HILFE ETHIK, Was würde Voltaire gegen Fanatismus tun?

Voltaire: Fanatismus - (Schule, Geschichte, Philosophie)

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In dem Text (anscheinend dem Artikel «Fanatisme» in seinem «Dictionnaire philosophique» entnommen) steht in Zeile 55 – 59, was Voltaire für möglich hält:

„Gegen diese Seuche gibt es kein anderes Mittel als den Geist der Philosophie, der, wenn er allmählich um sich greift, schließlich die Sitten der Menschen läutert und den Anfällen des Übels vorbeugt; denn wenn dieses Übel erst einmal Fortschritte macht, muss man flüchten und abzuwarten, bis die Luft wieder rein ist.“

In dem Fall eines stark vorangeschrittenen, voll herausgebildeten Fanatismus hält Voltaire kurzfristig eine Besserung für kaum möglich. Zur Selbsterhaltung vor mörderischen Absichten ist Flucht notwendig.

Als vorbeugendes und langfristiges Gegenmittel nennt Voltaire den „Geist der Philosophie“ (esprit philosophique). Wenn er sich ausbreitet und wirksam wird, kommt es zu einer Läuterung der Sitten der Menschen.

An dieser Stelle wird ein solches Vorgehen gegen Fanatismus nicht weiter erläutert, aber aus anderen Schriften kann es erschlossen werden. Es bedeutet, mit philosophischem Geist Denkweisen, innere Einstellung, Gefühle und das Verhalten zu beeinflussen.

Aufklärung und Kritik gehören dazu. Voltaire würde Vernunft befürworten, auf sie gestützt Gedanken entwickeln und eine Orientierung an der Vernunft (auf die Stimme der Vernunft hören) fördern. Erziehung und Bildung hätten dazu beizutragen. So würde Voltaire einen vorbeugenden Schutz anstreben.

Für eine Auswirkung der Philosophie hält er es, die Seele zu beruhigen. Fanatismus ist mit Ruhe unvereinbar.

Voltaire ist für Toleranz (allerdings keine unbegrenzte Toleranz) eingetreten. Menschen können zur Einsicht kommen, wie günstig ein solcher Toleranzgedanke für ein friedliches und angenehmes Zusammenleben ist.

Voltaire würde versuchen, geistigen Wurzeln des Fanatismus entgegenzuwirken. Fanatismus entsteht nach Voltaires Auffassung bei einer schlechten Art von Religion. Fanatismus deutet er als (religiösen) Aberglauben, der dogmatisch (starr an vermeintlich unumstößlichen, aber nicht ausreichend bewiesenen Lehren festhaltend) und sehr intolerant (unduldsam) Überzeugungen vertritt und dabei auch zu äußersten Mitteln greift. So kommt es zu Dummheit, Hass, Unterdrückung, Grausamkeit und Verbrechen. Der Fanatismus flößt blutdürstige Leidenschaft ein.

Kommt immer darauf an, wofür. Fans von ihm wären sicher anders anders behandelt worden als Fans für seinen Gegner.