In welcher Zeit spielt Aschenbrödel?

3 Antworten

Auch wenn die Frage schon einige Jahre alt ist möchte ich etwas dazu schreiben. Das Archetyp des Märchens Aschenbrödel hat seine Ursprünge bereits in der Antike. Eine der ersten schriftlichen Quellen ist die Fabel um die Rhodopis, überliefert von Strabon im 1. Jahrhundert vor Christus. Es gibt sogar schon frühere Erwähnungen der Rhodopis oder Rhadopis durch Herodot von Halikarnassos aus dem 6. Jahrhundert vor Christus. Der Ursprung der heutigen Form des Aschenputtels liegt im Märchen der Cendrillon (daher auch Cinderella) durch Perrault in der mitte des 17. Jahrhunderts. Das Märchen selbst dürfte hierbei aus Perraults Sicht "vor langer Zeit" also im frühen 16. Jahrhundert und damit in ähnlicher Zeit wie Romeo und Julia spielen. Vermutlich hat Perrault dieses Märchen aber ebenfalls nur aus mündlichen Überlieferungen heraus verfasst. Diese Form kann also auch bereits im 12. oder 13. Jahrhundert spielen. Denn auch im Schimpf und Ernst von Johannes Pauli aus dem Jahr 1535 kommt bereits eine Rhodope vor, deren Tränen von Tauben aufgelesen werden und die einen Schuh verliert. Schlussendlich kann man einen klaren Zeitraum nicht festmachen. Märchen und Fabeln sollten ja auch keine Geschichte einer bestimmten Zeit oder eines tatsächlichen Ereignisses erzählen, sondern vielmehr Wertekonzepte, Freude, Leid und Lebensweisheiten vermitteln und der Unterhaltung dienen. Alles andere war wohl eher Interpretationssache des Erzählers. Man kann sie also mit kleinen Änderungen in fast jede Zeit interpretieren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Soweit ich weiß gibt es keine genaue Zeitangabe, gibt es bei Märchen fast nie oder?

Solltest dir den Film mal in der Originalsprache auch am besten anschauen nur empfehlenswert, vor allem wenn man die Sprache versteht ^^

Ich denke im Gegensatz zum Drama Romeo und Julia entziehen sich Märchen einer klaren zeitlichen Einordnung. Es erfolgt meistens nur der Hinweis ...vor langer Zeit, oder ...einmal..., was ein bisschen den geheimnisvollen Charakter der Märchen betonen soll.

Allerdings sind die meisten Märchen im Mittelalter entstanden und auch dergestalt verfasst. Wenn alles auch vor langer Zeit geschehen ist, so wurde das doch nicht insofern berücksichtigt, als die Protagonisten Jäger und Sammler wären oder in der Antike gelebt hätten. Der Verweis kann also gleichsam als »...in einer Parallelwelt...« aufgefasst werden.