Haben Yeziden ein Gebetshaus wenn ja wie heißt es?

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Ja haben sie. Und zwar für ihnen ist die ganze Welt ein gebetshaus. Sie sind nicht der Ansicht dass man ein bestimmten Ort braucht um beten zu können. Es gibt Einrichtung die sich „Haus der jesiden“ (mala ezidiya) nennen, da werden zum Beispiel Trauerfeiern oder religiöse Feste veranstaltet. Aber was du meinst ist denke mal dieses „freitags Zur Moschee“ oder „sonntags In die Kirche“. So etwas ist mir nicht bekannt dass es bestimmten Tag gibt wo man irgendwo hingeht. Es gibt viele Heiligtümer in deren Heimat, aber nicht hierzulande.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin selber Yezididn und ich versuche das zu beantworten.

Muslime gehen in die moschee, Aleviten in Cemevi, Christen in die kirche und yeziden gehen in Lalish (auch Lalişa Nûranî, Kurmançi : Laliş; arabisch: لالش )

Aussehens Beschreibung von Lalish :

Wichtigstes Heiligtum in Lalisch ist die Grabstätte von Scheich ʿAdī ibn Musāfir, dem bedeutendsten Heiligen der Jesiden. Über ihr erhebt sich eine große Kuppel (Qubba), die von weither zu sehen ist. Rechts neben der Kuppel liegt das heilige Grab von Scheich Hassan und links neben der Kuppel die etwas kleinere Kuppel von Scheich Muz (kurd. Şexmuz). Vor dem Heiligtum Scheich Adis befindet sich der sogenannte „Markt der Erkenntnis“ (Sûqa Meʿrifetê), ein großer Platz, an dem sich die Pilger während der Feste aufhalten und feiern.

Daneben existieren in Lalisch zwei heilige Quellen, die „Weiße Quelle“ (Kaniya Sipî) und die „Zemzem-Quelle“ (Kanîya Zemzem), die mit der Zamzam-Quelle in Mekka in Verbindung stehen soll.Beide Quellen entspringen an zwei voneinander unabhängigen Orten und münden hinter der Grabstätte Scheich Adis, genauer gesagt an dem Gay kuje,zusammen. Die Mündung der beiden Quellen, die Merzet Behre (kurd. Meer) genannt wird, sind durch kleine Brunnen sichtbar. Neben diesen Brunnen gibt es ein Grab. Nach dem Glauben der Jesiden wird gesagt, dass es das Grab von Adam sein soll. In der Weißen Quelle werden jesidische Kinder getauft. Diejenigen, die nicht selbst die Möglichkeit haben, nach Lalisch zu kommen, können mit Hilfe von Flakons, die Wasser der Weißen Quelle enthalten, getauft werden.

Am unteren Ende des Lalisch-Tales befindet sich die Silat-Brücke (Pira Silat). Sie trennt den heiligen vom profanen Bereich. Der heilige Bereich darf ausschließlich barfuß betreten werden. Oberhalb des Lalisch-Tals befindet sich der Berg Arafat mit dem heiligen Stein Felek („Glück“). Die meisten Pilger, die nach Lalisch kommen, halten es für eine Pflicht, auf diesen Berg zu steigen. Die Tatsache, dass sich hier wie in Mekka eine Zamzam-Quelle und ein ʿArafāt-Berg befinden, wird von den Jesiden damit erklärt, dass Scheich ʿAdī die beiden zu seinen Lebzeiten nach Lalisch versetzt habe.

Ich bin selber Yezidin und seid ich klein war war mein größter wunsch Lalish zu besuchen.

Ez ji xwedê lava dikim ku rojekê ez biçim serdana Lalişê.

Xbuxbxb  19.09.2023, 20:48

Schön gesagt

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Es gibt den Lalish Tempel, der das Herzstück der Religionsgemeinschaft ist. Es gibt und gab lange vor der Existenz der abrahimitischen Religionen Tempel. Heiligtümer und Ortschaften, an denen sie sich versammeln und beten konnten. Viele wurden zerstört. Über viele Jahrhunderte durch Verfolgung. Immer wieder gab es Invasionen auf die yezidischen Stämme, um diese zur Konvertierung zu zwingen. Mal die Muslime, mal die Christen, je nachdem in welcher Epoche welche Gruppe gerade die Oberhand hatte. Die Yeziden gehören zu den ältesten ethnischen Völkern des alten Mesopotamiens und haben weder eine Missionierung im Sinn, noch nehmen sie Mitglieder auf. Das liegt daran, dass sie nicht einfach als Religion degradiert werden sollten, sondern als etho-religiöse Gemeinschaft, der Glaube, die Ethnie eine Identität darstellen und somit niemand zu ihrem Glauben konvertieren kann. Sie aber als Nationalität zu betrachten, wäre ebenso falsch. Nationalitäten sind eine neuzeitliche Erfindung, die die Yeziden bisher nicht für sich beansprucht haben.

Zurück zu deiner Frage: Wie am Beispiel des IS konntest du sehen, dass sie versucht haben alte Völker und deren Existenz zu zerstören, in dem sie ihre Friedhöfe, Heiligtümer, Tempel usw zerstörten. Jegliche Existenz dieser Minderheiten sollte ausgelöscht werden. Das Vorgehen des IS ist kein neues Vorgehen. So gehen radikale Menschengruppen seit Jahrhunderten vor und dieses wiederholende Verfolgungsverhalten gegen Andersdenkende ist den Yeziden gut bekannt. Sie haben also keine andere Möglichkeit, als das was zerstört worden ist, immer wieder aufzubauen, sobald sich die Möglichkeit ergibt.

In der Diaspora haben die Yeziden auch Tempel errichtet und werden das auch in Zukunft tun. In der Heimat, in den Gebieten zwischen Euphrat und Tigris sowie in den neuen Siedlungsgebieten.

Abgesehen davon benötigen Yeziden eigentlich keinen Ort, um zu beten, denn in ihrem Glauben ist jeder Ort zu jeder Zeit gut genug, zu beten, wenn sie es wollen. Das heißt, es wird ihnen nicht vorgeschrieben, wie oft sie beten, wo sie beten und was sie beten.

Ja, die wichtigste heißt Lalisch (im Irak) aber es gibt auch viele anderen in verschiedene Orten und sie werden ,,Qube =Tempel" genannt.