Haben Bildungsreformer und Pädagogische Hochschulen noch gar nicht begriffen, dass sie zunehmend mehr schaden als nützen?

2 Antworten

Es gehen doch immer mehr unserer Kinder ins Studium...einen deutlicheren Beweis für ein erfolgreiches Schulsystem gibt es nicht...

grtgrt 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:20
Eben das wollen Bildungspolitiker uns glauben machen.

Tatsache aber ist: Bis noch zur Jahrtausendwende war erfolgreich abgelegtes Abitur ein Beweis für Studienfähigkeit. Inzwischen ist das nicht mehr so:

Da zunehmend mehr Gymnasiasten das Abitur nicht mehr geschafft haben, hat man einfach besser benotet (und weniger schwierige Abituraufgaben gestellt). Beweis hierfür: So um 2015 herum ist deswegen die Zahl der Abiturienten, die einen 1,0-Durchschnitt hatte im Abitur erzielt haben, in Berlin fast sofort um den Faktor 14 gestiegen. Klügere Schüler waren das dennoch nicht.

Deutlich noch sieht man es im Volksschulbereich:

Statt 8 Jahre Volksschule benötigt man heute 9 oder gar 10. Und dennoch sind die Schulabgänger danach deutlich weniger ausbildungsfähig, als das noch 1970 war.

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Auraweltda  13.01.2024, 14:24
@grtgrt

Wenn das stimmt, müssten ja mehr Abiturienten das anschließende Studium nicht schaffen...dem ist aber nicht so...

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grtgrt 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:25
@grtgrt

Schlimmer noch: Man hat den Pflichtlehrstoff deutlich reduziert mit der Folge, dass seit etwa 2010 angehende Studenten noch nicht mal mehr Integralrechnung beherrschen.

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Auraweltda  13.01.2024, 14:26
@grtgrt

Kann ja nicht sein, da diese im Abi abgefragt wird...scheinst nicht an einer Penne zu sein...

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grtgrt 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:29
@Auraweltda

Im Abitur wird nur geprüft, was Ausbildungspläne vorsehen. Konsequenz daraus: Ausdünnung der Lehrpläne führt zu weniger anspruchsvollen Aufgaben im Abitur.

Und daraus folgt: Steigende Zahl der Abiturienten muss keineswegs steigendes Bildungsniveau bedeuten.

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Auraweltda  13.01.2024, 14:36
@grtgrt

Was wäre denn für dich ein objektiver Maßstab für das Bildungsniveau?

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grtgrt 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:47
@Auraweltda

Der Erfolg, den unser Schulsystem vor der Jahrtausendwende hatte.

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Wäre hilfreich, wenn du erklären würdest, was du diesen Einrichtungen konkret unterstellst.

grtgrt 
Fragesteller
 13.01.2024, 14:36

Ich (und keineswegs nur ich) unterstelle ihnen, dass sie unser Bildungssystem an die fahren:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/pisa-studie-128.html

Warnung vor verfehlter Bildungspolitik

Schon kurz vor der Veröffentlichung der neuen Ergebnisse warnte der Bildungsökonom Ludger Wößmann vor den Folgen einer verfehlten Bildungspolitik. "Die Bildungskrise ist unser größtes Standortrisiko", sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik in München der "Wirtschaftswoche". "Wie produktiv sich Kinder und Jugendliche später in die Gesellschaft einbringen können, hängt ganz wesentlich von ihrer Bildungsleistung ab."

Auch mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel könne sich Deutschland die Bildungskrise nicht weiter leisten, sagte Wößmann. Unter Menschen mit akademischem Abschluss oder Berufsausbildung seien zwei bis drei Prozent arbeitslos, unter solchen ohne Abschluss sogar 20 Prozent.

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Saim0n  14.01.2024, 03:45
@grtgrt

Mir leuchtet nicht ein, inwiefern das in der Verantwortung pädagogischer Hochschulen liegen soll. Die machen weder die Lehrpläne, noch haben sie Einfluss auf die Ausstattung von Schulen oder Kitas.

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grtgrt 
Fragesteller
 14.01.2024, 12:49
@Saim0n

Mitte der 1990er-Jahre ändert Westeuropa sein Credo. Stabsleute lösen die praxiserfahrenen Schulinspektoren ab. Der Absturz beginnt parallel zum Wirken der Reformen.

Das Bildungssystem (= die Ausbildung der Lehrer) setzt nun auf Pädagogen, welche die Rolle des Lerncoachs übernehmen und als «Lehrkoordinatoren» den Fokus auf das einzelne Kind und sein selbstgesteuertes Lernen legen statt auf die Klasse. Gleichzeitig werden die Lehrpläne umgestellt: Sie sind (wie wahrscheinlich zunehmend auch Übungsaufgaben in Schulbüchern) nicht mehr inhalts- und zielbezogen, sondern einseitig kompetenzorientiert formuliert.

Ab 2012 greifen die Reformen. Denn dazu braucht es typischerweise zehn bis fünfzehn Jahre, sagt die Bildungsforschung. Entsprechend schwächer schneiden westeuropäische Schüler in den Tests ab. Die PISA-Noten, so zeigt sich jetzt, werden genau dort schlechter, wo die Reformen zu wirken beginnen.

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grtgrt 
Fragesteller
 14.01.2024, 16:40
@Saim0n

Vielleicht glaubst Du statt mir wenigstens jemand, der anerkannter Experte auf diesem Gebiet ist:

Carl Bossard, ein ehemaliger Gymnasial-Lehrer, später 6 Jahre Gründungsrektor einer PH, gilt als einer der profundesten Kenner der Schweizer Bildungslandschaft Er sagt:

"Wir brauchen eine Volksschule, die nicht in der Definitionsmacht der PHs liegt. Ein Diskurs ist heute leider fast nicht mehr möglich. Ein kleiner universitär-akademischer Zirkel aus den Pädagogischen Hochschulen hat – im Verbund mit einer starken Bildungsbürokratie – die Definitionsmacht über die Schulen übernommen. Sie bestimmen, was gelehrt und wie unterrichtet werden muss – oft auch gegen die Praktiker. Das bedeutetet eine Marginalisierung der Praxisempirie."

Zitiert aus: https://condorcet.ch/2023/12/beziehung-statt-bildschirm/

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