Gaskammer Frage

9 Antworten

Ich glaube, es war ein schlimmer Tod, schlimmer als Erschießen, wo man sofort Tod ist. Die hatten außerdem Angst. Aber ganz genau, wissen wir es natürlich nicht. Man kann nur hoffen, dass es nicht lange und schmerzhaft war. Man kriegt ja keine Luft und wo so viele Menschen auf einmal sind, wirkt das langsamer als bei einer Person in Amerika.

Das Leiden vor dem Tod in der Gaskammer war unbeschreiblich länger und grausamer. Die KZ Insassen haben sogar darum gebetet, das die Alliierten ihr KZ bombardieren um dem Elend durch den Tod zu entkommen.

Ob der hinterhältige Mord durch (als Duschraum) getarnte Gaskammern schmerzvoll war, hat die Mörder nicht interessiert.

Ja, sehr. Sterben durch Giftgas ist ein schrecklicher Tod, und es wurde auch schrecklich geschrien.

Eine exemplarische Beschreibung für Auschwitz-Birkenau gibt Raul Hilberg:

Nach der Entladung der Deportations-Züge erfolgte die Selektion: Alte, Kranke und gelegentlich auch kleine Kinder wurden bereits auf der Rampe aussortiert. Im Stammlager Auschwitz brachte man die Alten und Kranken auf Lastwagen zu den Gaskammern, kräftige Personen kamen zunächst zum Arbeitseinsatz. Die Selektion verlief dabei oberflächlich, die Angekommen wurden an dem Arzt vorbeigetrieben, der in eine von zwei Richtungen wies: entweder zum Arbeitseinsatz oder sofort in die Gaskammer. Auch in den Lagern selbst und vor allem in den dortigen Krankenhäusern kam es zu regelmäßigen Selektionen. Die der Gaskammer zugeteilten Männer und Frauen mussten sich entkleiden, wobei der Eindruck erweckt wurde, dass die Kleider nach dem angekündigten gemeinsamen Duschen zurückgegeben würden. Zur Beschleunigung des Ablaufes behauptete die Wachmannschaft beispielsweise, man solle sich beeilen, da sonst das Wasser in den Duschen oder die Suppe nach dem Duschen kalt würde. Es kam gelegentlich auch im Winter vor, dass die entkleideten Menschen stundenlang barfuß im Freien stehen mussten, bis sie an die Reihe kamen, wobei sie in manchen Fällen die Schreie derer hörten, die vor ihnen in die Gaskammern gegangen waren. Die Opfer entdeckten in den Gaskammern, dass die vermeintlichen Duschen nicht funktionierten. Nach dem Schließen der Türen löschte die Wachmannschaft die Beleuchtung, ein SS-Mann mit spezieller Gasmaske öffnete den Deckel des Schachtes an der Decke und schüttete Zyklon B in die Gaskammer. In Panik stießen die stärkeren die schwächeren Menschen nieder und stellten sich auf die Liegenden und Umfallenden, um gasfreie Luftschichten zu erreichen. Der Todeskampf dauerte bei Zyklon B in der Regel etwa zwei Minuten. Das Schreien hörte auf und die Sterbenden fielen übereinander, sofern genügend Platz war. Innerhalb von fünfzehn Minuten waren alle in der Gaskammer tot. Man ließ das Gas entweichen und nach etwa einer halben Stunde wurde die Türe geöffnet. Die Leichen fanden sich turmartig angehäuft, manche in sitzender und halbsitzender Position, Kinder und ältere Menschen zuunterst. An der Stelle, wo das Gas eingeworfen worden war, befand sich ein freier Raum, da die Menschen von dort zurückgewichen waren. Eine Häufung von Menschen befand sich gepresst an der Eingangstüre, die sie zu öffnen versucht hatten. Die Haut der Leichen war rosafarben, teilweise stand Schaum vor den Lippen oder es hatte Nasenbluten eingesetzt. Einige Leichen waren mit Kot und Urin bedeckt, bei manchen schwangeren Frauen hatte die Geburt eingesetzt. Jüdische Sonderkommandos mit Gasmasken beseitigten zunächst die Leichen an der Tür, um sich den Weg freizumachen. Dann spritzten sie die Leichen ab und zerrten die Leichen auseinander. Sofern den Frauen das Haar noch nicht geschoren worden war, wurde es jetzt geschnitten und vor dem Einpacken in Salmiaklösung gewaschen. In allen Lagern wurden die Körperhöhlen nach versteckten Wertsachen durchsucht, die Goldzähne gezogen. Abschließend wurden die Leichen zu den Krematorien abtransportiert.

Quelle: Trunk, Achim: Die todbringenden Gase. In: Morsch, Günther: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas, Berlin 2011, S. 24.

Kaimosi  06.02.2013, 22:33

Wir haben denke ich in etwa die gleichen Gefühle, wenn wir solche Fragen lesen, genau so etwas hätte ich mitpisten sollen, leider sind meine Möglichkeiten auf dem Smartphone immer etwas begrenzt. Genauso so sollte man es auch in der Schule vermitteln, es ist schrecklich aber die beste Waffe gegen Verniedlichung, alleine die Beschreibung der Verarbeitung nach der Vergasung, dreht mir den Magen um...es ist fast surreal, das so etwad no kein Menschenalter her ist...DH

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earnest  06.02.2013, 23:07
@Kaimosi

So ist es, Kaimosi.

Vielleicht gibt diese Schilderung auch Verharmlosern zu denken, die allen Ernstes behaupten, der Tod im Gas würde "eher wie ein 'Einschlafen' wahr genommen", und die glauben, man "müsste sagen", das Vergasen sei ein "humaner" oder "menschlicher" Tod, und die Ermordung sei "weitgehend still und störungsfrei" verlaufen.

Bei solchen Äußerungen dreht sich mir der Magen um...

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Kaimosi  06.02.2013, 23:45
@earnest

Deswegen messe ich der Historik einen so hohen Stellenwert zu, kaum zu glauben, dass man die auf den Real- und Hauptschulen sogar reduziert hat...

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Endoplasma  07.02.2013, 00:17

Sorry. Falsche Quellenangabe. Hier die Richtige:

Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden, Frankfurt am Main 1990, Band 2, S. 1037–1043.

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Es ist sicher nicht schön durch giftgas zu sterben. Man erstickt und ist erstmal bei bewustsein und sieht und hört die qualen aller anderen.

Frag so etwas doch im unterricht, es ist wichtig zu lernen fragen zu stellen - am besten sofort.