Anfassen trotz nicht ehe bei einem moslem?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Sie soll ihn fragen, er weiß das sicher.
Das halte ich aus folgenden Gründen für das Beste:

1. Es gibt, wie in jeder Religion, Leute, die das strenger leben und andere, die da lockerer sind.
2. Im Koran steht nichts Definitives über Umarmungen oder Petting, ergo kann man da keine generelle Aussage tätigen. Ich meine, für manche würde Händchenhalten schon unter unsittlich fallen, andere würden nur verwundert den Kopf schütteln. Wir haben andere Zeiten - als das Buch geschrieben wurde, war öffentliche Zuneigung ein No-Go.
3. Egal, was wir hier jetzt sagen, er und nur er weiß, ob er angefasst werden möchte oder eben nicht. Wenn sie irgendetwas schon oder nicht tut auf der Basis irgendwelcher Menschen im Internet, ist das ziemlich unvernünftig.

das muss ja die familie nicht mitbekommen.

Gabs da nicht mal so eine Bierwerbung mit dem Slogan: "Nur gucken, nicht anfassen"?

Im Ernst - ich bin der Meinung, dass man die Religion eines Menschen respektieren sollte .

Andererseits halte ich es aber auch für unbedingt notwendig für das Bestehen einer Beziehung, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Geben und Nehmen zwischen den beiden Partner besteht.

Eine Beziehung, in der ein Partner nur gibt und der andere nur nimmt wird auf Dauer keine Chance haben. Das gilt besonders, wenn es sich um das Thema "Rücksichtnahme" handelt.

Jeder Mensch darf sich selbst Zwängen unterwerfen, solange davon kein anderer tangiert oder sogar eingeschränkt wird.

Wenn aber das Einhalten dieser Zwänge direkten Einfluss auf die Partnerschaft nimmt halte ich eine klare Aussage  über den Stellenwert von Religion und Partnerschaft für unverzichtbar.

Im Islam ist die Annäherung der Unzucht schon verboten also fängt mit dem angucken an und endet mit gv

Wer glaubt, dass sich ein allmächtiges Wesen, welches ja laut uralten Märchenbüchern das ganze Universum erschaffen haben soll, sich dafür interessiert wer wie und wann mit einem anderen "seiner Geschöpfe" Sex hat, der überschätzt die eigene Bedeutung ganz gewaltig... .

Jungfräulichkeit wird oft völlig überbewertet. In ferner Vergangenheit war eine jungfräuliche Braut die Gewähr dafür, dass der frischgebackene Ehemann nicht versehentlich die Nachkommen eines Konkurrenten großzieht bzw. eine ledige Mutter ohne Versorger mittellos zurückbleibt. Daher haben praktisch alle Religionsstifter den vorehelichen Verkehr zur "Sünde" erklärt und entsprechend sanktioniert -was ja auch durchaus gut gemeint und mangels Alternativen der einzig mögliche Weg war. Daher hat diese Praxis und das Ideal der Enthaltung bis zur Ehe auch Eingang in viele Kulturen gefunden.

Leider gibt es immer noch Kulturen, welche diese (und andere - ich sag nur "Ernährungsvorschriften") gut gemeinten jahrhundertealten Regeln bitterernst nehmen ohne diese in den Kontext der heutigen Zeit zu setzen - bis hin zum ("Ehren-")Mord... .
 

Aus Sicht eines Religionsstifters ist Sex ja  nur eine unerwünschte Ablenkung vom Wesentlichen (nämlich zu beten, missionieren usw.) und daher zähneknirschend zur Vermehrung (der Gläubigen) geduldet. Dies ist auch der Grund warum Verhütung, Abtreibung usw. meist ebenfalls verboten ist. Da man die Menschen in den Betten meist häufiger "Oh Gott!" rufen hört, als in der Kirche, lässt sich dieses Konkurrenz-denken gut nachvollziehen ;-) 

Dank Geburtenkontrolle, Safer Sex und Vaterschaftstest sind die eigentlichen Beweggründe für die Forderung nach Jungfräulichkeit längst obsolet. Jetzt geht es nur noch um den obskuren Begriff der "Ehre" - wobei meiner Meinung nach der wichtigste Beweggrund die Angst vor dem Vergleich ist ("Was ist, wenn meine Frau/mein Mann mit einem meiner Vorgänger mehr Spaß hatte...?"). 

Interessant ist, dass dieses Ideal dann allerdings oft mit allerlei Doppeldeutigkeiten umgangen wird. So ist es manchen Muslimen gestattet eine Zeitehe einzugehen - d.h. ein Mann kann eine Frau (Prostituierte) für eine Stunde "heiraten" und verstößt so nicht gegen heilige Gebote. Viele Gläubige - auch in der christlich-amerikanischen "Purity-Bewegung" haben einfach bis zur Ehe ausschliesslich Oral- und Analverkehr und bleiben so "rein" und "jungfräulich" bis zur Ehe... . Sex ist ja auch etwas, was den Partner nicht "abnutzt" oder "entweiht" - warum also das ganze Bohei? 

Ob man also sein modernes Leben nach den Buchstaben uralter Schriften und Gebräuche richtet und ein schlechtes Gewissen haben muss, weil man nicht mehr lebt wie vor tausend und mehr Jahren, muss jeder für sich entscheiden bzw. sich überlegen, ob er sich von anderen Menschen (Pfarrer, Imam, Rabbi oder sonstwem) sein Leben diktieren lassen möchte. 

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein begrüßen es, wenn die Frau/der Mann auch noch andere Erfahrungen hatte, denn sonst fragen sich 

viele erst später, wie es denn mit einem anderen Partner wäre und gehen irgendwann fremd... . Da Sex auch ein wichtiger Faktor in einer Beziehung ist (auch wenn einige Moralapostel und Fantasie-Romantiker dies immer wieder bestreiten), sollte man sich auch im Bett verstehen. Hier den Partner erst zu heiraten und dann herauszufinden, ob man die gleichen Vorstellungen von gutem Sex hat, ist als würde man an der Schiessbude versuchen einen Treffer zu landen - blind und mit nur einem Schuss. Viel Glück dabei... . 

Die Vorstellungen einer romantischen Hochzeitsnacht zweier Jungfrauen ist in der Praxis dann auch weit weniger romantisch als verkrampft, bemüht und peinlich - dann lieber eine(n) Partner(in) mit Erfahrung. 

Seid nett aufeinander! 

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Tätigkeit als Life-Coach und Fachbuch-Autor
Rodrigo23  26.10.2016, 09:43

Ich liebe diese Antwort! Vielen Dank dafür! <3

1