Citroen hatten früher teils absenkbare hydropneumatische Fahrwerke. Stieg beim Absenken die Progression über die Verkleinerung der Stickstoffkammer?

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Salue

In der obersten und der untersten Stellung der Federung hatte es keine Federung mehr. Sie sind nicht zum Fahren gemacht, sondern dienten dem Radwechsel. Man stelle ihn hoch, legte ein ein Holzstück unter und zog die Federung wieder ein. Das Rad war frei.

Der Druck in den Federelementen wurde auch als Bremsdruck verwendet. War der Wagen hinten links schwer belastet, bremste auch das hintere linke Rad mehr als das rechte.

Dieser Druck gewährleistete auch gleich die Servounterstützung der Bremse. Schleppte man einen Citroen ab, hatte man daher immer noch eine Servounterstützung. Da konnte man unzählige Male bremsen, bis das Fahrwerk ganz unten war. Man betätigte also nicht ein Bremspedal, sondern nur einen Knopf am Boden. Dieser gab nicht nach wenn man ihn drückte, sondern reagierte auf den ausgeübten Druck am Knopf. Wer das erste Mal einen Citroen fuhr, flog beim ersten Bremsen an die Frontscheibe. Man musste sich daran gewohnen.

Dieses Hydrauliksystem war seiner Zeit weit voraus. Bei Citroen fahren hatte man nicht den Eindruck eine weiche Federung zu haben. Es gab einfach nur noch schöne geglättete Strassen.

"Voyager comme Dieu en France!"

Tellensohn

Bild zum Beitrag

 - (Citroen, Fahrwerk, Gewindefahrwerk)
Wellenmacher141 
Fragesteller
 27.01.2024, 16:55

Da muß sich erst ein Schweizer finden um mir als 1/2 Franzosen die Vorzüge der Hydropneumatik zu erklären :)

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Wellenmacher141 
Fragesteller
 27.01.2024, 16:57
@Wellenmacher141

Aber viele meiner frz. Landsleute bevorzugten weniger innovative, dafür robuste Technik, Toyota z.B.

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Tellensohn  27.01.2024, 17:08
@Wellenmacher141

Ich habe ein Leben lang als Autoingenieur für Toyota gearbeitet. Das heisst aber noch lange nicht, dass man innovative Technik anderer Hersteller nicht achten darf.

Citroen hat immer unkonventionelle Konstruktionen offeriert, die mit Einfachheit und guter Federung glänzten. So bin ich selber, vor meiner Tätigkeit bei Toyota häufig Citroen gefahren. Einer Liebhaberstück aus unserem Nachbarland, welches ebenso die übersichtliche Technik aufzeigt, ist mein Velo Solex 5000.

André Citroen war sehr exentrisch und seine Innovationen haben ihn einige Male kurz vor den Konkurs gebracht. Ich hebe den Hut vor diesem Mann.

Tellensohn

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Wellenmacher141 
Fragesteller
 27.01.2024, 17:16
@Tellensohn

Autoingenieur bei Toyota?? Wahnsinn. Was genau hast Du da gemacht? Warst Du in Köln?

Bei Toyota muss doch irgendwie ein anderer Geist geherrscht haben, dass die Autotechnik nicht nur in Industrienationen, sondern auch in Nigeria funktionieren muss? Gibt es einen feststehenden Begriff für diese Firmenphilosophie?

Bei Honda gab es z.B. in den 80er Jahren den Namen KAIZEN für eine neuere, offenere Firmenphilosophie mit flacheren Hierarchien, sodass z.B. die Firmenvorstände in derselben Kantine zu Mittag aßen wie der Rest der Belegschaft

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Tellensohn  27.01.2024, 17:24
@Wellenmacher141

Ich habe beim Schweizer Importeuer gearbeitet. Die Toyota-Produktionstechnologie wurde damals von anderen Herstellern verlacht, heute haben sie alle diese kopiert. Das Kaizen stammt von Toyota und das verrückte ist, dieses Wort findest Du auch an der Wand im Pausenlokal des BMW-Werkes.

Damals, als Lexus auf den Markt kam, brauchten die 24 Stunden um ein Auto zu produzieren. Dann war es auslieferungsbereit. Mercedes brauchte auch 24 Stunden, aber nur um die Fehler am Band nachträglich in Ordnung zu bringen.

Bei Toyota konnte jeder Mitarbeiter jederzeit das Band stoppen wenn er mit der Arbeit nicht nachkam. Das ging meistens nur ein paar Sekunden und dann lief das Band wieder. Das Auto musste nicht mehr nachgeflickt werden, nach jedem Schritt war es perfekt. Jeder Toyota-Mitarbeiter fühlte sich persönlich dafür verantwortlich, dass der Kunde ein qualitätives Auto erhält. Das ist die japanische Mentalität.

Tellensohn

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Wellenmacher141 
Fragesteller
 27.01.2024, 22:49
@Tellensohn

Das ist ja Wahnsinn.

In neuerer Zeit scheint zumindest bei den Verbrennern diese Philosophie jedoch aufgeweicht zu sein, man beugt sich scheinbar auch dem Diktat des geringstmöglichen Flottenverbrauchs auf Kosten der Lebensdauer, jedenfalls hatte Toyota (interessanterweise nur bei in den USA produzierten Motoren) Probleme mit hohem Ölverbrauch durch fehlerhafte Ölabstreifringe, hat allerdings im Reklamationsfall kulanterweise gleich ganze Motoren getauscht

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Tellensohn  28.01.2024, 10:54
@Wellenmacher141

Da heute der Modellwechsel immer schneller geschiet, können auch bei Toyota Rückrufe nötig sein.

Allerdings hat Toyota diese gegenüber der Öffentlichkeit immer sehr transparent kommuniziert. Als damals Rückrufe wegen des Gaspedals nötig wurden, wusste man dies von Toyota.

Die anderen Hersteller hatten die gleichen Gaspedale eingebaut, sie stammten vom gleichen Unterlieferanten. Dies hat man gegenüber den Kunden geheim gehalten und die Autos, ohne Wissen des Kunden, in einem Service ausgetauscht.

Es ist wieder die Mentalität der Japaner, dass man sich dem Kunden gegenüber korrekt verhält.

Ich habe gerne für diese Marke gearbeitet.

Tellensohn

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