Gattung commentarius?

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Hi,

der Abschnitt sagt eigentlich alles, was man dazu wissen muss.

Caesars bellum Gallicum trägt eigentlich den Titel commentarii de bello Gallico. Die commentarii nutzte man ursprünglich wie eine Art Journal oder Tagebuch. Später notierten Staatsämter oder Verwaltungen als commentarii ihre Eingaben, AUsgaben und besondere Vorkommnisse und legten so Rechenschaft über ihre Arbeit etc ab.

Die Gattung der commentarii sind eigentlich nüchterne Tatsachenberichte, Auch Caesar beschreibt vermeintlich nüchtern (z. B. durch Nutzung der 3. Person Singular) den gallischen Krieg und rechtfertigt damit sein Vorgehen. Liest man aber zwischen den Zeilen, so sind die commentarii Caesars alles andere als nüchtern: Caesar betreibt starke Leserlenkung, versucht, sich als besonnenen, wohlwollenden und klug handelnden Feldherrn zu inszenieren (Stichworte sind wir die clementia Caesaris sowie die celeritas Caesaris als zentrale Topoi). Des Weiteren versucht er, z. B. durch entsprechende Darstellung fremder Völker, seine Kriegsverbrechen als gerecht und notwendig hinzustellen (bellum iustum) und rechtfertigt sich sogar dann, wenn er gewissen Völkern (z. B. den Germanen) unterlegen ist.

Die commentarii sind also eher ein Deckmantel für die eigentlichen Absichten, die Caesar mit dieser Schrift verfolgt.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Chemie + Latein Lehramt