Gibt es eine abgeschwächte Form von perfect pitch?
Ich konnte schon immer einzelne Töne bestimmen, aber manchmal brauch ich etwas länger um es klar und deutlich sagen zu können und wenn es zu Akkorden kommt, dann wirds schon etwas kritischer und es dauert deutlich länger.
Ich habe mir jedoch nie irgendetwas antrainiert und grundsätzlich spiele ich Klavier auch erst seit 5 Jahren, wobei ich das Noten bestimmen schon früher konnte.
Bestimmte Noten blitzschnell sofort zu wissen, schaffe ich meist nicht und dann auch meistens nur bei bestimmten Noten und auch mit guten Umständen, wie dass der Klang von einem klaren Instrument kommt oder auch genügend Fokus.
Deswegen wollte ich wissen, ob es so etwas wie eine abgeschwächte Form vom absoluten Gehör gibt, denn relative Pitch wird es eher weniger sein, weil ich das eigentlich schon konnte, seitdem ich jünger war und ich generell das ohne Relativnote hinbekommen kann.
1 Antwort
Hi
Ich habe mich mit diesem Thema etwas mehr als oberflächlich beschäftigt. Das heißt ich kenne einige Kernargumente und kann erkennen dass ältere Forschung dazu... wohl nicht die Lösung ist sondern wahrscheinlich wenn überhaupt neuere.
Das Problem ist die Definition von perfect pitch und dass das wahrscheinlich sehr spät ins Interesse der Psychologen gerückt ist.
[Btw... ich habe selber einen Sonderfall von "mock perfect pitch" oder ich kann perfect pitch unter Umständen faken. Mithilfe von uU auch Fähigkeiten die nicht völlig relativ sind, also nicht rein relative pitch.]
Für mich stellt es sich momentan so dar:
- Es gibt einen Kern dessen was man als perfect pitch bezeichnet
- Der Kern umfasst sofortige Tonerkennung, auch bei Mischklängen und Akkorden oder unsinnigen Mehrklängen
- Diese Fähigkeit ist von anderen Phänomenen relativ scharf abgegrenzt und entwickelt sich im frühen Kindesalter, nicht viel später
- Es gibt zahlreiche schlecht kartierte und wahrscheinlich schlecht verstandene "Nebenphänomene", die nicht "perfect pitch" sind aber auch nicht bloß relative pitch. Diese sind bei Musikern häufig, perfect pitch ist aber nicht nur ein Extremfall auf einem Spektrum, sondern eine eigene Kategorie.
Beispielsweise, einfach so: Mir kommt es vor, dass ich mit dem richtigen Ton irgendwo einsteige. Das ist aber keine Sache die garantiert ist. Das "Kernphänomen" perfect pitch ist dabei derart, dass der Spieler sicher weiß auf welchem von 12 Tönen er einsteigen muss ohne Überlegen oder Verzögerung.
...btw... perfect pitch so als abgetrennte Kategorie genauerer Tonerkennung zu betrachten ist musikhistorisch nicht ganz selbstverständlich oder uninteressant. Wie gesagt scheint die psychologische Forschung schon zu bestätigen dass perfect pitch eine ganz bestimmte Frequenzerkennungsfähigkeit ist... andererseits ist dann die Frage ob und wie weit man das auf frühere Zeiten, darunter eben die Zeit der Entstehung der meisten klassischen Musik, übertragen kann. Es könnte sein dass damals perfect pitch viel seltener war- oder dass es entsprechende Phänomene bei einigen Musikern gab, diese aber wegen der parallelen Verwendung verschiedener Stimmtöne irgendwie anders mit den Noten verknüpft waren.... denn es ist offensichtlich dass perfect pitch ohne Stimmtonnormen... äh das würde sich dann nicht in Noten ausdrücken können.
Siehst du da das historische Problem bei der Beurteilung? Dass man perfect pitch heutzutage in Noten formulieren kann liegt an der Stimmtonnormierung. Je weniger davon es gibt desto unwahrscheinlicher dass jemand die heutige perfect pitch Fähigkeit entwickelt und dazu langfristig bestätigt bekommt als solche Fähigkeit, statt als ggf. ... so ein Gefühl für Modus und Tonhöhe oä.