Göttin Hera/Juno/Juno Regina/Juno Lucina sind das meherer Perosnen? oder nur 1 ´?

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Hera war eine griechische Göttin, Iuno eine italische.

Wahrscheinlich handelte es sich um eine Gottheit, die auf eine indogermanische Zeit vor Griechen und Römern zurückgeht. Griechen (Hellenen) und Italiker (darunter Römer und andere Latiner) hatten in ihrer Frühzeit Hera bzw. Iuno. Diese sind dann gleichgesetzt worden (etruskische Einflüsse können dabei mitgespielt haben). Lucina wird in einer verbreiteten Annahme als ursprünglich eigenständige Sondergottheit aufgefaßt, die aber früh mit Iuno verschmolzen ist. Durch Gleichsetzungen sind die Göttinnen letztlich 1 Person. In ihrem Wesen und Aufgaben entsprachen sie sich sehr stark. Nur war Iuno vor der Gleichsetzung nicht Schwester und Ehefrau des obersten Himmelsgottes Jupiter und nicht so eng mit ihm verbunden wie Hera mit Zeus. In der jeweils eigenen Religion der Griechen bzw. Italiker gab es nicht Hera und außerdem Iuno als zwei verschiedenen Personen nebeneinander. Ursprünglich kann Lucina eine andere Person als Iuno gewesen sei, aber Lucina ist ein Beiname der Iuno geworden.

In der religiösen Vorstellung konnte eine Gottheit verschiedene Aspekte haben. Dafür konnten verschiedene Anrufungen (Epiklesen) verwendet werden. Für eine Gottheit konnte es dann verschiedenen Beinamen geben, bezogen auf einen Wirkungsbereich/eine besondere Aufgabe/Funktion.

Ein Hinweis darauf könnte in einem Referat gegeben werden. In welchem Ausmaß einzelne Beinamen behandelt werden, wäre auch zeitabhängig. Ein Beispiel wäre aber nützlich. Die Gleichsetzung von Hera und Iuno sollte auf jeden Fall erwähnt werden. Diese betrifft Iuno insgesamt, nicht nur eine einzelne Epiklese.

Wie ausführlich ein Referat Hera und Iuno behandeln soll, wäre am besten über eine Rücksprache zu klären. Je nach Zielsetzung des Referats und zur Verfügung stehender Zeit ist eine ins Einzelne gehende Darstellung aller Beinamen nicht nötig. Vermieden werden sollte aber ein falscher Eindruck, die Gleichsetzung beschränke sich auf Iuno Lucina.

Hera war die Tochter von Kronos und Rhea und Gattin des Zeus; sie ist einerseits mit der Welt der frühen Polis (insbesondere der jungen kriegerischen Männer) verbunden, andererseits und vor allem Schutzgöttin der Ehe (durchgehend Hera Teleia [Ἥρα Τελεία], seltener Hera Zygia [Ἥρα Ζυγία]). Das Frauenleben umfassend sind Mädchen, Jungfrau, Braut und Witwe Beinamen Heras.

Direkt oder indirekt (als Mutter der Geburtsgöttin Eileithyia) ist sie mit den Geburten verbunden.

Außerdem ist sie Stadtgöttin/Schützerin von Städten.

Der Name Hera wird als „Herrin“ an der Seite des obersten Himmel- und Vatergottes oder eher als die „zur Ehe Reife“ gedeutet.

Hera ist eine stets jugendliche Göttin.

Vermutlich ist ihre Verehrung von Argos/der Landschaft Argolis ausgegangen.

Iuno ist eine bedeutende latinische Gottheit und neben Minerva wichtigste Göttin des römischen Pantheon.

Während der Mythos sie nach griechischem Vorbild zur Gattin des Iuppiter machte, hatte sie im Kult – trotz Verbindungen mit Iuppiter (und Minerva) in der kapitolinischen Trias – eine weitgehende Eigenständigkeit.

Ihre vornehmlichen Bereiche waren:

  • Leben verheirateter Frauen, vor allem als Göttin der Geburt

  • Staat, besonders die Jungkrieger (heranwachsende Männer)

Iuno trägt als Göttin der Geburt die durchsichtige Epiklese Lucina «die ans Licht bringt» (= Lucifera. Marcus Tullius Cicero, De natura deorum 2, 60; Ἥρα Φωσφόρος Dionysios von Halikarnassos Ῥωμαϊκὴ Ἀρχαιολογία/Antiquitates Romanae/Römische Altertümer 4, 15, 5; vgl. Ovid, Fasti 2, 450).

Nach einer antiken Meinung zeigt Lucina den Neugeborenen das Licht (lux), nach einer anderen hängt der Name mit einem Hain (lucus) auf dem Esquilin zusammen, auf dem Hera Lucina verehrt wurde.

Auf ihre Rolle bei Hochzeiten beziehen sich die Epiklesen Iuno Iugalis (Servius, Kommentar zu Vergil, Aeneis 4, 16; Altar der Iuno Iuga), Iuno Cinxia («zum Gürtel gehörig») – überwacht das Anlegen und Lösen des Gürtels in der Brautnacht (Festus 55; vgl. Martianus Capella 1, 129), Iuno Pronuba («Brautführerin»), Iuno Domiduca («Heimfüherin»; domum deductio ist die Heimführung vom Haus der Braut zum Haus des Bräutigams).

Iuno empfing von den curiae, den ältesten Gruppierungen der waffenfähigen Bürger, ein nach der Überlieferung von Titus Tatius eingerichtetes regelmäßiges Opfer, wonach sie die Epiklese Curis führte (Festus 56; Dionysios von Halikarnassos Ῥωμαϊκὴ Ἀρχαιολογία/Antiquitates Romanae/Römische Altertümer 2, 50,3). Diese Epiklese ist nicht von der Iuno Quirilis oder Curilis zu trennen, die sowohl in Rom als auch in anderen latinischen Städten verehrt wurde. Die Epiklese wird gewöhnlich von sabinisch curis = «Lanze» hergeleitet (Festus 43, %5), gehört aber mit curia <co-viria und dem kriegerischen Quirinus zusammen.

Eine Verehrung mit der Bezeichnung Sispes, Sispita oder Sospita (die Inschriften geben auch S(e)ispes), oft mit dem Zusatz Mater Regina, bezeichnet Iuno als «Retterin».

Albrecht  19.04.2012, 11:15

Den Beiname Iuno Populonia kann man wenigstens ursprünglich als Göttin des populus im Sinn des militärischen Auszugs verstehen.

Iuno Regina bezeichnet sie als Königin.

Iuno Moneta (am ehesten die «Warnerin» Marcus Tullius Cicero, De divinatione 1, 101, Isidor, Origines 16, 18, 8) hat auf der Arx des Kapitols einen Tempel bekommen (dort war später eine Münzstätte).

Bei der monatlichen Ausrufung (kalatio) der Nonen wurde sie als Iuno Covella angerufen (Varro, De origine linguae Latinae 6, 27).

Der Name Iuno hängt sprachlich mit iunix, iuvenis und iuvenca zusammen und drückt Jugendkraft aus.

In der Literatur hatte Iuno weitgehend die Rolle der griechischen Hera, die politische Funktion verschwand völlig gegenüber der Gemahlin des Götterkönigs und Göttin der Ehe.

In der physikalischen Allegorese fällt sie mit Hera zusammen, wird also als Gottheit der Lüfte verstanden (Marcus Tullius Cicero, De divinatione 2, 66; Macrobius, Saturnalia 1, 17, 54).

Informationen (bei den Deutungen treten auch Vermutungen auf; Hera bzw. Iuno als Erdgöttin [chthonische Gottheit der fruchttragenden Erde] oder Mondgöttin zu verstehen, mangelt es an einer sicheren Grundlage; einige ältere Theorien, z. B. auch zu Namensherleitungen, sind überholt) enthalten Nachschlagewerke zur Antike, zur antiken Mythologie und Darstellungen zur griechischen und römischen Religion, z. B.:

Fritz Graf, Hera I. Kult und Mythos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru – Iug. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1998, Spalte 357 – 360

Anne Ley, Hera I. Kult und Mythos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru – Iug. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1998, Spalte 360 – 361

Fritz Graf, Iuno. I. Kult und Mythos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 6: Iul – Lee. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1999, Spalte 72 - 76

Anne Ley, Iuno. II. Ikonographie. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 6: Iul – Lee. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1999, Spalte 76 – 77

Francesca Prescendi, Lucina. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 7: Lef – Men. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1999, Spalte 467 – 468

Robert Muth, Einführung in die griechische und römische Religion. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, S. 77 – 80 und S. 250 – 252

Reinhard Häussler, Hera und Juno : Wandlungen und Beharrung einer Göttin. Stuttgart : Steiner, 1995 (Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main ; Nr. 10). ISBN 3-515-06752-3

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 2. Auflage. München : Beck, 2007 (Beck'sche Reihe ; 1530), S.S.49 – 50 und 94 – 100

Werner Eisenhut, Iuno. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly's Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 2: Dicta Catonis bis Iuno. Stuttgart : Druckenmüller, 1967, Spalte 1563–1568

Martin P. Nilsson, Die Religion Griechenlands bis auf die griechische Weltherrschaft. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. München : Beck, 1955 (Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung 5, Teil 2, Band 1), S. 427 - 433

Kurt Latte, Römische Religionsgeschichte. Unveränderter Nachdruck der 1967 erschienenen 2., unveränderten Auflage. München : Beck, 1992 (Handbuch der Altertumswissenschaft ; Abteilung 5, Teil 4), S. 104 – 107 und S. 166 – 169

Samson Eitrum, Hera. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE VIII,1: Helikon bis Hestia. Stuttgart : Metzler,1912, Spalte 369 - 403

Carl Olof Thulin: Iuno 1). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE X,1: Iugurtha bis Ius Latii. Stuttgart : Druckenmüller,1918, Spalte 1114 – 1125.

Kurt Latte, Lucina. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE XIII,2: Lokroi bis Lysimachides. Stuttgart : Metzlersche Verlagsbuchhandlung1927, Spalte 1648–1651.

Wilhelm Heinrich Roscher, Hera. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 1, Abteilung 2: Euxistratos – Hysiris. Leipzig : Teubner, 1886-1890, Spalte 2075 - 2134

Julius Vogel, Iuno. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 2, Abteilung 1: Iache - Kyzikos. Leipzig : Teubner, 1890-1894, Spalte 574 - 612

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Götter sind keine reale Personen, sondern Mythen bzw Vorstellungen. Als solche können sowohl verschiedene miteinander verschmelzen, zu einer werden, als auch eine sich verzweigen in unterschiedliche Gestalten. Eine Identität wie bei realen Personen gibt es hier nicht.