seite zuhaben (Vgl. V.10)
Die Verwendung von Metaphern in Vers 6 und 7/8 verdeutlicht mehr die Wirkung des Mauers auf die Leute. Im Vers 6 ist mit der Windstille die Mangel der kontakt zwischen Osten und Westen gemeint und im Vers 7/8 ist das Schatten der Mauer als eine Art Schutz vor der Realität zusehen. Außerdem fällt es sehr besonders auf, dass das Wort Mauer gar nicht im Gedicht vorkommt (Ausnahme Titel) sondern es wird immer durch ein Pronom ersetzt , was so ist , weil nicht immer die "materielle" Mauer gemeint ist sondern die Mauer , die im Köpfen und Herzen der Menschen ist, die verursacht ,dass Leute im Osten und Westen sich verschiedene Sichtweisen entwickeln. Das wird auch im Vers 3 verstärkt durch ein Absatz betont (wie hoch sie ist <Absatz> in uns). Es werden im Gedicht auch keine Name oder Personen Gruppen benannt sondern man redet immer von dem dritten Person plural "wir" ,was damit Menschen aus den Osten und Westen gemeint ist.
Das Gedicht hat kein Metrum und kein Reimschema. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils zwei Verse (Ausnahme Strophe 1: 3 Verse) und ein einziges Vers.
Die Deutungshypothese kann bestätigt werden, weil man am Ende erfährt , dass die Mauer viele Konsequenzen auf den Leuten hatte wie zum Beispiel , dass Leute aus dem Westen und Osten verschieden Denkweisen haben.
Zuletzt kann man das Gedicht so zusammenfassen: Es wurde nicht nur eine materielle Mauer erbaut sondern noch eine Im Köpfen von Leuten, welches es nicht leicht war sie nach dem Mauerfall aus dem Kopf einzureißen.
1 Antwort
Darf ich der Vollständigkeit halber die Quelle deiner Ausführungen nennen: https://www.gutefrage.net/frage/reiner-kunze-die-mauer
Ganz ehrlich, mir gefällt dein Text nicht wirklich. Mir gefällt aber auch vieles in deiner Quelle nicht. Da ist zu viel, was am Text nicht belegt werden kann bzw. nicht am Text belegt wird.
Das fängt schon damit an, dass es im Gedicht selbst keinen Hinweis darauf gibt, dass es sich um die deutsch-deutsche Mauer handelt. Dass man das Gedicht aufgrund der Entstehungszeit darauf beziehen kann, ist schon klar, aber der Zusammenhang mit einem geschichtlichen Hintergrund muss in der Interpretation explizit genannt werden. Gleiches gilt bspw. für die Verortung der Menschen im Osten und Westen. Du musst da mehr belegen oder zumindest den gedanklichen Zusammenhang verbalisieren.
"Schleifen" würde ich hier als "abtragen", nicht als "aufbauen" verstehen. Wenn man etwas schleift, nimmt man etwas weg. Zudem steht "wir hatten uns gewöhnt" im Plusquamperfekt, also zeitlich vor "wir schleiften" (Präteritum). Wenn mit "schleifen" der Maueraufbau gemeint wäre, stünde das im Plusquamperfekt.
Du beschreibst den Strophenaufbau, aber nicht die Wirkung. Zwei Beispiele:
- Strophe 1: Als wir sie schleiften, ahnten wir nicht, // wie hoch sie ist // in uns. Das "in uns" hätte locker in die zweite Zeile gepasst, es steht dort aber nicht, weil der Zeilensprung hier die Pointe ist. Sie ist nicht nur physisch hoch, sondern sie ist auch psychisch hoch.
- Strophe 3: Und an die Windstille. Das hätte doch auch locker noch in der zweiten Strophe stehen können - die erste Strophe hat schließlich auch drei Verse, und die 3. Strophe ist eigentlich der letzte Satzteil der zweiten Strophe. Warum also diese dritte Strophe? Weil sie alleine steht. Der Vers verhallt in der Stille, davor und danach kommt nichts.
Zur Doppeldeutigkeit: Nicht nur die Mauer selbst ist physisch und psychisch zu verstehen, sondern auch der Horizont, der Schatten und Windstille. Du überträgst jedoch nur. Der Horizont fehlt in deinem Text übrigens. Eine Mauer markiert tatsächlich den Horizont, weil man nicht darüber sehen kann (>> physisch); wenn ich an den übertragenen Sinn denke, fällt mir sofort die Redewendung "einen beschränkten Horizont haben" ein, denn natürlich: Kontakte zwischen Ost und West waren verboten. Die Windstille spürt man physisch, wenn man direkt neben der Mauer steht - im übertragenen Sinn gibt es keinen Sturm mehr, aber auch keinen frischen Wind. Da ist einfach Stille - nicht nur Windstille. Und natürlich spendet eine Mauer tatsächlich physisch Schatten - auch im übertragenen Sinn (als Schutz). Ein Schatten macht aber auch unsichtbar, ein eigener Schatten geht in einem größeren Schatten (der Mauer) aber auch unter.
Der Schluss stimmt übrigens nicht bei "Außerdem fällt (weglassen) besonders auf, dass das Wort "Mauer" gar nicht im Gedicht vorkommt (Ausnahme: Titel), (Komma) sondern (weglassen) immer durch ein Pronomen ersetzt wird, [was so ist , weil nicht nur die "materielle" Mauer gemeint ist, (Komma) sondern auch die Mauer , die in den Köpfen und Herzen der Menschen ist, die dazu führt, dass die Menschen im Osten und Westen (weglassen) verschiedene Sichtweisen entwickeln.". Es ist gut, dass die Pronomen aufgefallen sind, aber sie bewirken ja nicht die Doppeldeutigkeit. Vielmehr reicht es, dass die Mauer im Titel erwähnt wird; durch den Titel und die Pronomen ist sie omnipräsent.
Und die Entschuldigung lässt sich nicht nur auf den nicht-vorhandenen Kontakt beziehen. Entblößt - weder Schutz durch die Mauer noch Berufung auf Gesetze. Man ist wieder sichtbar, man darf wieder. Und mir drängt sich auch noch die Schleife zum Anfang auf: wie hoch sie ist // in uns.