Frage zum Buch „Das Parfum“?

1 Antwort

Grenouilles Mutter ist eine hübsche, mitte 20 Jahre alte Frau, die noch fast alle Zähne & etwas Haare besitzt. Sie arbeitet in einer Fischbude, daher ist ihre Nase gegen alle Gerüche abgestumpft.Sie hat keine ernsthaften Krankheiten. Wenn sie älter ist, möchte sie heiraten & „richtige“ Kinder auf die Welt bringen.

Sie hatte bereits vier Tot- oder Halbtotgeburten, doch sie empfand nichts für ihre Kinder & erwartet jetzt ein weiteres Kind. Nachdem sie Grenouille auf die Welt gebracht hat, wurde sie verhaftet & wegen mehrfachen Kindermords enthauptet.

Nach der Hinrichtung seiner Mutter wird Grenouille, wie zu der damaligen Zeit für Waisen üblich, auf Staatskosten einer bezahlten Amme zugewiesen. Aufgrund seiner Sauggier, die ein „rentables Stillen“ unmöglich macht, befindet er sich als er von der Amme Jeanne Bussie aus der Rue Saint-Denis versorgt wird bereits in der Obhut der vierten Amme. Wenige Wochen später übergibt diese den unersättlichen „Bastard“ wieder dem Kloster. Jeanne Bussie lebt in ihrer Profession als Amme. Da er sie „leergepumpt hat bis auf die Knochen“ sieht sie ihre Lebensgrundlage gefährdet. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass Grenouille vom Teufel besessen sei, da er überhaupt nicht rieche. Damit wird das Motiv des Riechens aufgegriffen, denn die Amme verfügt über einen sehr feinen Geruchssinn und bemerkt als Erste die Geruchlosigkeit Grenouilles. Der Erzähler berichtet, dass sie selbst einen warmen Schafwoll- und Milchgeruch verströmt. Sie stellt eine Gegenfigur zu Grenouilles Mutter dar, da sie durch moralische Normen und humanes Handeln charakterisiert wird. Mit der Ablieferung des Säuglings verschwindet sie aus dem Roman.

Mit der Erscheinung der Madame Gaillard, der der kleine Grenouille von Pater Terrier ausgeliefert wird, führt der Erzähler erneut eine Ziehmutter ein. Durch Misshandlungen des Vaters hat sie bereits im Kindesalter den Geruchssinn verloren und verfügt seither über keine Formen menschlicher Empfindungsfähigkeiten, wie Zärtlichkeit, Abscheu, Freude und Verzweiflung. Ihr Ziel ist es, sich im Alter eine kleine Rente und „einen privaten Tod leisten“ zu können, um nicht, wie ihr Mann, in einem Gemeinschaftsbett des Hôtel Dieu zu enden. Das Kostgeld der „kleinen Pensionäre“ stellt ihre Existenzgrundlage und Alterssicherung dar. So streicht sie konsequent und eisern die eine Hälfte des Gehaltes für ihren eigenen Lebensunterhalt und ihre Ersparnisse ein. Die andere Hälfte teilt sie gerecht, aber unerbittlich auf ihre Pflegekinder auf und lässt sich dabei vom Prinzip der Gleichheit weder durch persönliche Gefühle, noch durch individuelle Bedürfnisse eines Kindes abbringen. Damit bietet sie Grenouille eine reelle Überlebenschance, denn ohne ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu richten, stellt ihm diese kalt berechnende, gefühlslose Frau die nötige materielle Zuwendung zur Verfügung. Der seelische Kältestrom Grenouilles und seine Geruchlosigkeit finden in Madame Gaillard ein Spiegelbild, wodurch sein Überleben gesichert wird. Erst als Madame Gaillard auffällt, dass er sich angstfrei im Dunkeln zu bewegen vermag, scheinbar durch feste Gegenstände hindurchsehen und Besucher lange vor deren Ankunft ankündigen kann, fürchtet sie, dass er das „Unheil und Tod“ ankündigende „zweite Gesicht“ besitze. Sie beendet das Pflegeverhältnis und übergibt Grenouille einem Gerber namens Grimal als billige Arbeitskraft. Dass er dort „nach menschlichem Ermessen keine Überlebenschance“ besitzt, ist ihr zwar bewusst, doch sie verdrängt diese Tatsache durch die Vorstellung, einen rechtlich korrekten Vertrag abgeschlossen zu haben. Ihr eigenes Schicksal nimmt ein grotesk zugespitztes Ende. Das von ihr einzig mit dem Ziel angehäufte Geld, sich einmal den Luxus eines privaten Todes leisten zu können, verfällt im Verlauf der Französischen Revolution und Madame Gaillard endet in einem „von Hunderten todkranker Menschen bevölkerten Saal“, in dem bereits ihr Mann zu ihrem lebenslangen Schrecken gestorben ist.

Skyfy472 
Fragesteller
 27.01.2021, 10:58

Vielen Dank!

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