Audacity Spur beim aufnehmen mitlaufen lassen?

1 Antwort

Ich empfehle erst einmal eine Grundeinstellung für Mehrspuraufnahmen unter "Bearbeiten → Einstellungen... → Aufnahme":

  • "Overdub" aktivieren
  • "Software Playthrough" deaktivieren
  • "Pegelsteuerung" deaktivieren
  • Audiopuffer 100 ms
  • Latenzkorrektur -100 ms

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Mit der Latenzkorektur gibst Du den Versatz zwischen Aufnahme und Wiedergabe bzw. zwischen einer bestehenden und einer neuen Spur an. Dieser Wert ist bei jedem Rechner anders (bei mir z.B. -130 ms). Um den optimalen Wert zu finden, würde ich wie folgt vorgehen:

  • Nimm eine kurze Spur auf, z.B. einen markanten Ton wie Fingerschnippen o.ä.
  • Halte das Mikrofon in die Nähe der Lautsprecher (darauf achten, dass es kein Feedback - Pfeifen - gibt).
  • Spiele die Spur ab und nehme sie gleichzeitig über Mikrofon auf einer neuen Spur auf.
  • Suche Dir bei hoher Auflösung einen markanten Punkt in der ersten Spur und finde diesen (identischen!) Punkt in der zweiten Spur wieder. Dieser Punkt kann in der neuen Spur auch eine umgekehrte Phasenlage haben.
  • Markiere den Bereich zwischen diesen Punkten.
  • Unten in der Statusleiste steht ein Wert, welcher die zeitliche Differenz in ms (Millisekunden) angibt (evtl. vorher den Display-Modus auswählen).
  • Unter "Latenzkorrektur" ziehst Du diesen Wert vom bestehenden Wert ab und gibst den errechneten Wert als aktuellen Wert ein.

Eigentlich sollte damit alles korrekt funktionieren. Du kannst aber zur Kontrolle und zur Feinabstimmung den Vorgang wiederholen.

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Einen großen Rauschpegel bei der Aufnahme muss man nicht entfernen sondern verhindern! Dazu müssen ab der Quelle alle Pegel so eingestellt werden, dass sie an die 0dB-Marke reichen, diese aber nie(!) überschreiten. Eine Hilfe zur optimalen Einstellung sind Test-CDs mit einem 1kHz/0dB-Signal. Ist einmal alles richtig eingestellt, dann regelt man nur noch direkt am Eingang nach.

Ein bauartbedingtes Grundrauschen (z.B. alte Analog-Synths) kann man eingangsseitig mit dem Equalizer kompensieren, in Spielpausen auch mit dem Kompressor/Limiter. Beide finden sich auch unter "Effekte", allerdings ist die Nachbearbeitung immer nur eine Notlösung.

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Sörgeräusche bei Mikrofonaufnahmen kann man nur mindern, indem man auf Qualität, Charakteristik und Position des Mikrofons achtet.

Das Mikrofon sollte eine Nierencharakteristik haben, damit es nur ein von vorn auf die Kapsel gerichtetes Signal laut aufnimmt, während seitliche und hinten liegende Signale nahezu unhörbar sind.

Das Mikrofon muss auf die Signalquelle gerichtet sein. Ein nicht reflektierender Hintergrund (z.B. abgehängter Molton) ist hilfreich, damit Störgeräusche nicht auf Umwegen zur Kapsel gelangen.

Störgeräusche von Rechnerlüftern etc. verhindert man, indem man diese möglichst weit hinter dem Mikrofon (besser noch in einem anderen Raum) positioniert.

Bei Benutzung der Rechnertastatur ist die Verwendung eines Tischmikrofones zu vermeiden. Hier eignen sich Mikrofonstative mit "Galgen".

Woher ich das weiß:Hobby – eigenes Mehrspurstudio (1988 4-Spur, 1992 8-Spur)
Eviskus 
Fragesteller
 03.03.2018, 14:17

Dankeschön für das sehr detaillierte Kommentar! Hab im Internet nichts dazu gefunden bzw. kannte die Stichworte nicht, hat mir ehrlich sehr weiter geholfen.

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