Einführungsklasse oder normale 10. Klasse am Gymnasium?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Olivia, du hast mich ja drum gebeten, dir einen Rat zu geben. Aber vorweg möchte ich sagen, dass du die Entscheidung letztendlich selbst fällen musst.

Ich habe ja die Einführungsklasse selbst absolviert und daher kann ich sie nur empfehlen. Man wird zusammen mit anderen Realschülern, Wirtschaftsschülern und M-Zweiglern auf das gymnasiale Niveau gebracht und Lücken geschlossen. Der Lehrer kann in der kleinen Klasse (wir waren 20) individueller auf alle eingehen.

Wie du vielleicht weißt hat man in der Einführungsklasse mehr Stunden in den Hauptfächern (in Mathe z. B. 6 statt der üblichen 3 Stunden pro Woche), damit mehr geübt werden kann und Themen, die an der Realschule nicht behandelt wurden wie z. B. Stochastik zu intensivieren.

Dafür hat man auch weniger Fächer, damit der Fokus auf den Hauptfächern liegt. Was aber nicht heißt, dass man Fächer, die man nicht in der E-Klasse hatte, nicht in der Oberstufe belegen darf. Uns wurde sogar von unserer damaligen Chemielehrerin ans Herz gelegt, statt Physik oder Chemie als Naturwissenschaft, doch lieber Biologie zu nehmen. So hatte ich dann auch Biologie, Wirtschaft/Recht und Kunst in der Oberstufe, obwohl ich diese Fächer nicht in der 10. Klasse hatte. Jedoch ist das zu bewältigen, wenn man sich für die Fächer interessiert und lernt.

In den Regelklassen hast du auch die Stundentafel der Regelklasse. Da sind die Stundenanzahlen sehr knapp bemessen und man hat alle Fächer. Das bedeutet weniger Zeit, den Stoff zu bearbeiten und Lücken zu schließen. Wenn dann Schulaufgaben geschrieben werden, dann stell ich mir es richtig heftig vor, das alles zu schaffen. Die Lehrer wissen zwar, dass du von der Realschule kommst, aber sie haben einfach nicht die Zeit, auf dich einzugehen und auf dich Rücksicht zu nehmen. Du bist da auf dich gestellt und für dein Vorankommen selbstverantwortlich.

Möglicherweise ist es dann auch ratsam bzw. nötig private Nachhilfe zu nehmen, um den Stoff nachzuarbeiten bzw. dran zu bleiben. Das kostet natürlich Geld, was man sich durch die Einführungsklasse sparen könnte.

Es kommen vor allem in der E-Klasse viele Themen dran, die an der Realschule nicht unterrichtet werden: Gedichtsinterpretation, Dramenanalyse, Textanalyse, Wahrscheinlichkeitsberechnung (Stochastik), Cartoon Description, ... um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dazu sind die zusätzlichen Stunden da, um zu üben und Lücken zu schließen. In der Regelklasse muss man das wohl alleine zuhause machen. Daraus folgt dann, dass du weniger Freizeit hast und deine Hobbys reduzieren musst. Das wäre für mich nichts gewesen, denn man braucht einen Ausgleich zur Schule.

Inwiefern hast du dich in der Schule nicht wohlgefühlt? Nicht immer muss der erste Eindruck stimmen. Mein Gymnasium sieht von außen her sehr düster und groß aus (es ist auch eines der größten Gymnasien in Bayern), und natürlich war es am Anfang ungewohnt, aber ich habe mich schnell eingewohnt. Außerdem kennt sich keiner in der Klasse, man kann so leicht Kontakte knüpfen und es baut sich nach und nach eine echte Klassengemeinschaft auf. In der Regelklasse wirst du in eine bereits bestehende Klasse geschmissen, die schon ihre ganzen Strukturen hat und Neulinge sich langsam integrieren müssen. Das ist - gerade für Schüchterne - schwierig und es gibt keinerlei Garantie, dass man in der Klasse aufgenommen wird.

Dein Argument, du müsstest dann nicht früher aufstehen, finde ich nicht gut. Ich war davor auch sehr verwöhnt und hatte nur 5-6 Minuten Fußweg zur Realschule. Da war es schon eine Umstellung täglich mit der S-Bahn 20 Minuten zu fahren und davor fast eine Stunde früher aufzustehen. Aber man gewöhnt sich an alles. Jetzt muss ich zur Uni jeden Tag eine Stunde fahren, das ist heftig, aber daran werde ich mich auch gewöhnen, zumal wohnen in München nicht gerade billig ist. Zudem willst du nach einem Jahr eh wechseln, dann gibt sich das Problem doch eh. Wir hatten ein paar Leute in der E-Klasse, die einen Fahrtweg von 1,5 Stunden hatten und die habens auch überlebt das eine Jahr. Ich hätte nach dem Jahr in das nur eine S-Bahn Station entfernte Gymnasium wechseln können, wollte aber nicht, da ich in meinem Gymnasium schon integriert war.

Ich denke, dass es auch ganz gut ist, mal weg von der ursprünglichen Schule zu kommen und etwas neues zu sehen. Das schadet sicherlich nicht, glaub mir. Etwas Neues kennenzulernen ist einfach sehr bereichernd. Aber mir ging es damals ähnlich: Ich wollte von meiner RS nicht weg (wegen der Lehrer), aber ich bin froh, es getan zu haben, denn am Gymnasium war es viel schöner.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.:)

bluejule  02.11.2013, 15:22

Danke für den Stern!:)

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hmm.. versteh dich schon gut... aber angenommen du würdest dich für die E-Klasse entscheiden, wieso gehst du dann nicht auf eine Fachoberschule? dann kommst du auch auf 3 Jahre und hast dein allgemeines Abitur. Da lernt man auch neue nette Leute kennen und ich denk du tust dich wirklich leichter. Ich geh in die 12. Klasse einer FOS und war in der Realschule wirklich gut. Bereits hier merkt man eine enorme Anspruchssteigerung, die aber doch noch angenehmer ist als auf ein Gymnasium zu wechseln..

nur mal als Option, will dich da aber nicht beeinflussen :-)

ballerina1997 
Fragesteller
 31.10.2013, 15:37

Danke für deine Antwort. :-) Aber die Zweige auf der FOS sind nicht das Richtige für mich. Ich liebe Sprachen über alles und auf der FOS hätte ich ja weder Französisch, noch Spanisch. Ich möchte später Lehrerin für Deutsch- und Französisch werden und da ist es einfach besser auf ein normales Gymnasium zu gehen.

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lilalolle19  31.10.2013, 16:07
@ballerina1997

ich will auch Lehramt studieren! Hatte in der Realschule den Sprachenzweig und bin auch interessiert daran! Ab der 12. Klasse kannst du französisch, spanisch oder sogar weitere Sprachen wählen. Außerdem hast du auf einer FOS im sozialen Zweig (wie ich) Pädagogik Psychologie. Das ist später fürs Lehramtstudium total wichtig und du lernst dort alles neu.. wenn du das schon mal gehört hast verschafft dir das einen riesen Vorteil. Außerdem kannst du in der 11. schon ein Praktikum in einer Schule absoliveren was auch total Spaß macht, hab ich auch gemacht :-)

natürlich ist es deine Entscheidung, nur dass du kein falsches Bild hast !

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bluejule  31.10.2013, 21:50
@ballerina1997

Ja, man kann in der FOS ab der 12. Klasse verschiedene Sprachen lernen. Aber man lernt die von Anfang an neu und kann eine Sprache (Französisch) nicht vertiefen. Die einzige Möglichkeit wäre hierbei der wirtschaftliche Zweig und da anstatt Wirtschaftsinformatik fortgeführtes Französisch zu nehmen, aber das bietet auch nicht jede FOS an. Außerdem wird das Niveau wohl nicht an das des Gymnasiums ran, welches aber für ein Lehramtsstudium von Nöten ist. Das wurde mir bei den Orientierungstagen fürs Lehramt an der LMU München gesagt. Zwar könne man dort mit Französisch komplett neu anfangen, jedoch kann man dann vergessen in Regelstudienzeit fertig zu werden und es wäre wohl wirklich schwierig, da man am Ende des Studiums auf dem Niveau C2 sein muss, was bedeutet, dass man die Kenntnisse eines Muttersprachlers hat. Ich glaube nicht, dass da die FOS eine so gute Grundlage bietet wie das Gymnasium.

Das mit Pädagogik und Psychologie an der FOS bringt jetzt auch nicht spürbare Vorteile. Die Inhalte lernt man zum Teil in Biologie (in Q12) und in Psychologie (war mein Profilfach in Q11 und Q12). Außerdem zählt das erziehungswissenschaftliche Studium nur in einem geringen Teil zum Gesamtergebnis, da die zwei Unterrichtsfächer viel stärker gewichtet werden. Ich selbst studiere jetzt Pädagogik im 1. Semester (nein, kein Lehramt!) und da wird gerade jetzt am Anfang viel gemacht, was ich schon aus Biologie und Psychologie konnte.

Außer dem ist die Uni nicht wie die Schule - man muss selbstständig arbeiten und sich um alles kümmern. Keiner rennt einem hinterher. Am Gymnasium wird man auf diese Selbstständigkeit von Anfang an vorbereitet. An der FOS gibt es danach eher die Option für viele, eine Ausbildung zu machen. Da gehen schon eher die Schüler unter, die ein Studium anstreben.

Ich will die FOS nicht schlecht reden, aber wenn man ganz sicher ein Studium plant, dann ist das Gymnasium der beste Weg, weil es gezielt darauf vorbereitet (bei mir im Jahrgang machen vielleicht zwei handvoll Leute eine Ausbildung).

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lilalolle19  31.10.2013, 22:37
@bluejule

Wenn du dich mit den Meinungen von Professoren und deinen 'späteren Chefs' befasst, so wirst du feststellen, dass mittlerweile FOS-Absolventen (mit allgemeinem Abitur) zum Teil lieber gesehen werden als Gymnasiasten. Die fachpraktische Ausbildung, die die FOSler haben wird hoch angerechnet und für sehr gut befunden. Was jetzt auf keinen Fall gegen Gymis sprechen soll!!

Dass eine Uni nicht wie eine Schule ist hat niemand behauptet. Gleiche Vorbereitung zur Selbstständigkeit bekommt man auf einer Fachoberschule.

Was für mich ganz klar für den Weg der FOS spricht ist, dass man ja auch noch ''leben'' will, und nicht nur lernen. Ich denke dass diese Möglichkeit doch angenehmer ist (gerade wenn man schon fast 'verwöhnt' von einer Realschule kommt (war bei mir so)) und man auch noch Zeit außerhalb der Schule und des Lernens braucht. LG

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bluejule  01.11.2013, 16:43
@lilalolle19

Wenn du dich mit den Meinungen von Professoren und deinen 'späteren Chefs' befasst, so wirst du feststellen, dass mittlerweile FOS-Absolventen (mit allgemeinem Abitur) zum Teil lieber gesehen werden als Gymnasiasten. Die fachpraktische Ausbildung, die die FOSler haben wird hoch angerechnet und für sehr gut befunden.

Bist du dir da sicher? Professoren und zukünftige Arbeitgeber bevorzugen eher Realschüler, die nach erfolgreichem Abschluss das Abitur auf dem Gymnasium anstreben. Sie gelten als äußerst motiviert und diszipliniert im Lernen - viel mehr als der "Durchschnittsgymnasiast".

Versteh mich nicht falsch, aber die FOS wird immer mehr zur Standardschule für alle. Keine Lust auf Arbeit bzw. Ausbildung? Geh ich auf die FOS. Der Schnitt von 3,33 ist nun wirklich nicht unmachbar zu erreichen. Zumindest durch die Abschlussprüfung schaffen mindestens 90% eines Jahrgangs den erforderlichen Schnitt. Das bedeutet, dass sowohl gute Schüler als auch Schüler mit einem gerade noch Schnitt es auf die FOS schaffen und in einer Klasse sitzen. Es muss also ein Mittelweg gefunden werden, bei dem die Guten dann den häufig den Kürzeren ziehen. Und je mehr gerade-noch Leute auf die FOS gehen, desto mehr muss sich an diese auch angepasst werden. Am Gymnasium hat man dagegen eine kleine Truppe von Schülern, die zu den Besten ihres Jahrgangs gehörten und entsprechend motiviert sind. Bis zur Oberstufe muss das Niveau auf dem des Gymnasiums liegen, was aber problemlos möglich ist, da man viel mehr Stunden in den Hauptfächern hat und die Lehrer für die Einführungsklasse meist extra ausgewählt sind und Erfahrung im Umgang mit Realschülern haben.

Dass man auf dem Gymnasium soviel lernen muss, ist Quatsch. Das sagen die Medien, aber dort wird von Kindern berichtet, die von ihren Eltern durchs Gymnasium geprügelt werden, obwohl sie überhaupt nicht die Eignung für diese Schule haben. Jedenfalls hatten meine Mitschüler und ich genügend Freizeit neben der Schule und dem Lernen in der Oberstufe. Klar, gabs auch Zeiten, in denen viele Klausuren waren und man mehr tun musste, aber ich kann nicht klagen, dass ich zu wenig Freizeit hatte. Und ich hab trotz Faulheit und Problemen in Mathe ein recht gutes allgemeines Abitur gemacht.:)

Mit dem allen will ich nicht auf die FOS hetzen. Viel mehr will ich zeigen, dass der Weg des Gymnasiums nach der Realschule ein genauso möglicher Weg ist.

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lilalolle19  01.11.2013, 16:59
@bluejule

Natürlich ist das ein genauso möglicher Weg, da geb ich dir vollkommen recht!

Ich kann auch deine anderen Argumente nachvollziehen, letztendlich muss das jeder für sich entscheiden! Ich wollte ihr einfach diese Option offen und nicht außen vor lassen.

Bei meiner Aussage was die gefragten Fos-Abgänger aus der sicht der Professoren betrifft bin ich mir sicher, ja! Natürlich nicht in dem Fall dass ein Fos-sozial-Abiturient dann Bautechnik studiert, aber seine Praktika in Schulen und sozialen Einrichtungen absolviert hat. Viel mehr ist gemeint, dass man bereits einen Einblick für einen längeren Zeitraum in ein bestimmtes, naheliegendes Berufsfeld bekommen hat und an Wissen gewinnt.

die FOS wird immer mehr zur Standardschule für alle. Keine Lust auf Arbeit bzw. Ausbildung? Geh ich auf die FOS. Der Schnitt von 3,33 ist nun wirklich nicht unmachbar zu erreichen.>

Das möchte ich so nicht ganz stehen lassen. Natürlich hast du recht, dass viele die FOS einfach als ''Ausweg'' nutzen, sich nicht den Kopf zerbrechen oder gar arbeiten zu müssen. Das finde ich genau so wenig in Ordnung wie du. Dass es keine große Kunst ist einen Schnitt von 3,33 zu erreichen sehe ich auch so. Man kann sich aber sicher sein, dass ein Realschulabsolvent mit 3,33 auf der FOS nicht lange überleben wird. Meine Klasse hat sich in der 11. von 28 bis Weihnachten auf 24 reduziert... (was nicht unbedingt schlecht ist) !

ABER!! Viele (zb ich) nutzen diesen 2. Bildungsweg um Abitur zu machen und um mir meinen Berufswunsch zu erfüllen. Ich brauche also keine Überbrückungszeit weil ich faul bin, sondern diesen Abschluss um mein Ziel zu erreichen. Ich selbst mit nach der Realschule mit Schnitt 1,89 auf die FOS gegangen - und ich spiele mich nicht.

Wie gesagt, ich will nichts schlecht machen oder sonstiges, sondern diese Möglichkeit einfach aufzeigen und aus eigener Erfahrung sprechen, da man so oft immer nur Verallgemeinerungen und sehr ungenaue Informationen und Aussagen erhält! :-) lg

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